Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben der Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
Vom Netzwerk:
von Gaslaternen beleuchtet wurden. Julian lauschte geduldig ihrem Kummer. Und als sie zu Ende gesprochen hatte, fühlte sie sich schon ein ganzes Stück besser.
    «Kümmere dich nicht um sie», sagte Lord Julian. «Ich kann bislang nur eine einzige gute Auswirkung dieser ganzen Angelegenheit auf dich erkennen, und das ist, dass sie dich wütend macht. Und wenn du so aufgebracht bist, dann heben und bewegen sich deine Brüste immer so schön.»
    An einem Wasserfall aus Steinen und Farnen legte Lucy eine Pause ein und drehte sich mit einem verführerischen Lächeln zu ihm um. «Ich glaube wirklich, du hast kein einziges Wort von dem gehört und verstanden, was ich dir gesagt habe», schalt sie ihn.
    «O doch, das habe ich», antwortete er. Seine Augen, die durch die Schatten tiefblau aussahen, zwinkerten schelmisch. Er senkte seinen Blick und starrte anzüglich auf die hervorstehende Wölbung ihres Busens. «Ich habe nämlich die bemerkenswerte Eigenschaft, mich auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren zu können, Mrs. Singleton. Allerdings hat nicht das Anhören Eurer Klagen meinen Schwanz so steif gemacht.»
    Erregung fuhr wie ein Pfeil in Lucys Lenden. Sie liebte es, dass schon scheinbare Kleinigkeiten ihn unglaublich geil machen konnten.
    «Dann könnte ja vielleicht ein kleiner Spaziergang durch die Alleen für eine Besserung der Schwellung sorgen», setzte sie an.
    «Da bin ich mir sicher», gab Julian zurück. «Aber viel lieber noch würde ich dich ganz nackt vor mir liegen sehen, stöhnend vor Hingabe. Ich fürchte allerdings, dass mir ein paar Büsche nicht zu diesem Vergnügen verhelfen werden.»
    «Dann sollte ich dich wohl mit nach Hause nehmen», gurrte sie. Sie spürte ein leises Bedauern, dass sie damit eine Gelegenheit verpassen würde, ihn später mit Geschichten über den Leutnant piesacken zu können. Aber, so überlegte sie sich, sie könnte ja immer noch irgendetwas erfinden, wenn ihr danach zumute wäre. Jetzt hatte sie Lust auf Julian, und allein auf Julian. Außerdem musste sie ihn zu ihrem Besten genießen, solange er in London war. Seine kränkelnde Frau konnte ihn jederzeit nach Hause zitieren.
    «Und Clarissa?», fragte Julian mit vagem Pflichtbewusstsein.
    «Ach, sie ist sowieso schon gegangen», sagte Lucy. «Es gibt keinen Grund zu warten.»
    «Wundervoll», antwortete er und bot ihr seinen Arm an. «Dann lass uns nach Hause aufbrechen.»
    «Unter einer Bedingung», hauchte Lucy und hakte sich bei ihm ein, indem sie ihm ganz nahe rückte. «Nämlich dass du mir erlaubst, auf der Fahrt in der Kutsche deinen Schwanz zu lutschen.»
    «Dann werde ich den Kutscher wohl bitten, ganz besonders langsam zu fahren», antwortete Lord Julian.

    Clarissa hatte sich verlaufen. «In der sechsten Avenue», hatte Gabriel gesagt. Aber das hing ja davon ab, wo man zu zählen anfing und was genau man als Avenue bezeichnete. Sie war einen unebenen Pfad hinuntergelaufen und einen breiten Spazierweg, jedoch ohne Erfolg. Und sie hatte auch keine Spur von ihm entdecken können. «In fünf Minuten», hatte er gesagt. Aber seitdem war schon sehr viel mehr Zeit verstrichen.
    Sie blickte auf das beleuchtete Panorama in der Ferne und ließ ihren Blick über die Silhouetten derjenigen wandern, die dort über die sorgsam gestutzten Rasenflächen wanderten. Keine davon schien ihr vertraut oder bewegte sich in ihre Richtung. Sie würde noch ein kleines bisschen länger hier warten und sich dann auf die Suche nach ihm begeben. Aber sie würde ein Stückchen weiter unten in einer der Avenuen warten. Hier am Rande des kleinen Wäldchens herumzustehen wäre ihrem Ruf mit Sicherheit wenig zuträglich.
    Auf der rechten Seite führte ein Laubengang, der von Büschen eng bewachsen und von überhängenden Ästen finster beschattet war, in eine bedrohlich wirkende Düsternis. Sie schalt sich selbst für ihre Ängstlichkeit und setzte ein paar verstohlene Schritte in der Dunkelheit. Unter ihren Füßen war heruntergetretenes Gras und fester Boden. Vorsichtig bewegte sie sich, bemüht, nicht etwa irgendwelche versteckten Liebespaare durch ihre Anwesenheit aufzuschrecken. In Höhe des dritten Baumes hielt sie inne. Jetzt würde sie langsam bis sechzig zählen und dann zurückschleichen und nachsehen, ob Gabriel zu sehen wäre.
    Als sie bei neunundzwanzig war, ließ ein Rascheln in den Zweigen sie zusammenzucken. Sie hielt den Atem an, horchte. Aber nichts weiter regte sich. Wohl ein Vogel oder vielleicht ein schmusendes Pärchen.

Weitere Kostenlose Bücher