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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Tropfen auf. «Ihre? Wohl kaum seine, nehme ich an?»
    Dies sagte er so leichthin, dass sie lachen musste.
    Er stand auf, den Schmuck noch in der Hand, und verbeugte sich vor ihr. «Mein Name ist Lewis Culloden, Lord Culloden. Major der Royal Horse Guards, wenn mir danach ist, was nicht oft der Fall ist.»
    Sie schaute zu ihm auf. «Lady Campion Lazender, Mylord.» Auch das fand sie witzig, dass sie sich auf der Wiese kniend vorstellte. Sie wünschte, sie könnte mit diesem verrückten Hin und Her zwischen Weinen und Lachen aufhören, wünschte, sie hätte Hunde mitgenommen, der Stallbursche wäre gekommen, der schreckliche Mann mit seiner triefenden Nase hätte sie nicht begrapscht. Sie weinte.
    Lord Culloden ließ sie weinen und wartete, bis ihre Schluchzer verklangen. Dann räusperte er sich und fragte erstaunt: «Sie sind Lady Campion Lazender?»
    «Ja, Mylord.» Sie schämte sich ihrer Tränen, schämte sich des Ganzen. Sie hatte das vage Gefühl, es sei alles ihre Schuld, und das ärgerte sie, denn sie wusste, dass dem nicht so war.
    «Von Lazen Castle, Mylady?»
    Sie nickte. «In der Tat, Mylord.»
    «Meine Verehrteste! Gütiger Himmel!» Plötzlich wirkte er ziemlich verdattert, als würde der heilige Georg, nachdem er die Jungfrau gerettet hat, entdecken, dass er zu schüchtern war, um mit ihr zu reden. Er wurde rot und schaute auf die im Gras zusammengebrochene Gestalt. «Er muss verrückt gewesen sein!», platzte es aus ihm heraus.
    Sie versuchte aufzustehen, stolperte, weil sie die Hände brauchte, um den Mantel zuzuhalten, und Lord Culloden trat zu ihr, um sie am Arm zu fassen, als wäre sie aus Porzellan. Sie lächelte ihn dankend an. «Haben Sie Wasser dabei, Mylord?»
    «Wasser?», sagte er, als hätte sie nach dem Mond gefragt. «Ah! Wasser! Nein. Aber ich habe Rum, Mylady.»
    «Könnte ich einen Schluck haben?»
    Er ging zu seinem Pferd, und Campion durchfuhr wieder ein Schaudern voller Abscheu, als sie den gekrümmten Hals und den reglosen Leib ihres Angreifers sah.
    «Mylady?» Nervös reichte Lord Culloden ihr eine Taschenflasche. Sie konnte den Mantel nicht loslassen, und er schien ihre missliche Lage zu begreifen und hielt ihr die Flasche an den Mund.
    Sie erstickte fast. Mit dem ersten Schluck spülte sie sich die Übelkeit von der Zunge, spuckte ihn wieder aus, dann trank sie einen Schluck des scharfen Alkohols. Sie sah das lächelnde, besorgte Gesicht ihres Retters und wurde von Wärme und Dankbarkeit überschwemmt.
    Er führte sie zu dem Phaeton, sodass sie sich an die zertrümmerte, umgestürzte Kutsche lehnen konnte. Er lächelte. «Und wie schaffen wir Sie jetzt nach Hause? Können Sie reiten?»
    Sie nickte.
    «Und was haben Sie so ganz allein auf der verdammten Heide gemacht?» Er tätschelte ihren Braunen den Hals. «Ich dachte, schöne Jungfern würden sich von solchen Orten fernhalten. Zu viele Drachen!»
    «Anscheinend», sagte sie. «Es war immer sicher.»
    «Das hat König Harold auch über Hastings gesagt.» Er grinste. Die Sonne schien strahlend auf die goldenen Schnüre und Litzen seiner Uniform. «Dann werden Sie mein Pferd reiten, Mylady, und ich nehme Ihre.» Einer der Braunen zitterte, das Weiß seiner Augen war zu sehen. Lord Culloden fuhr dem Pferd mit der behandschuhten Hand über den Rücken. «Haben Sie sich genug erholt, Mylady?»
    Sie nickte. «In der Tat, Mylord, haben Sie vielen Dank.»
    «Dank des Rums, Lady Campion.» Er lächelte. «Ist es weit nach Lazen?»
    «Nein, Mylord.» Trotz seiner protzigen Uniform war er ein einfacher, ehrlich aussehender Mann. Sie konnte sich ihn im Sattel bei der Jagd vorstellen, ein Squire mit einer Stimme, die gegen den Wind über zwei nasse Felder trug. Diese Begegnung mit der Tochter einer der ersten Familien Englands hatte ihn offensichtlich eingeschüchtert. Seine leicht verhüllten Augen verliehen seinem Gesicht einen Hauch humorvoller Trägheit, was darauf hinwies, dass der Mann einen schrägen Witz besaß. Auf den ersten Blick war er keine besonders stattliche Erscheinung, doch in diesem Augenblick war er für Campion imposanter als der heilige Georg und alle Engel miteinander. Sie stieß sich von der Kutsche ab. «Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn wir jetzt nach Lazen reiten könnten, Mylord.»
    «Dann reiten wir nach Lazen. Mir würde nicht im Traum einfallen, woanders hinzureiten.» Er führte sein Pferd zu ihr. Sie zitterte immer noch. Ihr Blick fiel auf das klaffende Loch in der Kehle ihres Angreifers, und sie

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