Die dunklen Engel (German Edition)
Wie ein Lamm auf der Schlachtbank, meine Liebe. Was wirst du tragen?»
«Weiße Seide, Brüsseler Spitze, Flügelhaube und die Lazen-Juwelen.»
Er tat, als würde er darüber nachdenken, dann nickte er. «Das wird genügen. Da finde ich etwas Passendes, etwas, was dich nicht gänzlich in den Schatten stellt.»
Sie lächelte. Onkel Achilles würde sie zum Altar führen. Ihr Vater hatte versprochen, zur Zeremonie in die alte Kirche zu kommen, doch er war kränker denn je, und manchmal dachte Campion, dass ihn nur der Wille am Leben hielt, ihre Hochzeit noch zu erleben.
Onkel Achilles trat einen Schritt zurück und betrachtete den riesigen Berg Geschenke. «Wenigstens sieht es so aus, als würde eine Hochzeit sich lohnen.»
«Ja, nicht wahr?»
«Und Toby wird hier sein?»
Sie lächelte. «Das ist das Beste überhaupt.»
«Das Beste?» Er zog die Augenbrauen hoch. «Meine liebe Nichte, ich dachte, das Beste sei, dass du mit einem edlen, stattlichen Lord in den Stand der Ehe treten wirst?»
Sie lächelte, nahm ihn beim Arm, durchquerte mit ihm den ovalen Salon und ging weiter in den großen Saal. «Die Leute sagen mir dauernd, ich solle keine Magie erwarten.»
«Tatsächlich? Wie unfein von ihnen!»
«Na, du hast das auch gesagt!»
«Tatsächlich? Ich muss an dem Tag in recht onkelhafter Stimmung gewesen sein.» Lächelnd schaute er ihr in die Augen. «Wenn du jetzt die Wahl hättest, meine liebe Campion, zu heiraten oder nicht, was würdest du sagen?»
Sie erwiderte seinen Blick, zuckte die Achseln und lächelte scheu. «Ich glaube, ich würde nein sagen.»
«Tatsächlich?» Sein feingeschnittenes, intelligentes Gesicht war ernst. «Tatsächlich? Soll ich alles abblasen?»
«Ach, Onkel!» Sie nahm wieder seinen Arm und ging mit ihm die breite, geschwungene Treppe hinunter, die in den Ballsaal führte. «Ist es sehr dumm von mir, mir ein bisschen Magie zu wünschen?»
«Wünschst du dir die?»
Sie lächelte. «Ich nehme an, ja.»
«Dann findest du sie nicht. Ich erinnere mich daran, dass ich dir das gesagt habe.» Gemeinsam verließen sie den Ballsaal und schritten durch die breiten Falttüren und unter den Holzschnitzereien von Gibbons hindurch in die Eingangshalle. Die großen Türen, normalerweise verschlossen, waren zurückgeklappt, denn es wurde Maß genommen für die Teppiche, die auf den Stufen unter dem Ziergiebel ausgelegt werden sollten. Von hier konnten die Gäste das Feuerwerk beobachten, das am entfernten Seeufer abgeschossen werden sollte.
Auf der obersten Stufe blieben sie stehen. Onkel Achilles fuhr mit seinem Spazierstock den quadratischen Fuß einer Säule nach. «Erinnerst du dich an meinen Vater?»
«Den verrückten Herzog?»
«Er war ganz versessen auf Zauberei, und deshalb hat er diesen dämlichen Schrein erbauen lassen.» Wenn er über seinen Vater sprach, verriet Achilles’ Stimme angespanntes Missfallen. «Alle Kerzen sollten auf einmal verlöschen! Die Türen, die sich in sein Gemach öffneten, der geheime Tunnel, die verborgenen Räume für die Musiker. Die geheimen Trichter, um Wasser in Wein zu verwandeln!» Er schüttelte den Kopf. «Eines habe ich von ihm gelernt, meine Liebe, nämlich dass es keine Magie gibt. Ich fand den Ort so besonders! Im Dunkeln zu stehen und zu wissen, dass ich allein war und dass die Zugbrücke hochgezogen war, und dann stand da plötzlich mein Vater!» Achilles öffnete abrupt die Faust. «Puff! Ich war verblüfft! Er hatte ein Wunder bewirkt! Er war Gott! Dann fand ich heraus, dass der ganze Zauber nichts anderes war als vollkommen simple Mechanismen und ein Tunnel unter dem Burggraben! Lachhaft simpel!»
Sie lächelte traurig. «Dann gibt es keine Magie?»
Er ging mit ihr die Stufen hinunter. «Oh, die gibt es schon. Der Sternenteppich am Himmel? Eine Osterglocke? Selbst dein Gesicht.» Er lächelte sie an, dann zuckte er die Achseln. «Wenn du ihn nicht heiratest, wird es einen Skandal geben. Du machst ihn unglücklich und deinen Vater obendrein. Die Advokaten werden sich aufführen wie Schweine in einem matschigen Trog. All das spielt keine Rolle. Es ist völlig unwichtig. Wenn du mich anschauen und mir versprechen kannst, dass du weißt, dass es falsch ist, dass es dich zum Unglück verdammen wird, zu einem Leben voller Abneigung und Neid und Abscheulichkeit, dann, das verspreche ich dir, sage ich alles ab.»
Sie starrte ihn an. Die Versuchung war groß. Sie schwieg. «Denk nach! Besser jetzt als am Hochzeitstag. Es ist sehr peinlich,
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