Die dunklen Engel (German Edition)
ist nicht gut für meine Haut.»
Arm in Arm gingen sie zurück zum Schloss, das für ihre Trauung und das anschließende Fest herausgeputzt wurde.
Die Lily of Rye , ein eleganter Schoner, war ein Schmugglerschiff. Kein Steuereinnehmer konnte sie einholen, sie war zu schnell und wurde hart am Wind gesegelt. Doch Kapitän Nathaniel Skeats Verachtung für die Kutter der Steuereinnehmer und der Royal Navy resultierte nicht aus der Schnelligkeit seines Schiffes, sondern aus dem Dokument in seiner Kajüte, welches das Siegel des englischen Königs trug und dafür bürgte, dass die Lily of Rye von der britischen Regierung für nicht näher bezeichnete Aufgaben in Dienst gestellt worden war.
Diese Aufgaben bestanden, abgesehen davon, dass das Schiff Brandy und Wein lieferte, die ihren Weg auf Lord Paunceleys Tisch fanden, darin, britische Spitzel an verlassenen Abschnitten der französischen Küste abzusetzen. Manchmal wurden dieselben Männer nach ungefähr einem Monat wieder abgeholt, doch zu oft sah Kapitän Skeat seine Passagiere nie wieder.
Die französische Marine oder Kaperschiffe konnten lästig sein, doch die Franzosen hatten kein einziges Schiff, das die Lily aussegeln konnte, und bei seinen häufigen Zusammentreffen mit französischen Schmugglern erhielt Kapitän Skeat Informationen, welche feindlichen Schiffe seeklar waren und wann sie patrouillieren würden. Dann wurde französischer Brandy mit englischem Gold bezahlt, und die Lily , deren Segel sich in der Dunkelheit abzeichneten, nahm Kurs Richtung Heimat.
Bei seiner gegenwärtigen Aufgabe erwartete Kapitän Skeat keinerlei Schwierigkeiten. Er kreuzte vor der nördlichen Küste der Biskaya und wartete darauf, dass es Mitternacht wurde, zudem hatte er Geraint Owens Zusicherung, dass die Küste hier in der Hand der Rebellen war. Trotzdem ging er kein Risiko ein. Das Schiff war, bis auf die abgeschirmte Laterne über dem Kompass, nicht beleuchtet, die Segel waren, wie bei vielen Schmugglerschiffen, schwarz wie die Nacht, auch der Schiffsrumpf war schwarz gestrichen.
Am Heck des Schiffes war ein Beiboot klargemacht worden, dessen Besatzung an Land rudern würde, sobald das Signal kam. Kapitän Skeat hatte nicht die Absicht, die hohe, schöne Lily in Gefahr zu bringen, nicht einmal in einem sicheren Hafen an der französischen Küste. Ein Schiff wie die Lily konnte jeden Mann reich machen, selbst einen Rebellen aus der Vendée.
«Siehst du was?»
«Nein.»
«Warte.»
Der Wind seufzte in der Takelage, Wellen schlugen an den Rumpf, die Spanten knarrten. Die Lily wartete. Skeat überlegte. Wenn Lord Werlatton nicht innerhalb der nächsten zwei Stunden auftauchte, musste die Lily in der nächsten Nacht wiederkommen. Er starrte auf das vage auszumachende Ufer, roch den Harz der Kiefern an der Küste und wartete.
An Land, in der tiefen Dunkelheit unter einem Kiefernwäldchen auf einer Düne hinter Saint Gilles, wartete auch Toby Lazender.
Er lag auf dem Bauch. Rechts drückte ihn der harzige Stamm einer Kiefer. Seit einer Stunde hatte er sich nicht gerührt, nicht einmal, als eine Eule dicht vor ihm mit ausgestreckten Krallen herabgestoßen war, um eine zappelnde Eidechse in ihren luftigen Tod zu befördern.
Toby starrte auf Saint Gilles, sah die Häuser als dunkle Kleckse vor dem helleren Streifen Sand, hinter dem die Wellen sich in weißen Fetzen kräuselten. Er roch das Salzwasser.
Er war sich nicht ganz sicher, doch einmal glaubte er, auf See den dunklen Umriss eines Schiffes zu erkennen, und er dachte an das Signal, das er von der kleinen Steinmole geben sollte, die Saint Gilles als Hafen diente. Unter seiner rechten Hand lag eine Muskete, das Öl des Steinschlosses stach ihm in die Nase. Auf dem Rücken trug er in einem Rucksack eine Laterne und eine Zunderbüchse mit sich, beides in Stoff eingewickelt, damit es kein Geräusch machte, wenn er sich bewegte.
Auf seinen Kopf war ein Preis ausgesetzt, eine Belohnung, von der eine französische Familie zwei Jahre leben konnte. Er war Le Revenant , der Anführer einer Rebellengruppe, die die französischen Regierungstruppen in den kleinen, engen Feldern und Wäldern der Vendée wiederholt bedrängte. Zwanzig von seinen Männern waren eine halbe Meile hinter ihm und warteten auf ein Signal, herbeizukommen und die Fässer mit feinem englischen Pulver zu holen, die das Beiboot der Lily nach Frankreich bringen würde.
In Saint Gilles rührte sich nichts, außer der endlosen Meeresbrandung.
Es roch nicht
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