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Die dunklen Engel (German Edition)

Die dunklen Engel (German Edition)

Titel: Die dunklen Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susannah Kells
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wenn alle schon in der Kirche sind.»
    Sie lächelte. «Es ist sicher nur die Aufregung. Sind alle Bräute aufgeregt?»
    «Alle Bräute sind aufgeregt, und alle Bräute sind schön. Du hast vermutlich Angst vor der vertrackten Sache, die nach der Hochzeit kommt, was?» Sie zuckte stumm die Achseln. Ihr Onkel lachte. «Wen wundert’s. Es schien mir immer schon eher ein Geschäft für Bauern zu sein: Es ist billig, sie haben Spaß daran, und was man dazu braucht, ist überall vorhanden. Ich habe es nie als aristokratische Betätigung betrachtet. Es mangelt an einem Element der Zivilisation. Und es produziert Kinder, aber du willst wahrscheinlich Kinder, ja?»
    «Ja.»
    «Du armes Ding.» Er lächelte. «Glaubst du, Lewis ist ein schlechter Mann?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Nein.»
    Er berührte ihre Wange mit einem Finger und schaute sie liebevoll an. «Liebst du einen anderen?»
    «Nein, Onkel!» Sie lachte auf und wandte sich von ihm ab.
    Achilles’ Stimme erklang sanft von hinten. Mit seinem Spazierstock fuhr er durch den Kies. «Glaubst du, ich weiß nichts über das Leben, Kind?»
    «Mehr als alle, die ich kenne.»
    Die Stimme ihres Onkels war immer noch sanft. Er sprach fast beiläufig, als redete er vom Wetter oder darüber, was sie zu Mittag essen würden. «Er ist Franzose, also von Natur aus stattlich. Er ist mehr als das. Er ist großartig! Das muss ich zugeben, großartig wie ein prächtiges Pferd oder ein Adler. Das ist alles nur Natur, Kind, eine prächtige Blüte, die an einem ordinären Strauch blüht.»
    Sie wandte sich ihm zu, zutiefst bestürzt und erstaunt, dass er es wusste. Unfähig, ein Wort herauszubringen, schüttelte sie den Kopf. Lachend hob er die Hand, an der er seinen Bischofsring trug.
    «Niemand weiß etwas! Du warst sehr diskret, meine liebe Nichte, aber du vergisst, dass ich dabei war, als du ihn zum ersten Mal gesehen hast.» Er fasste sie am Arm und ging einige Schritte mit ihr auf den See zu. «Und ich habe dich am Heiligabend beobachtet. Er war mutig, wo Lewis gezögert hat. Glaubst du, das hätte ich nicht bemerkt, ich hätte dich nicht mit ihm beobachtet? Du begehrst diesen großen, geheimnisvollen Zigeuner, nicht wahr?»
    Sie konnte es nicht zugeben. Tränen der Scham brannten in ihren Augen.
    «Du willst ihn», sagte Achilles, «und das ist ganz natürlich. Aber du kannst ihn nicht haben.»
    «Ich weiß», sagte sie so leise, dass sie nicht wusste, ob er es überhaupt gehört hatte.
    Er ließ seinen Stock fallen und legte ihr beide Hände auf die Schultern. «Du bist eine Lady, liebe Nichte. Du entstammst einer hochangesehenen Familie. In deinen Adern fließt das Blut von Königen. Wenn diese Welt eine Zukunft hat, dann braucht sie dieses Blut. Vermische es nicht mit Abschaum.»
    «Ich weiß.»
    Er lächelte. «Schäm dich nicht. Außer mir weiß es niemand, und ich weiß es auch nur, weil ich aufpasse wie ein Luchs. Bis jetzt war ich mir nicht einmal ganz sicher. Aber ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, es herauszufinden», sagte er schelmisch, und sie musste lachen. Er tätschelte ihre Schultern. «Du musst gutes Blut heiraten, Kind. Du kannst ihn dir zum Liebhaber nehmen, aber du darfst dir von ihm keinen Bastard andrehen lassen.»
    «Onkel!»
    Er lachte. «Ist er das Problem?»
    «Ich weiß nicht.» Sie lächelte verlegen.
    «Ist etwas geschehen?»
    «Selbstverständlich nicht!»
    «Verzeih, dass ich gefragt habe, meine Liebe.» Er bückte sich und nahm seinen Spazierstock mit dem goldenen Knauf. «Willst du denn, dass ich die Hochzeit abblase?»
    Sie starrte in den Sonnenschein, der auf dem Dach des gesunkenen Kahns schimmerte, und dachte an den Zigeuner, an die einsame, ruhige Kerze in der Galerie, an die plötzliche Berührung seiner warmen Hand beim Tanz. Sie war seltsam erleichtert, dass Achilles es wusste, dass er sie verstand, dass er ihr gesagt hatte, ihre beschämenden Gefühle seien normal.
    «Nun?»
    Erneut sah sie ihn an, dachte an den Skandal, wenn die Hochzeit nicht stattfand, dachte an ihren Vater. «Nein, Onkel. Ich will nicht, dass du sie abbläst», sagte sie entschlossen und sah die Erleichterung in seinem schmalen Gesicht. Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    «Gut gemacht, oh, liebste aller Nichten.»
    Sie lächelte. «Du wolltest sie gar nicht abblasen, oder?»
    «Nein. Ich wollte nur wissen, ob du wolltest, dass ich alles absage.» Zufrieden mit sich, lachte er. «Glaubst du, wir könnten jetzt hineingehen? Die Sonne

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