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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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einen geheimen Krieg gegen die Feinde Englands auf dem ganzen Erdball. Er tat dies, trotz seiner erklärten Abneigung gegen den König, wie Owen fand, hervorragend.
    Lord Paunceley lehnte sich zurück. Sein alter, dünner Körper war in einen schweren, pelzbesetzten Umhang gehüllt, der so groß war, dass er mit seinem langen Hals und seinem hässlichen forschenden Kopf einer uralten, bösen Schildkröte unheimlich ähnlich sah. Im Kamin prasselte ein Feuer. Vorhänge und geschlossene Fenster sollten die winterliche Zugluft in Whitehall abhalten. «Also, erzählen Sie mir, was Ihr junger Narr Werlatton in Paris gemacht hat. Ich habe ihn nicht nach Paris geschickt. Er ist wirklich ein Narr. Ich hätte ihn nach Wales schicken sollen, das wäre eine rechte Strafe gewesen.»
    Geraint Owen dachte nicht daran, den Köder zu schlucken. Er war so dünn wie sein Herr und hatte einen Schopf schwarzer, ungebärdiger Haare, die ihm in die Stirn fielen. Er wedelte mit Toby Lazenders Brief durch die Luft. «Er war in Privatangelegenheiten dort, Mylord.»
    «Privatangelegenheiten!» Lord Paunceley spuckte das Wort förmlich aus. «Seine einzige Privatangelegenheit ist die, den Hosenlatz aufzuknöpfen und Lazen einen Erben zu schenken. Falls er dazu in der Lage ist.»
    Geraint Owen verzichtete auf die Bemerkung, dass Lord Werlatton womöglich genau das getan hätte, wenn Lord Paunceley nicht die Gelegenheit genutzt hätte, ihn in seine Dienste zu nehmen. Männer, die Französisch so fließend sprachen wie ihre Muttersprache Englisch, waren in diesem Geschäft rar, rar und kostbar. «Er ist nach Paris gegangen, Mylord, um einen der Männer umzubringen, die seine Braut auf dem Gewissen haben.»
    Lord Paunceley starrte Owen an. Auf dem Gesicht Seiner Lordschaft, das an zerfurchtes altes Leder erinnerte, erschien ein Ausdruck spöttischen Staunens. «Gott in seinem verrückten Himmel! Er war dort, um einen Mann zu töten, der seine Braut umgebracht hat?»
    Owen nickte. Der Waliser befleißigte sich einer maßvollen Zurückhaltung, die er sich als Freischüler zu eigen gemacht hatte, doch hinter dieser Zurückhaltung verbarg er, wie Paunceley wusste, einen messerscharfen Verstand. Owen war der einzige Mann, der Lord Paunceley beim Schach herausfordern konnte. Seine walisische Stimme war sanft und freundlich. «Er schreibt auch, Mylord, dass die Franzosen versucht haben, ihn festzunehmen.»
    «Man kann ihnen keinen Vorwurf machen», sagte Paunceley trocken. «Wer so rote Haare hat, gerät leicht in Schwierigkeiten.»
    «Sie hatten keinen Grund, Mylord. Wir waren zu dem Zeitpunkt nicht im Krieg, und sie konnten noch nicht wissen, dass dieser Brissot tot war. Er glaubt, Mylord», hier zuckte Owen die Schultern, als würde er nicht ganz glauben, was er in Tobys Brief gelesen hatte, «dass die Franzosen ein besonderes und eigentümliches Interesse an seinem Haushalt haben.»
    Lord Paunceley begann zu lachen; ein krächzendes, heiseres, schreckliches Lachen, das anwuchs wie das Geschnatter eines fremdartigen Vogels. «Er glaubt was?»
    «Er schreibt, Mylord, dass der Tod seiner Braut ungewöhnlich war. Sie wurde nicht zufällig ausgewählt, sondern mit großer Sorgfalt. Und er führt seine eigenen Erfahrungen in Paris an. So behauptet er, dass ihm die Namen ihrer Mörder genannt wurden, um ihn in die Falle zu locken.» Owen wedelte mit dem Brief. «Es steht alles hier drin.»
    «Sein Hirn ist benebelt. Er muss walisisches Blut haben.»
    «Das haben die meisten der vornehmen Familien, Mylord», bemerkte Owen sanft und mit Genugtuung. Er wurde mit einem dünnen Lächeln belohnt.
    «Fahren Sie fort.»
    Owen legte den Brief auf den Tisch Seiner Lordschaft. «Sie selbst haben uns gewarnt, dass die Franzosen, wenn es zum Krieg kommt, in diesem Land nach einer Geldquelle suchen würden. Könnten sie versuchen, das Vermögen von Lazen an sich zu bringen?»
    «Pah!» Lord Paunceley starrte den Waliser an. «Sie sollten nicht auf mich hören, ich bin ein alter Narr.»
    Geraint Owen strich sich die Haare aus dem Gesicht. Im Zimmer war es drückend heiß. Das Feuer würde auch im August noch brennen. «Lord Werlatton bittet Sie, seine Vorschläge in Erwägung zu ziehen, Mylord.»
    Lord Paunceley nahm Tobys Bericht zur Hand, als wäre er mit dem Schwarzen Tod besudelt. «Bittet mich! Vorschläge! Zweifellos, Mr.   Owen, möchte er, dass die Mittel seiner fetten britischen Majestät für seine eigenen privaten Zwecke abgezweigt werden, falls er welche

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