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Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben der Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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Zynismus aus. Er sah aus wie ein Mann, der, nachdem er alle erdenklichen Perversionen ausprobiert hatte und ihrer müde geworden war, nunmehr entschlossen war, seine ganz eigenen zu ersinnen.
    «Ah, wie besonnen und vorsichtig du geworden bist», sagte er. «Was ist denn aus deiner schlichten, ehrlichen Leidenschaftlichkeit geworden, Clarissa? Noch vor kurzem hättest du dich ihm zu Füßen geworfen und ihn um Verzeihung gebeten, so wie du mich um Gnade angefleht hast.»
    Clarissa stand regungslos da, ihr Gesichtsausdruck wie Stein, als Marldon mit spitzen Fingern nach einer Locke griff, die sich neben ihrem Ohr hinabringelte. Er zog sie abwärts, bis sie ganz glatt und straff war. Ihr Kopf neigte sich ein wenig, und der Anflug eines schmerzhaften Unwohlseins huschte über ihr Gesicht. Dann ließ er los, und das Haar sprang zurück in seine Form: ein glänzender tiefschwarzer Kringel.
    «Deine Beherrschtheit verdirbt mir den ganzen Spaß», sagte Alec milde. «Ach und Weh, wie ungeheuer schade! Könntest du mir nicht wenigstens die Freude machen, deinen Geliebten herzzerreißend um Verzeihung zu bitten?»
    Gabriel atmete tief und bebend ein, während es in ihm brodelte vor Zorn. «Es gibt nichts zu verzeihen, verdammter Idiot», sagte er heftig.
    «Nein?», entgegnete Marldon mit übertriebener Verwunderung. «Die meisten Männer wären wohl ein bisschen aufgebracht davon, ihrer Süßen zusehen zu müssen, wie sie von einem anderen gebumst wird und jede Sekunde davon genießt. Ihr nicht? Ach ja, jetzt erinnere ich mich wieder. Ihr empfandet den Anblick sogar recht anregend, nicht wahr, Mr. Ardenzi?»
    Gabriel wand sich vor Unbehagen mit klirrenden Handschellen. «Du Bastard», knurrte er.
    Es beschämte ihn und brachte ihn auf, dass er keine Möglichkeit hatte, sich zu wehren. Als er mit seinen Blicken verfolgt hatte, wie Clarissa so intim genommen wurde, war seine Lust stärker gewesen als seine Selbstkontrolle. Er hatte sich bemüht, seinen Blick von der Szenerie abzuwenden, aber ihre Verzückungslaute hatten ihn so sehr aufgeheizt, dass er der Versuchung, weiter zuzusehen, nicht widerstehen konnte. Seine Erregung allerdings hatte ihn nicht von seinem Hass auf Marldon abbringen können. Nichts und niemand würde das fertigbringen.
    «Lasst ihn in Ruhe», forderte Clarissa, als der Graf auf Gabriel zuging. «Wenn Ihr jemanden quälen müsst, Mylord, dann quält mich.»
    Sie folgte ihm wie ein geprügelter Hund, indem sie immer wieder am Ärmel seines Rockes zog. Jake kicherte.
    «Aber du genießt es zu sehr», gab Marldon zurück und entzog dabei seinen Arm ihrem Zugriff. «Abgesehen davon ist es mir ohnehin am liebsten, euch beide zu quälen.»
    Gabriel atmete tief durch und versuchte damit, sich zu beruhigen. Er vergegenwärtigte sich Olivias Ratschlag: Die Katze spielt nicht mit der Maus, wenn sie ganz still vor ihr liegt. Also war Undurchschaubarkeit das beste Mittel, sich gegen Lord Marldon zu verteidigen. Er zwang sich zu einem verbindlichen Lächeln.
    «Dann, bitte, seid doch so freundlich, Euer Schlechtestes zu versuchen», sagte er mit einer Liebenswürdigkeit, die er wahrlich nicht verspürte.
    Marldon gab das Lächeln zurück und sah ihn verwegen aus pechschwarzen Augen an.
    «Später vielleicht», sagte er schließlich. «Aber würdet Ihr jetzt bitte meinem Wunsch entsprechen und einige Studien von Clarissa anfertigen? Natürlich könnte ich Euch auch zwingen zu zeichnen, obgleich ich bezweifeln möchte, dass ich Euch dann dazu bringen könnte, Euer Bestes zu geben. Ich würde es allerdings begrüßen, wenn Ihr es wenigstens versuchtet. Ich hätte gern eine Erinnerung an Clarissa, bevor es zu spät ist, bevor sie sich unwiderruflich in eine verdorbene Schlampe verwandelt hat.»
    Clarissa stieß heftige Verwünschungen gegen ihn aus.
    «Es wird mir ein Vergnügen sein», antwortete Gabriel mit vermeintlicher Verbindlichkeit. «Wie sonst sollte ich für meinen Aufenthalt hier bezahlen? Ich fürchte allerdings, die Handschellen dürften ein gewisses Problem darstellen. Und ich arbeite grundsätzlich nicht vor Publikum.» Mit dem Kopf deutete er auf die Dienstboten, die ihn flankierten.
    «Ah, der sensible Herr Künstler», sagte Marldon. «Ich finde zwar, Clarissa gewinnt in Gesellschaft durchaus. Aber es sei, wie Ihr es wünscht.»
    Er forderte Charlotte auf, die Handschellen zu öffnen, und entließ sie dann. Grimshaw befahl er, draußen vor der Tür Position zu beziehen. Gabriel rieb seine Handgelenke

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