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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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dem Mann Zeit, über seine Missetaten nachzudenken, zu bereuen, seine Seele vorzubereiten.» Lord Paunceleys in Pelz gehüllte Schultern zuckten vor Lachen. «Also, wie expedieren wir Lord Werlatton eilig zurück nach London? Sagen Sie es mir ganz genau, damit ich Lazen beruhigen kann.»
    Der Gefangene würgte so laut, dass Lord Paunceley es hören konnte. Der Mann wand sich und zappelte, und die Menschenmenge jubelte anerkennend.
    Geraint Owen hatte sich in seinem Sitz zurückgelehnt, um die Todesqualen nicht mit ansehen zu müssen. Er schloss die Augen, löschte das Bellen der Menschenmenge aus und dachte stattdessen an die kleinen Schiffe, die den Kanal befuhren. Die Kriegsmarine war für diese Aufgabe gänzlich ungeeignet. Sich der Royal Navy zu bedienen bedeutete, einen Antrag an die Herren von der Admiralität zu stellen und Gott weiß wie viele lächerliche Fragen zu beantworten. Stattdessen beschloss der Waliser, sich eines der vielen Schmugglerschiffe zu bedienen, die die Gentry weiterhin mit Brandy und gutem Wein versorgten. «Die Lily of Rye kann innerhalb von zwei Wochen dort sein, Mylord.»
    «Die was?»
    «Die Lily of Rye , Mylord.»
    «Klingt wie eine fette Nutte. Und wo?»
    «In einem Dorf namens Saint Gilles. Es hat einen kleinen Kai, den wir schon einmal benutzt haben.»
    «Dann benutzen Sie ihn bitte wieder. An welchem Tag soll Werlatton sich dort einfinden?»
    Owen überlegte wieder. Sein bemerkenswertes Gedächtnis beherbergte, neben den unzähligen Einzelheiten des geheimen Kriegs, eine Gezeitentabelle des Kanals. «Er muss in den Nächten des Fünfzehnten und des Sechzehnten dort sein, Mylord. Die gewohnten Signale.»
    «Was auch immer das für Signale sind. Wie sehr Sie Ihre Arbeit doch genießen, Owen. Sehr schön. Ich schreibe Lazen und teile ihm mit, dass die Mittel seiner korpulenten Majestät auf dem Altar der Jungfräulichkeit seiner Tochter geopfert werden, und Sie informieren Lord Werlatton, dass er kommen und zusehen soll, wie seine Schwester ihre Reinheit verliert. Glauben Sie, sie ist Jungfrau, Owen?»
    «Ich habe nicht die geringste Ahnung, Mylord.»
    Seine Lordschaft kicherte. «Man darf es bezweifeln. So wenige junge Frauen sind es heute noch. Es ist aus der Mode gekommen, Owen, wie Allongeperücken. Bald ist es nur noch ein Wort im Lexikon, und man muss es den jungen Leuten erklären. Oh, wie traurig!» Die letzten Worte galten nicht dem Aussterben der Jungfräulichkeit, sondern der Tatsache, dass der Gefangene immer weniger zuckte und verschied. «Er geht! Erinnern Sie sich noch an den, der vier Stunden gebraucht hat?»
    «Den aus der Gascogne?»
    «Genau den.» Paunceley beobachtete den hängenden Mann und krauste die Stirn. «Er ist gegangen! Es war die Reise kaum wert, Owen.» Langsam zogen sich die Knie des Gefangenen nach oben. «Vom Gefangenen Seiner Majestät ist er zum Leichnam Seiner Majestät geworden. Glauben Sie, es würde dem vulgären Georg gefallen, wenn ich ihm die Leiche präsentierte? Mit einem Apfel im Mund?»
    «Ich würde es niemals wagen, Vermutungen über den Geschmack von Höhergestellten anzustellen, Mylord.»
    Paunceley lachte. «Der fette Georg steht nicht über Ihnen, Owen. Er hat es nicht einmal verdient, vor Ihnen auf dem Bauch zu kriechen. Nun, Saint Gilles? Am Fünfzehnten oder Sechzehnten?»
    «In der Tat, Mylord.» Owen hatte noch nie erlebt, dass Seine Lordschaft sich so für die Details einer Unternehmung interessierte.
    «Die fette Nutte?»
    «Die Lily of Rye , Mylord.»
    «Gut. Kümmern Sie sich um alles. Treiben Sie es voran!» Das schildkrötenartige Gesicht wandte sich Owen zu. «Ich nehme an, Lord Werlatton hat Ihnen gegenüber nicht mehr darüber gejammert, dass seine Familie drangsaliert wird?»
    Owen lächelte. «Nein, Mylord.»
    «Keine Geschichten über mit einer Kapuze bekleidete Männer, die seine Schwester bedrängen?»
    «Nein, Mylord.»
    Paunceley lachte. «Ich wusste doch, dass nichts dran war! Überhaupt nichts! Was für einen Unsinn junge Männer doch manchmal von sich geben!» Er wandte sich wieder zum Fenster und schaute zu, wie die Gehilfen des Scharfrichters hochkletterten, um den Toten abzuschneiden. Für so ein gutes Exemplar bekamen sie von einem Anatom leicht fünfzehn Guineen. Paunceley lächelte. «Ich habe die Absicht, noch zu verweilen und mir noch einige Baumelvergnügen zu gönnen. Ich glaube, wir haben heute Morgen zwei Frauen! Möchten Sie bleiben?»
    «Eure Lordschaft ist sehr freundlich …»
    «Sie waren

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