Die dunklen Engel (German Edition)
Mädchen?»
Mrs. Pail zuckte die Achseln. «Ich kann kurz vor Weihnachten kein Mädchen auf die Straße setzen, Mr. Larke! Das wäre äußerst unchristlich!»
«In der Tat.» Er stand auf, um ihr zu bedeuten, dass das Gespräch beendet war. «In der Tat, behalten Sie sie im Haus, Mrs. Pail, so lange Sie wünschen.» Er wusste, wie loyal Abigail ihren Mädchen gegenüber war. Sie unterrichtete die, die nicht lesen und schreiben konnten, und sorgte stets dafür, dass diejenigen, die kein Mitglied der anglikanischen Kirche waren, ihren Katechismus lernten und von einem Bischof, der zu den Stammkunden des Hauses gehörte, konfirmiert wurden. Am Tag führte der Bischof die Mädchen in den Himmel, und in der Nacht revanchierten sie sich dafür.
Larke beugte sich über ihre dicken, stark beringten Finger. «Ich bleibe noch einige Augenblicke.»
«Natürlich, Mr. Larke.» Sie lächelte kokett. «Wünschen Sie Gesellschaft?»
Er schüttelte den Kopf. «Nein, vielen Dank.»
Als sie gegangen war und die Tür hinter sich wieder abgeschlossen hatte, nahm er aus seiner Westentasche eine Nachricht, die ihn im Unterhaus erreicht hatte. Er öffnete sie, las sie zum dritten Mal, dann warf er sie in den Kamin, wo ein Haufen Kohlen glühte. Er sah zu, wie der Brief sich kräuselte, verbrannte und in zitternde Fetzen schwarzer Asche zerfiel.
Chemosch hatte nicht erfüllt, wozu er angetreten war.
Larke starrte ins Feuer.
Chemosch hatte versprochen, dass die junge Frau niemals heiraten würde, weil sie pockennarbig und verunstaltet sein würde, und doch war sie weder das eine noch das andere. Sie besaß immer noch ihre Schönheit und ihre Jungfräulichkeit. Chemosch hatte sein Versprechen nicht gehalten.
Larke legte den Kopf zurück, sodass seine gewellten schwarzen Haare auf Mrs. Pails Rückenlehne durcheinandergerieten, und er überlegte, wann der Zigeuner das nächste Mal kommen würde, der Bote zwischen Larke und Marchenoir, der die codierten Briefe, die außer ihnen niemand lesen konnte, überbrachte. Larke hoffte, dass er bald kam, denn er musste die Nachricht von Chemosch über Marchenoir an Luzifer weiterleiten. Luzifer musste entscheiden, was nun zu tun war. Die zeitliche Abstimmung des ganzen Unternehmens war wie der Mechanismus eines Chronometers, schimmernd, kostbar und exakt. Chemosch drohte zu versagen.
Sie durften nicht scheitern. Valentine Larke starrte ins Feuer. Sie konnten nicht scheitern. Lord Werlatton wurde von Moloch gejagt, Sir Julius von Belial, und Lady Campion von Chemosch, und das Schöne daran war, dass keines der Opfer seinen Jäger kannte. Er nahm einen Schluck Wein und dachte an Chemosch. Der Mann hatte nicht getan, was er versprochen hatte, doch noch hatte er nicht unbedingt versagt. Und, dachte Larke grimmig, er würde auch nicht versagen. Sie waren die Gefallenen Engel, und sie versagten nicht.
Er würde auch bei Sir Julius nicht versagen. Bei diesem Gedanken lächelte er und trank noch etwas Wein. Sir Julius hatte den Köder geschluckt und hing am Haken, Larke konnte ihn jederzeit nach Belieben an Land ziehen. Es konnte bis nach Weihnachten warten, dann würde Belial zuschlagen, und die Gefallenen Engel würden den unsichtbaren Ring, der Lazen Castle die Luft abschnürte, enger zusammenziehen. Er lächelte und trank auf den Sieg, der auf Weihnachten folgen würde, auf den Sieg, der die Gefallenen Engel zum Tag von Luzifer und zu Lazens Niedergang führen würde.
Onkel Achilles ließ die blauen Bänder durch seine Finger gleiten. «Die willst du tragen?» Sein Tonfall ließ darauf schließen, dass sie sie seiner Ansicht nach besser verbrannte.
«Ich trage überhaupt nichts, wenn du jetzt nicht bald gehst.»
« Ma chère , ich bin viel zu alt, um von einer Frau erregt zu werden, die sich ankleidet, geschweige denn auszieht. Abgesehen davon hast du wohl vergessen, dass ich immer noch Geistlicher bin. Sie haben mich nie des Priesteramts enthoben.»
«Und ich entblöße mich nicht, solange du hier bist. Geh.» Sie lächelte ihn an und gab ihm einen Kuss auf beide Wangen. «Ich bin froh, dass du gekommen bist.»
Er lächelte. «Und froh, dass meine Mutter nicht gekommen ist?»
«Sie wäre willkommen gewesen.»
Er lachte. «Ich mag deinen Lord Culloden.»
«Er ist nicht mein Lord Culloden.»
Mrs. Hutchinson legte ein Kleid aus weißem Crêpe mit Brüsseler Spitzen an Hals und Manschetten aufs Bett. Onkel Achilles betrachtete es lächelnd. «Ein Hochzeitskleid?»
«Geh
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