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Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Die dunklen Farben des Lichts (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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seiner Umarmung. „Was würdest du an meiner Stelle tun?“
    „Ich würde mich umsehen, ob ich an anderer Stelle Sicherheit finde.“
    „Tut mir leid. Die Frage war nicht fair. Du bist anders als ich. Du bist ein Zauberer. Du heilst schöne Dinge. Du kannst sie wieder zum Leben erwecken.“
    „So wie dich?“
    Ihr Blick verdunkelte sich.
    Er senkte den Kopf. Der Duft ihres Haars stieg in seine Nase. Er hätte sie gern erneut an sich gezogen, wagte es aber nicht. Zerbrechlich war sie, eine Blume aus Glas.
    „Magst du Kornblumen?“, fragte er.
    Draußen sangen die Glocken der Eglise du Gesu und verhüllten diskret ihr Flüstern.
     
     
     
     

35
     
     
     
    Am nächsten Morgen realisierte Henryk, dass er zum ersten Mal seit Monaten wieder durchgeschlafen hatte. Er fühlte sich erholt und frisch.
    Dann dachte er an Helene und an das ungesagte Versprechen, das zwischen ihnen hing.
    Sie hatte ihn zum Abschied auf den Mund geküsst. Er berührte seine Lippen mit den Fingerspitzen, bevor er das Wasser aufdrehte, um sich das Gesicht zu waschen.
     
     
     
    Er nahm sich ein Taxi zum Anwesen der Baeskens. Es widerstrebte ihm nicht mehr, das Geld dafür auszugeben. Eine Kreditkarte besaß er immer noch nicht, aber dies war eines von vielen Details, um die er sich kümmern wollte, wenn der Vermeer-Verkauf und seine Ausstellung erfolgreich bewältigt waren.
    Dann würde er endlich auch seine Wohnung in St. Gilles einrichten, in der noch immer nichts weiter stand außer dem De Lucchi-Tisch und sechs Stühlen. Und dem kleinen Porträt mit der zerrissenen Leinwand, das hinter dem Heizkörper klemmte.
    Er blinzelte ein paar Mal, um den Gedanken zu vertreiben, bezahlte den Taxifahrer und stieg aus. Er bückte sich nach der rotgestreiften Katze und berührte ihr Fell, bevor sie ihm entwischte.
    Die Haustür stand offen.
    „Hallo“, rief er. „Ist jemand da?“
    Er hörte Schritte von oben, dann tauchte Peter Baeskens an der Treppe auf. Er lächelte, als ihre Blicke sich trafen.
    „Wie geht’s Ihnen?“, fragte er.
    „Gut.“ Henryk versuchte, in Baeskens’ Gesicht zu lesen, fand aber keinen Riss in der Freundlichkeit. „Ich bin ein paar Minuten zu früh.“
    „Kein Problem. Das Essen dauert noch einen Moment.“
    Baeskens Händedruck war warm und fest. Seine Stimme umhüllte Henryk wie eine vertraute Decke. Parkett federte unter seinen Füßen, es roch nach Wachs und Politur.
    Vertrauen undGeborgenheit.
    Für einen Lidschlag trat alles in den Hintergrund – der schreckliche Verdacht gegen Verhoeven, Henryks eigene Verbindung mit Helene, die zwangsläufig in einen Konflikt münden musste, die Bürde, die er sich mit den Fälschungen aufgeladen hatte.
    Der Augenblick dauerte an.
    „Kommen Sie, ich zeige Ihnen etwas.“
    Auf dem Fußboden in Baeskens’ Büro lag ein flaches Paket, vielfach mit Klebeband umwickelt. „Ein Reisemitbringsel.“ Baeskens grinste. „Nein, eigentlich der Grund meiner Reise. Es ist so phantastisch, dass ich mich selbst noch ein bisschen auf die Folter spanne, bis ich es öffne. Aber das ist es nicht, was ich Ihnen zeigen wollte.“
    Er schüttelte Fotos aus einem Umschlag. Henryk nahm sie vom Tisch und hob sie dicht ans Gesicht. Er zuckte beinahe zusammen, als er das Motiv erkannte. Die Bilder waren unscharf und verschwommen und mit einer Handykamera aufgenommen.
    „Verhoeven hat sie mir heute Morgen gegeben. Sie brauchen es nicht länger geheim halten.“ Freundschaftlich schlug er ihm auf die Schulter. „Die Neuigkeit ist draußen.“
    Henryk biss sich auf die Lippen, unfähig, ein Lächeln vorzutäuschen. Wann hatte der Galerist die Bilder geschossen? Wahrscheinlich gestern Abend, nachdem sie aneinander geraten waren. Vielleicht, als er am Tisch gelehnt hatte und darum kämpfte, das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
    „Herzlichen Glückwunsch“, sagte Baeskens. „Ich bin überzeugt, Sie haben einen phantastischen Job gemacht. Verhoeven sagte, dass das Bild in noch schlechterem Zustand war als das andere Gemälde. Er meinte, Sie hätten großflächige Bereiche überarbeitet.“
    „Hat er das gesagt?“
    „Und dass die Leinwand beschädigt war.“
    Henryk blickte von den Photos auf und sah die Euphorie in den Augen des Sammlers. „Es war eine Menge Arbeit.“
    Das zumindest war keine Lüge. Er wollte noch etwas hinzufügen, verharrte aber, weil es an der Tür klopfte. Es war ein dezentes, kaum wahrnehmbares Geräusch, und in der Tür tauchte eine Frau auf, nicht mehr jung und in

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