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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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durch eine glückliche Erbschaft ein finanziell unabhängiger Mann. Er war immer noch gut, um sich ab und zu bei ihm etwas zu leihen, für eine Flasche Champagner, selbst dafür, im Regen hinauszulaufen und eine Kutsche herbeizurufen, und niemand kam je auf den Gedanken, Valentine Larke könnte etwas zu tun haben mit den Männern, die verschwanden, die aus ihrem Land flohen, Selbstmord begingen, ihren letzten Morgen Land und ihre letzte mit Edelsteinen besetzte Anstecknadel versetzten.
    Er wurde Unterhausabgeordneter, kaufte in den Midlands einen Wahlkreis, den er nie besuchte, der ihn jedoch als Gegenleistung für sein Gold regelmäßig wieder ins Parlament wählte. Dies tat er nicht, um Ansehen zu erringen, sondern, weil die Illuminaten es angeordnet hatten. Sie hofften auf eine Revolution in England, ähnlich der, die sie in Frankreich angezettelt hatten, und Larke spionierte das Land für sie aus. Er war Politiker, er war Geschäftsmann, doch vor allem war er Jäger.
    Er jagte die Privilegierten, lockte die protzigen Bestien in seinen Garten irdischer Freuden und wählte dort seine Beute. Nur eines seiner Opfer war entkommen, Chemosch. Statt wegzulaufen oder zu kämpfen, hatte Chemosch Larkes Stärke erkannt und vorgeschlagen, sie sollten sich zusammentun. Chemosch ging dahin, wo Larke nicht hingehen konnte. Er hielt für Belial Ausschau nach Opfern. Sieben einträgliche Jahre jagten sie jetzt schon gemeinsam.
    Chemosch lächelte, als er in den nassen, steinernen Raum hinunterblickte. Durch eine Seitentür war ein Mädchen eingelassen worden. «Wer zum Teufel ist das?»
    «Eine Hure.» Larke stand im Schatten. «Eine von Abigails.»
    «Sie ist äußerst bezaubernd.»
    «Sie war bezaubernd.»
    Das Mädchen ging über den Steinfußboden, und das Rascheln ihres Kleids wurde bis zur Galerie hinaufgetragen. Sie hatte schimmerndes, schweres, dunkelbraunes Haar, das unter den Ohren zu Schlaufen gebunden und mit perlenbesetzten Klammern festgesteckt war. Ihr Gesicht war sinnlich, mit vollen Lippen und großen Augen.
    Sir Julius Lazender sah sie näher treten. Der Atem rasselte in seiner Kehle.
    Zwei Meter vor ihm blieb die junge Frau zwischen Harry Tipp und Abel Girdlestone stehen.
    Voller Abscheu starrte sie auf den nackten Mann, dann knöpfte sie langsam und mit Bedacht die Bänder ihres Mieders auf. Sie sprach kein Wort. Sir Julius leckte sich die geschwollenen, blutigen Lippen.
    Sie zog ihr Kleid herunter, um ihre narbigen Brüste zu entblößen, und ließ sich von Sir Julius anstarren. «Sie waren das.»
    In erbärmlichem, hoffnungslosem Leugnen schüttelte er den Kopf.
    Sie zog ihr Kleid hoch und verschnürte die Bänder wieder. Dann wandte sie sich Harry Tipp zu und streckte eine Hand aus. Aus der Tasche seiner Kniehose nahm der Neger eine Pinzette und legte sie dem Mädchen in die Hand. «Es gibt auch ein Rasiermesser.» Er hielt das Mädchen einen Augenblick zurück. «Und bleiben Sie von seiner rechten Hand weg.»
    Sie nickte. «Seine rechte Hand interessiert mich nicht. Ich will die Zähne, mit denen er mich gebissen hat.» Harry Tipp ließ ihre Schulter los, und zum ersten Mal, seit sie den Raum betreten hatte, lächelte sie.
    «Nein!» Der Schrei war ein Wimmern, ein Stöhnen, ein Brüllen, das sich erhob, als die beiden Männer sich anschickten, Sir Julius’ Beine festzuhalten und das Mädchen langsam näher trat.
    Auf der dunklen Galerie lächelte Valentine Larke. «Harry hatte ganz recht. Sie wird den Scheißkerl brechen.» Er wandte sich an Chemosch. «Ich glaube, wir sollten irgendwohin gehen, wo es ruhiger ist.»
    Der Lärm wurde leiser, als Larke Chemosch in Harry Tipps Privaträume führte. Ein Schrei schien in dem verlassenen Gebäude nachzuhallen, wurde jedoch abgeschnitten, als Larke die Tür schloss. Stattdessen erklang ein Spinett, was seltsam anmutete in dieser Männerwelt. Larke wies Chemosch zu einem Sessel. «Du wirst fett.»
    «Na und?» Chemosch lächelte. «Wird von Ehemännern nicht erwartet, dass sie fett und bequem werden?»
    «Ich war nie verheiratet.» Larke grunzte, als er den Korken aus einer Flasche Sillery zog. «Harry Tipp ist unzufrieden mit dir. Er macht sich Gedanken wegen Scurdon.»
    «Tut mir leid.» Er klang nicht, als täte es ihm wirklich leid, sondern eher überrascht, dass das Thema Jemmy Scurdon überhaupt zur Sprache kam.
    «Tipp ist ein sehr loyaler Mann, der sich um seine Leute kümmert. Er wollte meine Versicherung, dass Scurdon wirklich sterben

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