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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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sagt, er hat nicht die Pocken, und er ist politisch zuverlässig!»
    Sie hatte geahnt, dass er ihr diese Frage stellen würde, als er den Anwalt so schroff entlassen hatte. Sie schwieg.
    Ihr Vater leerte sein Glas. «Du hast die letzten zwei Monate so elend ausgesehen wie ein Jagdhund ohne Witterung. Magst du ihn?»
    «Ich mag ihn, Vater.» Doch wie konnte sie ihrem Vater von ihrem schändlichen Betragen erzählen? Von der Erinnerung daran, wie sie am Weihnachtsmorgen in die lange Galerie gegangen war, in der Hoffnung, ein Dienstbote würde dort auf sie warten. Wenn sie daran dachte, zuckte sie jedes Mal innerlich zusammen wegen der qualvollen Peinlichkeit der ganzen Situation. «Ich mag ihn wirklich.»
    «Wenn du das nicht trinkst, dann gib es mir.»
    Sie trank einen Schluck und verzog das Gesicht. «Hier.»
    Er lachte, nahm das Glas und trank es leer. «Er will dich heiraten. Hat dagestanden wie ein frischgeborenes Fohlen, mit einwärtsgestellten Beinen und äußerst schüchtern, und hat um die Ehre gebeten, um deine Hand anhalten zu dürfen. Gottverdammt, Mädchen, es ist eine Ehre. Du bist das hübscheste Füllen im ganzen Land.»
    «Vater!»
    Er streckte ihr die Zunge raus. «Ich habe ihm gesagt, er solle einen Monat warten. Bis dahin würde Scrimgeour alles über seine Abstammung herausgefunden haben, und du kannst mir deine Antwort geben. Und?»
    Sie zuckte die Achseln. «Ich weiß es nicht, Vater.»
    Er beobachtete, wie sie zurück zum Fenster ging, und seufzte. «Du willst Gewissheit?»
    Sie nickte. «Vermutlich.» Auf den beschlagenen Teil des Fensters, außerhalb seiner Sichtweite, hatte sie ein Herz gemalt. Jetzt durchbohrte sie das Herz mit einem Pfeil. An das gefiederte Ende des Pfeils schrieb sie ihre Initialen, C. L. Langsam, beklommen, schrieb sie neben die Spitze des Pfeils ein C, dann zog sie die gekrümmte Linie weiter und machte ein G daraus. Voller Scham wischte sie es aus, schalt sich dafür, konnte es sich nicht erklären und wünschte, sie besäße den Verstand und die Sachlichkeit, die alle anderen in ihr zu sehen behaupteten.
    Ihr Vater klopfte neben sich aufs Bett. «Komm her und setz dich.»
    Er schaute auf das Porträt seiner Frau und dann auf Campion. «Würdest du sagen, dass deine Mutter und ich glücklich verheiratet waren?»
    Sie nickte. Nur als ganz kleines Kind hatte sie die beiden zusammen erlebt, doch sie erinnerte sich an ihr Lachen.
    Er lächelte. «Ich wusste nicht, ob ich das Richtige tue. Und ich weiß, dass Madeleine sich nicht sicher war. Gewissheit gibt es nicht.»
    «Nicht?»
    «Nein.» Er schüttelte den Kopf. «Aber wir waren glücklich. Man wächst hinein. Es ist eine Verantwortung. Gott, ich werde ja richtig ernst. Scheint, als würde der Tod sich an mich heranschleichen.»
    Sie lächelte, weil er wollte, dass sie lächelte. Sie nahm seine Hand und sah, wie dünn sie war und dass sein Ehering ihm lose auf dem Finger steckte. Sie hob seine Hand an ihre Lippen und küsste sie. «Ich liebe dich, Vater.»
    «Himmel! Willst du, dass ich weine?»
    «Nein.»
    Er lächelte. «Kannst du Lewis lieben?»
    «Sollte ich?»
    Er zuckte die Achseln. «Ich weiß nicht, Kind. Ich weiß nur eines. Ich werde sterben, und sämtliche Lügner in England können das nicht verhindern. Und wenn ich sterbe, mein Kind, dann fallen sie über Lazen her wie die Wölfe. Und wenn Toby dann tot ist, wirst du Julius daran hindern müssen, Lazen das Fleisch von den Knochen zu reißen.»
    «Toby sollte nach Hause kommen.»
    «Ich weiß. Aber der verdammte Paunceley will ihn, und der verdammte Paunceley hat ihn in seinen Diensten. Du kannst Toby keinen Vorwurf machen, mein Kind, denn ein junger Mann sollte hinausgehen und der Welt die Stirn bieten. Also lass ihn.» Er drückte ihre Hand. «Aber wenn Toby stirbt, dann werden sämtliche Halunken im ganzen Königreich versuchen, sich Lazen unter den Nagel zu reißen. Du wirst einen Mann an deiner Seite brauchen, einen guten Mann, einen starken Mann.»
    «Weil ich bloß ein Mädchen bin? Nichts als Kopfschmerzen und Haarnadeln?»
    Er lachte. «Nichts als Brüste und Probleme, was?»
    «Vater!»
    Er lachte wieder, doch dann erstarb das Lachen in einer schmerzverzerrten Miene. «Und wenn du stirbst, mein liebes Kind, und Frauen sterben leicht im Kindbett, denk an deine Mutter, dann muss ich wissen, dass ein guter und starker Mann das Schloss gegen die verdammten Halunken hält.»
    «Willst du, dass ich Lewis heirate, Vater?»
    «Gibt es einen anderen?»,

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