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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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sie sich kennengelernt hatten. Sie dachte an die Knochen auf Two Gallows Hill, dachte daran, dass ihr Vater gesagt hatte, Gewissheit gebe es nicht. Und sie dachte an L. C. und C. L., in Scharlachrot auf einen Spiegel geschrieben.
    Er lächelte. «Ich weiß, was Sie von London halten, und würde Sie nicht bitten wollen, dort zu leben, und …»
    «Lewis!»
    Überrascht hielt er inne.
    Lächelnd schüttelte sie den Kopf. Plötzlich empfand sie Mitleid mit ihm. Er hatte alles getan, was er konnte, um diesen Tag zu etwas Besonderem zu machen und sie an einen verzauberten Ort zu bringen, damit es ein Tag sei, dessen Erinnerung sie in Ehren halten könnte, nur um zu erleben, dass sie nüchterne, vernünftige Vorschläge wollte, statt eines Augenblicks, der mit Gold bekränzt sein sollte, so glorreich wie das Gold um das Wappen von Lazen auf dem Bug des Bootes. Sie holte tief Luft. Ihre Entscheidung war natürlich vor Wochen gefallen, als Cartmel Scrimgeour das Schloss besucht und den Ehevertrag aufgesetzt hatte. Das Gespräch in dem Kahn war nur eine höfliche Formalität, und sie musste ihre Rolle so edel spielen wie Lewis. Die Worte schienen große Anstrengung zu erfordern, doch sie schaffte es, ihrer Antwort eine lächelnde Gewissheit zu geben. «Natürlich, Lewis, natürlich!»
    Er starrte sie an.
    Sie lächelte. «Ja!»
    «Sie meinen … du meinst?»
    «Ich meine ja! Ja!» Mit offenem Mund starrte er sie verblüfft an, und sie lachte. «Hast du erwartet, ich würde nein sagen?»
    «Ich dachte …»
    «Was?»
    «Dass ich deiner nicht wert bin.»
    «Lewis!» Sie nahm seine Hand. Wie konnte sie ihm sagen, dass sie seiner nicht wert war, dass sie Gedanken von solcher Schändlichkeit hegte, dass sie es sich selbst kaum eingestehen konnte? Just an diesem Morgen, als ihr Vater ihr Tobys Brief gegeben hatte, hatte ihr erster Gedanke da nicht dem Zigeuner gegolten? «Lewis», sie musste überlegen, was sie unter diesen Umständen sagen musste. «Ich habe großes Glück mit dir!»
    Er drückte ihre Hand und schaute ihr verschämt in die Augen. «Ich habe viel darüber nachgedacht.»
    «Ich weiß.»
    «Und ich werde alles tun, um dich glücklich zu machen. Das weißt du, oder?»
    «Selbstverständlich!» Warum kam ihr das alles nur so unwirklich vor?
    Er zog sie auf den Kissen unbeholfen an sich, umarmte sie und küsste sie auf den Mund.
    Sie schloss die Augen.
    Sie war noch nie so geküsst worden. Oft hatte sie sich vorgestellt, wie es wohl sein würde, und fragte sich jetzt, warum daran nicht der leiseste Hauch von Magie war. Sie drückte ihre Lippen an seine. Ob der Zauber später kam? Sein Schnurrbart war ihr unangenehm, er stach und kitzelte. Von einer Pferdeschnauze liebkost zu werden war eindeutig schöner.
    «Meine liebe Campion.» Er lehnte sich zurück, langte über ihre Schulter und zog an den Schnüren des letzten Vorhangs, sodass der grüne Stoff herunterfiel und es schien, als wären sie in einem geschlossenen, lichterfüllten Zelt, das auf dem Wasser lag. «Meine liebe, liebe Campion.»
    Sanft zog er sie näher, und seine Hände strichen zart über ihr Gesicht und ihren Hals, und er küsste ihre Augen, ihre Wangen, ihren Mund. Sie wusste, dass er sanft war, und überlegte, warum sie so ein schreckliches, furchtbares Bedürfnis hatte zu lachen. Seine Küsse drückten ihre Lippen gegen ihre Zähne. Sie fühlte sich schrecklich unbehaglich. Dann spürte sie, wie seine Hand ihren Körper hinunterglitt. «Nein, Mylord.»
    Lächelnd streichelte er ihre Brüste, seine Hände glitten über den glatten Seidenstoff ihres Kleids. «Nein?»
    Sie umschlang ihn mit den Armen und zog ihn an sich.
    Seine Hände, denen ihre Brüste versagt worden waren, glitten zu ihren Oberschenkeln, und sie musste feststellen, dass sie schon wieder lachen wollte. Es war so dumm! Dieser ganze Wirbel ums Heiraten und Kinderkriegen! Seine Hand wanderte weiter hinauf, und sie schob ihn von sich weg. Sie lächelte. «Nein.»
    Irgendwo im Hinterkopf lachte ein großer, schwarzhaariger Mann mit blauen Augen über sie. Sie vertrieb das Bild, zornig auf sich selbst, setzte sich auf und strich sich die Haare glatt. «Wenn ich heirate, Mylord, dann komme ich zu dir», sie zögerte, «so, wie du deine Braut haben möchtest.» Gott, dachte sie, ist das alles peinlich! «Außerdem.» Sie lächelte.
    «Außerdem was?»
    «Die Dienstboten! Die werden Gott weiß was denken!» Sie zog einen Vorhang auf und schnürte ihn fest.
    Er löste den Knoten wieder.

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