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Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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und fasste hinter sich. Seine Finger berührten Glas, eine umgestürzte Flasche, ertasteten eine klebrige Pfütze. Der säuerliche Geruch von vergorenem Wein stieg ihm in die Nase.
    „Scheiße“, murmelte er.
    Er kam auf die Füße und taumelte zum Tisch. Ein Glas stand dort, zur Hälfte gefüllt, daneben die Tabletten. Er drückte eine Handvoll davon aus der Folie und spülte sie mit dem Rest des Weins herunter. Die Wände drehten sich, sein Kopf schwamm.
    Heute war der Tag.
    Heute war der Tag und er durfte es nicht verderben. Peter würde da sein und mit ihm Helene, mit der er seit dem Abend in seinem Atelier nicht mehr gesprochen hatte. Er hatte nicht aufgehört, sie anzurufen, doch stets ins Leere geklingelt. Sie rief nie zurück und antwortete auf keine seiner Nachrichten. Es fraß wie eine Entzündung an seinem Herzen, die nicht heilen wollte.
    Sie ist ein schwieriger Mensch.
    Peter Baeskens hatte das gesagt, an dem Tag, an dem Henryk wieder begonnen hatte, Kornblumen und Mohn zu kaufen. Zwei Wochen, bevor er den Streit zwischen Peter und Helene belauscht hatte und seither die Lücken zwischen ihren Worten mit Spekulationen füllte.
    Er wusste nicht, was zwischen ihm und Helene zerbrochen war. Aber heute würde er sie endlich sehen. Konnte mit ihr reden, den Zauber wieder zum Glühen bringen, ihr versichern, dass er ihr geben konnte, was sie brauchte. 
    Dann würde sich alles ändern.
    Nachdem er Verhoevens Galerie verlassen hatte, an jenem Tag, war er ein paar Häuser weiter geschlendert, in die Schatten der Bäume, und hatte gewartet. Er war nicht einmal sicher gewesen, worauf. Um einen Blick auf Peter und Helene zu erhaschen? Herauszufinden, ob sie glücklich waren?
    Als sie schließlich in der Tür auftauchten und zu ihrem Wagen liefen, Hand in Hand in harmonischer Eintracht, hatte es ihm einen Stich versetzt.
    Danach hatte er begonnen, die Bruchstücke dessen zu interpretieren, was er in der Galerie gehört hatte. Er wälzte sie in seiner Erinnerung, ergänzte sie um fiktive Phrasen. Er malte sich aus, was Helene über ihn gesagt haben mochte. Es waren keine angenehmen Phantasien.
    Sein Telefon klingelte und riss ihn aus seiner Apathie. Er suchte danach und fand es unter dem Sofa. Irgendwann in der Nacht musste es ihm aus der Hosentasche gerutscht sein.
    „Hallo?“
    „Du klingst furchtbar.“ Das war Verhoeven. „Hast du die Nacht durchgefeiert?“
    Henryk schüttelte den Kopf, obwohl der Galerist das nicht sehen konnte. 
    „Alles klar für heute Abend?“
    „Sicher.“ Er hustete. Kopfschmerz loderte auf wie eine Stichflamme.
    „Hast du dir die verdammte Rede durchgelesen?“
    Er warf einen Blick zum Tisch. Irgendwo zwischen alten Zeitungen, Skizzenblättern und Farbtiegeln mussten die beiden Seiten liegen, die Verhoeven ihm gegeben hatte. Ein Stich Schuldgefühl bohrte sich in seine Erschöpfung.
    „Habe ich.“ Plötzlich fiel ihm etwas ein. Etwas, das er den Galeristen fragen musste, das er schon seit Tagen hatte tun wollen. „Was ist mit dem Vermeer?“
    „Was soll damit sein?“
    „Hat Baeskens ihn schon gekauft?“
    „Nein.“ Verhoeven am anderen Ende der Leitung zögerte. „Ich habe ein besseres Angebot.“
    „Wer?“
    „Ich habe mich mit Jason Bergmann getroffen. Er ist Kurator an der National Gallery in London. Sie wollen noch ein Gutachten über den Vermeer machen lassen. Aber wenn alles gut geht, werden sie das Bild wohl erwerben. Ich habe gestern mit ihm telefoniert.“
    Henryk fühlte, wie Verwirrung ihn überschwemmte, Unsicherheit. „Was soll das heißen? Ich dachte, es ist klar, dass Baeskens das Bild bekommt?“
    „Es gibt jede Menge Interessenten. Ich bin Händler. Ich verkaufe an den Bieter mit dem höchsten Gebot.“
    „Dieses Gutachten ...“
    „Wird kein Problem“, unterbrach ihn Verhoeven. „Ich habe das Bild auf Herz und Nieren prüfen lassen. Meine Gutachter hatten jedenfalls keine Zweifel, dass es echt ist.“
    „Und wieviel?“
    „Das erzähle ich dir in aller Ruhe.“
    Und nicht am Telefon, dachte Henryk. Er spürte den widersinnigen Drang, am Thema festzuhalten, nur um Verhoeven zu reizen.
    „Sieh zu, dass du die Rede anständig hinbekommst“, sagte der Galerist. „Das ist wichtig. Die Leute wollen einen Künstler mit Charisma.“
    „Ja, ich weiß.“ Die Medikamente begannen zu wirken. Seine Kopfschmerzen flauten ab. Er konnte wieder klar denken.
    „Reiß dich zusammen. Konzentrier dich.“ Verhoevens Stimme knackte in der Leitung. „Dann

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