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Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben der Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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Und schließe die Vorhänge.»
    «Non», protestierte Pascale und trat aus dem Halbdunkel. «Mylord, ich kann nicht lange bleiben. Es ist unmöglich. Ich bin losgeschickt worden, um Bänder zu besorgen. Man wird mich vermissen.»
    Marldon sah sie herablassend an. «Wenn die Vorhänge offen sind», setzte er an, «kann ich die Deckenbefestigung des Kronleuchters sehen. Das stört mich. Bildet Euch mal besser nicht zu viel ein, Miss Rieux. Eurer Reize bin ich lange überdrüssig. Außerdem grunzt Ihr mir zu viel.»
    Pascale schmollte, während Jane die Gaslichter herunterdrehte, die Vorhänge schloss und ging.
    «Nun?», fragte Marldon, legte seine Zigarre in einen Onyx-Aschenbecher und lehnte sich in seinem Sessel zurück. «Ich warte.» Eine dünne Rauchfahne schlängelte sich aufwärts und verschwand im Dämmerlicht.
    Pascale ging durch den Raum, bis sie vor seinem Tisch stand, die Hände in die Taille gestemmt.
    «Miss Longleigh hat sich verliebt», erklärte sie. «Ich habe gehört, wie sie es dem Hausmädchen erzählt hat. Und wie ich bereits vermutet hatte, ist es der Künstler.» Sie sah ihn an und grinste vor Stolz.
    Lord Marldon beugte sich nach vorn und legte zwei Finger unters Kinn. Eine Haarsträhne fiel ihm in die Stirn. Im Schein des trüben Gaslichts lag sie dort wie der Flügel eines Raben, blauschwarz schimmernd. Sein Blick verfinsterte sich bösartig, und ein berechnendes Grinsen spielte auf seinen Lippen.
    «Das Mädchen ist also verliebt, was?», sagte er. «Wie entzückend.»
    Er verfiel in nachdenkliches Schweigen. Bedächtig nickte er, und seine Finger rieben über seinen Adamsapfel. Pascale stand, bis auf das Ringen ihrer Hände, vollkommen still.
    «Und heute Abend?», fragte er und griff nach seiner Zigarre. «Wo geht sie heute Abend hin?»
    «Heute, Mylord, wird sie zum Tanzen in Cremorne sein.»
    «Köstlich», meinte Marldon. «Ich denke, dann werde ich mir meine Braut schon früher holen.»
***
    Es war eine samtschwarze Nacht, aber die Lustgärten von Cremorne lagen hell beleuchtet da.
    Es war, als wären Sterne vom Himmel herabgefallen und hätten sich in den Wipfeln der verstreut stehenden Bäume niedergelassen. Die Freilufttanzfläche, eingefasst von zierlichen, schmiedeeisernen Bögen, sah so elegant aus wie ein Vogelkäfig. Und die, die dort tanzten, dachte Gabriel, waren exotische Vögel. Gefangen.
    Er murmelte seinen Kumpanen etwas zu, von wegen sein Glück an der Schießbude versuchen, und schlenderte davon. Sie hatten ihn schon lange genug aufgehalten, und Clarissa würde bestimmt schon ungeduldig warten. Diskretion war nicht einfach zu wahren, aber sie war unbedingt notwendig. Klatsch breitete sich in der feinen Gesellschaft so schnell aus wie ein Waldbrand, und wenn Lord Marldon dein Gegenspieler war, dann wäre es eine pure Torheit, irgendein Risiko einzugehen. Aber abseits der Menge, im Schutz der Dunkelheit, konnten sie allein sein.
    Gabriel bahnte sich seinen Weg zwischen kerzenerleuchteten Imbissbuden, kleinen Zelten, Marionettentheatern und Raritätenkabinetten hindurch. Über die Melodien des Tanzorchesters, über verhaltenen Applaus, den Klang eines Leierkastens und Gelächter hinweg schallten die Stimmen der Ausrufer: «Hereinspaziert! Hereinspaziert!», «Pasteten, sechs Pennys das Stück!», «Kauft meine süßen Kirschen!»
    Weiter weg, abseits vom Tumult, waren die ruhigeren Ecken zu finden, hinter Farndickichten und kleinen Hainen verborgen. Lauben und dicht mit Bäumen bestandene Avenuen lagen dort im Schatten, in denen sie sich im Schutz der Nacht umarmen konnten. Gabriel beschleunigte seinen Schritt.
    Es kostete ihn all seine Willensstärke, Clarissas Jungfernschaft unangetastet zu lassen. Ihre Schönheit und die Leidenschaftlichkeit, mit der sie ihre Lust genoss, erregten ihn unglaublich. Sie hatten erst wenige Momente intimer Zweisamkeit verbracht, aber das letzte Mal hatte er seinem steifen Schwanz erlaubt, einen Augenblick vor dem Eingang zu ihrer süßen, heißen Spalte zu verweilen, und sie dort berührt. Und sie hatte ihn sogar gebeten, sie zu nehmen. Wie leicht hätte er es in dieser Situation tun können. Es hätte nur des Bruchteils einer Sekunde bedurft, nur eines beherzten Stoßes. Aber irgendwie war es ihm gelungen, sich zu beherrschen.
    Clarissa konnte ihm auf andere Weise Erleichterung verschaffen. Manchmal setzte sie ihre zärtlichen Hände ein, ein anderes Mal ihren nassen, beweglichen Mund. Ihre Zunge flatterte ganz leicht über seinen Schaft,

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