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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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brachte die Befürchtung zum Ausdruck, statt sein Offizierspatent zu verkaufen, werde Seine Lordschaft sicher erfahren, dass das Regiment in den Krieg ritt, und sich ihnen als echter Engländer anschließen wollen. Lord Culloden lächelte sie an. «Wenn dies geschieht, meine Teuerste, bringe ich tausend Banner, um sie Ihnen zu Füßen zu legen.»
    Mrs.   Hutchinson lachte und nahm die Näharbeit zur Hand, die auf ihrem Schoß lag. «Nicht zu zerfetzt von Ihrem Säbel, hoffe ich!»
    «Und für dich, meine Liebe», er hob Campions Hand und küsste sie, «bringe ich die Krone Frankreichs, die Frankreich verschmäht, und mache dich zur Königin.»
    Sie lachte und sah, wie sich die Haut an seinem Hals über den Kragen wölbte. In zehn Jahren, dachte sie, ist er so fett wie Butter. Er lächelte sie an. «Darf ich dich um einen Gefallen bitten, Mylady?»
    «Selbstverständlich, Mylord.»
    Er ging zu einem der vielen Tische in der langen Galerie und nahm ein kleines, gerahmtes Porträt von Campion zur Hand. «Darf ich dies mitnehmen als Vorgeschmack auf kommende Freuden?»
    Das Gemälde war vor drei Jahren entstanden, und Campion trug darauf ein Kleid aus cremefarbener Seide. Vor der Brust hielt sie einen Strauß blassrosafarbener und roter Lichtnelken, und in ihrer Miene spiegelten sich Schüchternheit und Entzücken.
    Mrs.   Hutchinson lächelte. «Das ist mein Lieblingsbild von ihr!»
    Lord Culloden betrachtete das Porträt in seinem vergoldeten Rahmen. «Es ist sehr schön, Mylady, doch es wird dir nicht gerecht. Aber ich würde dich trotzdem gern um den Gefallen bitten.»
    Sie lachte. «Dann nimm es, Mylord, von ganzem Herzen.» Dabei wanderten ihre Gedanken zu einem anderen Mann, der in diesem Raum gestanden und das Porträt der Nymphe betrachtet hatte, und als sie sah, wie Lord Culloden das kleine Bild an sich nahm, wünschte sie von ganzem Herzen, es wäre der große, dunkle Mann, der ihr Bild zur Erinnerung mitnähme.
    Er reiste im Frühlingssonnenschein ab. Sobald die Kutsche zwischen den Torhäusern verschwunden war, ging Campion zu ihrem Vater. Sie hatte es sich in diesen Tagen zur Pflicht gemacht, ihn zu waschen, sich mit Caleb Wright um Blut und Schmutz zu kümmern und ihrem Vater so die Liebe zu geben, die allein ihm seine Schmerzen und sein Sterben erträglich machte. Wenigstens, dachte sie, erlebt Vater, dass ich heirate, bevor er stirbt. Und dafür – wenn für nichts anderes sonst – war sie dankbar.

    Lord Egmont Paunceley war sehr zufrieden, als er so allein in seiner Kutsche saß. Ein Pelzmantel, den er sich als junger Mann gekauft hatte, als er an die Britische Botschaft in Moskau berufen worden war, hüllte ihn warm ein, und zu seiner Rechten stand ein Korb mit Köstlichkeiten: Ente in Aspik, Pasteten, ein Pflaumenkuchen und vier Flaschen guter Burgunder. Lord Paunceley befand sich auf einem Tagesausflug.
    Auf seinem Schoß lag ein Buch, eine prächtige Ausgabe der Histoire de dom B ., ein Exemplar illustrierter französischer Pornographie, das unter Sammlern verdientermaßen berühmt war. So viel schöner als die schlechtillustrierten, groben, unzivilisierten Arbeiten, die neuerdings aus Paris kamen. Es war in Mode gekommen, dachte er traurig, über perverse Bauern zu schreiben, während der Geschmack Seiner Lordschaft mehr zur Demütigung hochwohlgeborener Jungfrauen tendierte.
    An dem milden Frühlingstag waren viele Menschen gekommen und viele fliegende Händler, die lauthals Pasteten und Limonade feilboten. Lord Paunceleys Kutsche stand innerhalb einer abgetrennten Einfriedung. Er schloss das Buch, steckte es behutsam in eine Tasche und schob am Fenster zur rechten Hand den Vorhang zurück. Dabei nickte er vor Freude über das, was er sah.
    Die öffentlichen Tribünen waren gefüllt. Das war gut. Überdies war die Menschenmenge guter Stimmung, und das war interessant. Nichts zeugte besser vom Naturell des Landes als diese Menschenmenge. Lord Paunceley hob ein Glas Wein vor sein hässliches Gesicht. Höchst erstaunlich, die Zahl der anwesenden Menschen! Mussten die nicht arbeiten?
    Über die Wiese sah er Geraint Owen kommen, der bald darauf ans Fenster klopfte. Finster blickte er den Waliser an, als dieser in die Kutsche stieg. «Sie lassen Zugluft rein, Mann!»
    «Guten Morgen, Mylord! Ein schöner Morgen, nicht wahr?»
    «Passabel. Sie haben die Botschaften mitgebracht?»
    «Nein, Mylord, ich habe sie in die Themse geworfen.» Owen legte sie auf den Tisch, der vor Lord Paunceley

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