Die dunklen Engel (German Edition)
an … – hier war nur eine Lücke – übertragen wurde. In Anbetracht des erlittenen Verlusts versprach der Vertrag Lord Culloden ein Einkommen von zwanzigtausend Guineen jährlich bis an sein Lebensende.
Culloden tippte auf die Leerstelle im Text. «Luzifer?»
«Selbstverständlich. Ich habe einen ähnlichen Vertrag unterschrieben, Lewis.»
Lord Culloden lächelte. Mit seiner Unterschrift übertrug er ein Vermögen, und doch wusste er, dass er dieses Vermögen niemals behalten würde. Dafür würden die Gefallenen Engel sorgen. Stattdessen erhielt er ein fürstliches Einkommen. Er wusste, dass es eine gerechte Übereinkunft war. Darauf hatte er gehofft, als er, Larkes Anordnung Folge leistend, nach London gekommen war. Er kritzelte seinen Namen unter die Dokumente, tropfte Wachs darauf und drückte seinen Siegelring hinein. Anschließend nahm er das Papier zur Hand, auf dem er den Mord gestand. «Was machst du damit?»
«Vertrau mir, Lewis. Es wird sicher verwahrt. Wenn wir gewonnen haben, bekommst du es zurück. Bis dahin?» Larke lächelte und griff nach beiden Blättern, verstaute sie in seiner Tasche und schenkte in einer versöhnlichen Geste Champagner nach. «Du hast gesagt, der Graf wird bald sterben?»
Culloden lachte. «Es ist erstaunlich, dass er überhaupt noch lebt. Im Schloss glaubt man, er klammert sich ans Leben, weil er seine Tochter verheiratet sehen will. Danach?» Er schnalzte mit den Fingern. «Ade.»
«Und für Lord Werlatton steht, wie du sicher mit Freude hören wirst, eine Falle bereit. Er wird nicht an deiner Hochzeit teilnehmen.» Larke erläuterte die gute Nachricht nicht weiter. «Also können wir sicher sein, dass Vater und Sohn innerhalb weniger Wochen tot sind. Der eine von Krankheit dahingerafft, der andere im Krieg gefallen.» Bei dem Gedanken lächelte er. «Todesfälle, Lewis, die niemand uns zur Last legen kann. Und danach müssen wir eine gleichermaßen elegante Lösung für deine Frau finden.»
Culloden streckte seine glänzenden Stiefel aus. «Ein Reitunfall. Sie ist völlig vernarrt in Pferde. Hat mir neulich erzählt, sie wolle das schnellste verdammte Pferd in England züchten. Warum kann sie nicht stürzen? Sich den hübschen Hals brechen? Das ist ganz simpel, Larke, niemand wird sich wundern. Aber gib mir Zeit, sie vorher zu bumsen. Ich bekomme nicht oft eine Hundert-Guineen-Nutte kostenlos.» Er lachte.
Larke setzte ein pflichtschuldiges Lächeln auf. «Ich sehe eine Schwierigkeit.»
«Was, um Gottes willen? Sie stürzt! Was könnte einfacher sein?»
Larke nahm einen Schluck Champagner. «Ihr Vater stirbt, ihr Bruder stirbt, dann stirbt sie. Ich fürchte, einige Leute könnten riechen, dass daran etwas faul ist, findest du nicht?»
«Dann warte!» Culloden fegte sämtliche Schwierigkeiten beiseite. «Gib ihr ein Jahr oder zwei.»
«Ich habe so meine Zweifel, dass Luzifer so lange warten möchte.» Larke sprach sanft, doch in seiner Stimme lag eine subtile Drohung. «Denk darüber nach, Lewis. Vielleicht hast du recht, vielleicht kann sie vom Pferd fallen, aber es darf nicht faul riechen.» Die letzten fünf Worte sagte er ganz langsam. «Ich will nicht, dass ein Haufen Anwälte um den Honigtopf herumschwirrt.»
Es herrschte Schweigen. Lord Culloden war sich nicht sicher, wie man einen solchen Skandal verhindern wollte, doch das Problem konnte warten. Zuerst würde er sie heiraten und entjungfern, erst danach würde er sich überlegen, wie sie ums Leben kommen sollte. Er leerte seinen Champagner. «Und was wird aus Sir Julius?»
Larke lächelte und stellte sein Champagnerglas neben das Porträt. «Sollen wir mal schauen?»
Lord Culloden folgte ihm durch den langen Fechtsaal, an den Gestellen mit Floretten und Fechtdegen vorbei, und das Geklimper von Mrs. Tipps Spinett verklang hinter ihnen. Sie gingen über den oberen Treppenflur, am Billardsaal vorbei und auf die Galerie des steinernen Raums.
Das Mädchen war verschwunden.
Sir Julius hing nicht mehr an den Ringen. Er saß am Tisch bei den Anwälten, eine Decke um die bloßen Schultern. Seine rechte Hand, die den Abend unverletzt überstanden hatte, hielt einen Federkiel. Lord Culloden konnte Blutstropfen sehen, die den Weg von den Ringen zum Tisch nachzeichneten.
Larke beugte sich über die Balustrade. «Mr. d’Arblay?»
Einer der Anwälte hob die Hand. Sir Julius fuhr mit dem Federkiel kratzend über das Papier, dann lehnte er sich zurück. Sein Mund war eine blutige Höhle.
Mr. d’Arblay
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