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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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Dienstmädchen runzelte die Stirn. «Ich weiß genau, dass ich die Tür da zugemacht habe!» Sie ging an das Ende der Galerie, wo durch die hinterste Tür, die Tür zu dem Spukzimmer, Zugluft hereinkam. «Das muss der Geist sein, Mylady.»
    «Ja.»
    «Ich weiß genau, dass ich sie vorhin zugemacht habe!» Energisch zog sie die Tür zu. «So. Haben Sie Ihr Buch, Mylady?»
    Campion hatte irgendein Buch von einem Tisch genommen. «Ja.»
    Edna lächelte nervös. «Sie sehen aus, als hätten Sie den Geist gesehen!»
    Campion lächelte. «Ins Bett, Edna.» In ihrem Zimmer dachte sie voll Trauer über das nach, was an diesem Tag geschehen war und was nicht geschehen war. Was war das nur für ein Mann, der sich selbst als Pferdemeister bezeichnete und sich doch wie ein Geist in den prächtigen Räumen bewegte? Eine Sekunde länger, und sie hätte ihre Stellung vergessen, nur eine kurze Sekunde, und sie hätte die Hochzeit vergessen, die jetzt ausgemacht war, und hätte in seinen Armen gelegen.
    Sie zog sich aus, um zu Bett zu gehen, und selbst in ihrem Zimmer konnte sie den Wind hören, der gegen das Schloss anstürmte. Er kam aus Nordwesten, vom Meer jenseits von Wales, hatte sich über den Hügeln weiter aufgepeitscht und war vom Regenwasser schwer geworden.
    Er hämmerte an die Fenster, riss in den Wäldern Äste zu Boden und fegte Dachstroh von den Cottages.
    Er packte den Kahn und hob ihn zu seiner letzten Reise aus dem Schlamm. Die prächtige Barkasse kippte vollends um, trieb noch eine Weile und sank dann langsam auf den Grund. Die Kissen trieben umher. Ungesehen tanzten die leeren Flaschen auf dem dunklen See. Essensreste, Kristall, silberne Gabeln und Messer, das weiße Leinen, alles war im tosenden Sturm vom Tisch gerutscht.
    Am Morgen ragte aus dem mit Zweigen und Ästen übersäten See nur noch eine Ecke des leuchtenden Pavillons aus dem grauen Wasser. Campion sah es, sah das Licht, das sich hell auf dem weißen Lack brach, doch sie sprach mit niemandem über das Schicksal des Kahns, es sollte unausgesprochen bleiben, genau wie das Wort Liebe am Tag zuvor ungesagt geblieben war. Die Würfel waren gefallen, ihr Versprechen war gegeben, ein Mann musste vergessen und ein Leben gelebt werden. Sie würde heiraten.

9
    An dem Tag, bevor Lord Culloden nach London abreiste, wurden die Knochen, die auf Two Gallows Hill gehangen hatten, ins Schloss gebracht. Dort wurden sie in einem Steintrog zerstampft, und das gesiebte Pulver wurde, getreu den Worten des Grafen, den Schweinen unter das Futter gemischt. Der Graf erklärte, er freue sich sehr auf den Speck. Campion, die damit beschäftigt war, Gratulationsbriefe zu beantworten, versuchte den Jubel, mit dem ihr Angreifer endgültig vernichtet wurde, zu ignorieren.
    Am nächsten Tag, dem Tag von Lord Cullodens Abreise, traf zu ihrer Freude der neue Phaeton ein, den sie in London bestellt hatte. Er war noch eleganter, noch gefährlicher als der alte. Simon Burroughs betrachtete misstrauisch die schimmernde, zerbrechliche Kutsche, die auf einem großen Wagen gebracht und mittels Holzplanken auf dem Vorhof abgeladen worden war. «Sieht aus wie ein Krähennest auf Rädern, Eure Ladyschaft.»
    Sie lachte. «Er sieht schnell aus, Simon!»
    «Oh, schnell! Ja, schnell, allerdings», sagte er unschlüssig. «Aber wenn Sie damit über einen Stein holpern, Mylady, dann ist er nur noch Zunder für die Feuer im nächsten Winter.»
    Sie bestand darauf, dass die Braunen, deren Fell kurz und glänzend war, vor die Kutsche gespannt wurden. Burroughs war gerade damit beschäftigt, die Pferde rückwärts an ihren Platz zu führen, da sah er erleichtert Lord Culloden auf sie zukommen. Seine Lordschaft strich mit seinen behandschuhten Fingerspitzen über die Enden seines Schnurrbarts und umrundete die neue Kutsche. «Phantastisch! Phantastisch!»
    «Fahren Sie mit Ihrer Ladyschaft aus, Mylord?», fragte Burroughs hoffnungsvoll.
    «Selbstverständlich! Warum nicht?» Er lächelte Campion an. «Rattern wir hinunter nach Periton, meine Liebe?»
    Campion, die die Kutsche auf eigene Faust bestellt hatte, hatte auch die Erste sein wollen, die sie fuhr, doch sie gab bereitwillig nach. Die traurige Wahrheit war, dass Burroughs, wie alle Männer auf Lazen, nicht glaubte, dass eine Frau so gut fahren könne wie ein Mann.
    Lord Culloden reichte ihr die Hand und half ihr auf den mit Knöpfen besetzten Ledersitz. Sie spürte, wie die Kutsche schwankte, als ihr Verlobter aufstieg und sich neben sie setzte. Er

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