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Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben der Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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sehnigen Oberarme.
    Ohne auf sie zu warten, ließ Gabriel seinen Höhepunkt kommen. Es war ehrlich mit ihr, und es war befriedigend. Zwischen ihnen wurde kein Gefühl verschwendet, und wenn sie kommen wollte, dann sollte sie es sich eben selber machen. Keiner von ihnen beiden kümmerte sich darum, dem anderen Lust zu bereiten. Alles zwischen ihnen beiden geschah ausschließlich zum eigenes Nutzen und war wundervoll unkompliziert.
    Er zog sich schnell zurück und brachte seine Kleidung in Ordnung, noch während er einen Schritt rückwärts tat. Charlotte fluchte, und ihre Hand tauchte unter die Röcke, um im Schritt ihrer Unterhose zu verschwinden. Mit raschen Bewegungen rubbelte sie und stieß kraftvoll zu, wobei sie schnaufte und stöhnte.
    Gabriel wandte sich von ihr ab und stieg auf den Stuhl unter dem Fenster. Er blinzelte durch die lange schmale Scheibe, ließ seinen Blick über das kleine Stück Außenwelt schweifen, dass er nur sehen konnte. Nichts als die Abendsonne auf einem schmalen Streifen Kies.
    Er seufzte unruhig. Also morgen würde er hier endlich wieder rauskommen. Er würde alles hinter sich lassen, würde Marldon vergessen, Clarissa vergessen. Sie wären noch nicht einmal seine Rache wert. Er lauschte Charlottes befriedigtem Aufheulen und stieg dann vom Stuhl.
    «Warum kann ich nicht jetzt schon gehen?», wollte er wissen. «Soll ich etwa an den Feierlichkeiten heute Abend teilnehmen? Ist meine Einladung vielleicht verloren gegangen ?»
    Charlotte zuckte mit den Achseln. «Frag nicht mich», sagte sie und versuchte unfroh, ihr zerrissenes Mieder in Ordnung zu bringen. «Soweit ich weiß, glaubt Clarissa ohnehin, du seist schon fort. Ich seh wirklich keinen Grund, warum du noch bleiben solltest.»
    «Dann lass mich gehen», versuchte er es weiter, eigentlich genau wissend, dass sein Vorschlag vergeblich war.
    Charlotte lachte. «Damit hab ich wirklich nichts zu tun», sagte sie. «Egal, vielleicht will Seine Lordschaft dich noch zur Sicherheit hierbehalten, um ein Druckmittel zu haben, sollte Clarissa ihm irgendetwas abschlagen wollen.»
    Sie klopfte heftig an die Tür, damit Jake sie rauslassen sollte.
    «Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen», antwortete Gabriel.
    «Nein», murmelte Charlotte, als sich ein Spalt für sie öffnete. «Ich eigentlich auch nicht.»

    Nachdem der Lakai laut geklopft hatte, schwang die ledergepolsterte Tür auf. Clarissa blickte mit klopfendem Herzen durch den abgedunkelten Raum.
    Alles sah düster und irgendwie ein wenig sakral aus, dunkel getäfelt mit reich geschnitzten Bögen und Nischen. Verschwommene Lichtpunkte schienen von hundert unterschiedlichen Quellen auszugehen: Es gab achteckige Laternen, flammende Wandfackeln, Kerzen überall und an der Decke ein unheimlicher, mittelalterlicher Leuchter. Auf Sofas, die mit Seide oder ausgeblichenem Damast bezogen waren, und auf riesigen bestickten Kissen lagerten zu zweit oder zu dritt Menschen.
    Alle Augen ruhten auf Clarissa, als sie mit zögernden Schritten in den Raum trat. Die Violinen hörten auf zu spielen. Es rauschte ein Flüstern durch die Luft. Dann lag gebanntes Schweigen über allem.
    Am hintersten Ende des Saales sah man Lord Marldon auf einem Podest. Er hatte sich träge auf einer Couch ausgestreckt – ein beeindruckendes, mit Tigerfellen bedecktes Stück – und sah aus wie ein orientalischer Prinz. Unter einer perlenbestickten Jacke war seine Brust nackt; seine Beine waren eingehüllt in eine dunkle Seidenhose, zu der er keine Schuhe trug.
    Ein Paar eiserner Feuerbecken auf geschmiedeten Füßen, in denen Flammen tanzten, erleuchtete die kleine Bühne und tauchte sie in kupferfarbenen Schein. Er lächelte und bedeutete Clarissa, näher zu treten.
    Sie konnte sich kaum bewegen. Sie sollte als die zukünftige Gräfin Marldon geehrt werden, obwohl sie aussah wie eine Hure aus einem exotischen, längst vergangenen Zeitalter. Ihr schwarzes Haar war aufgetürmt zu einem kunstvollen Gebilde aus Locken, roten Tüchern und goldenen Bändern. Ihre Lippen und Wangen waren mit Rouge getönt, und in ihren Ohren trug sie riesige goldene Ringe, fast so groß wie die Reifen, die sie an ihren Handgelenken trug.
    Das zinnoberrote Korselett, im Rücken fest geschnürt, war tief ausgeschnitten, um ihre Brüste in ihrer ganzen Fülle auszustellen. Die Nippel waren künstlich gerötet, sahen anzüglich und lüstern aus. Ihr langer, fließender Rock war fein wie Spinnweben: elfenbein- und goldfarbene Fäden verwoben zu

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