Die dunklen Engel (German Edition)
verschwendet.» Bedrückt schüttelte er den Kopf und wandte sich dann nach rechts. «Ah! Mounter! Ich nehme an, ich soll die Braut loslassen, um das zweifelhafte Vergnügen Ihrer Gesellschaft zu genießen. Ihre Frau ist auch hier, wie ich sehe. Wunderbar, wunderbar! Jenkins? In dem verdammten Schloss ist doch sicher irgendwo ein Brandy aufzutreiben. Los, Mann!»
Lord Culloden nahm Campion am Arm, und die Menschenmenge teilte sich vor ihnen und applaudierte, und sie lächelte nach links und nach rechts, als Lewis sie zu dem Portikus unter dem wartenden Nachthimmel führte. Diener zogen ihnen die Stühle zurück. Die Duchesse d’Auxigny hatte, wie Campion sah, die höchste Sitzreihe in Beschlag genommen und rief laut nach Decken und Pelzen, wobei sie sich über die kalte englische Nacht beschwerte. Campion lächelte ihr zu und ließ sich dann neben Lord Culloden nieder.
Trotz des Gejammers der französischen Duchesse war die Nacht trocken und warm. Die Sterne standen über Two Gallows Hill, und das Mondlicht war gerade eben hell genug, um die geheimnisvollen Vorbereitungen am gegenüberliegenden Seeufer erkennen zu können. Hinter Campion, im Schloss, spielte die Musik weiter.
Lord Culloden applaudierte als Erster, als die ersten Feuersterne am dunklen Firmament explodierten.
Campion hatte seiner Rückkehr nach Lazen unruhig entgegengesehen, doch dann war sie seltsamerweise ruhiger gewesen als erwartet. Sie überlegte, ob sie die Unvermeidlichkeit der Ehe endlich akzeptiert und eingesehen hatte, dass es etwas Alltägliches war und nichts wunderbar Seltsames. Inzwischen freute sie sich sogar auf Periton House und darauf, dort Gäste zu empfangen, und sie verspürte plötzlich eine unerklärliche Sehnsucht nach Mutterschaft. Sie akzeptierte die Ehe wohl mit Anstand, auch wenn sie nicht einsehen mochte, dass sich ihre neugewonnene Einstellung auf alle kleinen Einzelheiten ihres neuen Lebens beziehen musste. Sie lächelte Lord Culloden an. «Könntest du dir vorstellen, den Schnurrbart abzurasieren?»
Erstaunt wandte er sich vom Feuerwerk ab. «Abrasieren?»
«Ja.» Sie fuhr mit den Fingern wie mit einer Schere vor seinem Mund vorbei. «So.»
Er runzelte die Stirn. «Was ist denn damit?»
«Würde es dir gefallen, wenn ich einen Schnurrbart hätte?»
«Nicht besonders.»
«Es ist, als würde man eine Pferdebürste küssen. Oh, ist das schön.»
Culloden wandte sich ab, um die flammenden Kometen zu betrachten, die sich in zitternden Streifen auf dem Wasser spiegelten. «Ich mag meinen Schnurrbart sehr.»
«Wenn dir so viel daran liegt, musst du ihn behalten, mein Lieber.»
In seiner Miene spiegelte sich ein innerer Kampf. Er strich über beide Enden der anstoßerregenden Haartracht und zuckte die Achseln. «Nun, wenn du ihn wirklich abhaben willst, liebe Campion, dann bitte ich Mellors selbstverständlich morgen früh, ihn abzurasieren.»
«Wenn du dieses Opfer bringst», sagte sie, «bleibt mir gar nichts anderes übrig, als dich zu heiraten.»
Er lachte. Mrs. Mounter, die Frau des Pfarrers, die besitzergreifend neben dem Bischof stand, sah ihr Glück und machte ihren Begleiter darauf aufmerksam. «Im Himmel geschlossen, würde ich sagen! Füreinander gemacht!» Sie schniefte.
Der Bischof trank seinen Brandy. «Sie ist ein gutes Füllen! So wie sie habe ich noch keine Frau auf einem Pferd sitzen sehen! Gütiger Himmel! Sehen Sie sich das an! Ist das nicht herrlich!»
Die Menschenmenge applaudierte dem Feuer, das in den Himmel schoss und wie Sterne ins Wasser fiel. Große, von den Farben des Feuerwerks durchschossene Rauchwolken trieben über den See. Bei einer großen Explosion weißer Flammen sah Campion das schimmernde Dach der gesunkenen Prunkbarkasse. Diener wieselten mit Tabletts voller Weingläser und Teller mit Essen durch die Menschenmenge. Die Ortsbewohner drängten sich in der Auffahrt, ihr Applaus war wie ein Widerhall des Beifalls der Menschen auf den Stufen des Großen Hauses.
«Großartig!» Culloden applaudierte. Plötzlich spuckte Two Gallows Hill auf ganzer Breite Feuer, das am Himmel einen roten Bogen bildete wie eine mächtige Krone, die immer größer wurde, bis der ganze Himmel in die Farbe getaucht schien. Die Galgen waren scharlachrot beleuchtet.
Dann zündeten die Männer aus Bristol ihr Meisterstück, und die Beifallsrufe hallten vom Schloss wider. An dem hohen schmiedeeisernen Zaun, der so imposant zwischen den drei Meter hohen Steinsäulen an der Straße nach Shaftesbury
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