Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)
des Druckstrahls fast bewegungslos da und guckte – oder schnupperte –, wo ich abgeblieben war. Auf dem Bürgersteig und auf der Straße standen jetzt Polizisten und Feuerwehrleute, angerücktwegen eines Geschehens, das sie zweifellos für einen aus dem Ruder gelaufenen Raubüberfall im Alhambra-Gebäude hielten, ein Grund mehr, das Monster schnell von hier wegzulocken – bevor es sie alle massakrierte. Ich rappelte mich auf und rannte hinkend los, weg von den blinkenden Warnlichtern, raus auf den Beeger Square. Stimmen brüllten hinter mir her, und ein paar Polizisten setzten mir sogar nach.
Sie würden mich nicht kriegen.
Als ich in der Mitte des Platzes war, hörte ich die ersten erschrockenen Schreie später Nachtschwärmer und wusste, dass der Ghallu mir auf den Fersen war. Das war gut, weil ich ihn immerhin von meinen Freunden weglotste, aber wenn der nächste Teil meines Plans nicht klappte, würde ich den Aschermittwoch nicht erleben.
Zwei Teenager auf einem Motorrad fuhren mich in ihrer Panik beinahe über den Haufen und casteten sich damit selbst für eine Schlüsselrolle in Teil Zwei meines Plans: Ohne irgendein Fahrzeug würde ich nicht mal bis ans andere Ende des Platzes kommen, ohne dass der Dämon mich zuvor in Fetzen riss. Mit ein paar langen Sätzen holte ich die Motorrad-Kids ein. Ich riss den Sozius vom Sitz und sprang an seiner Stelle auf, und noch bevor der Fahrer kapierte, was los war, hob ich auch ihn hoch und warf ihn von der Maschine. Ich duckte mich über den Lenker, schaltete nach einigem Herumprobieren in den zweiten Gang – es war eine neuere Yamaha, und ich war schon länger nicht mehr Motorrad gefahren – und rief dann dem am Boden liegenden Fahrer zu: »Sag, dass du vollkaskoversichert bist. Bist du doch, oder?«
Er sagte etwas, das ich nicht richtig verstand. Ich redete mir ein, dass es »Ja, klar!« gewesen war und gab dann Gas. Der Motor war überraschend stark. Das Vorderrad hob ab, aber ich legte mich ganz nach vorn und brachte es wieder auf den Boden, raste dann, so schnell es ging, zwischen Leuten hindurch, die jetztpanisch in alle Richtungen davonsprangen, vielleicht meinetwegen, vielleicht aber auch wegen des riesigen dampfenden, gehörnten Horrorwesens, das mich verfolgte.
Als ich zwischen zwei Einsatzfahrzeugen am anderen Ende des Beeger Square hindurchkurvte, hätte es mich beinahe gelegt, aber ich fing mich wieder und preschte die Main Street entlang, wo nicht ganz so viele Leute waren. Ich wollte zum Riverside, dem Freiluft-Einkaufszentrum, weil dort jetzt alles zu war und ich es mir nicht leisten konnte, mich weiter zwischen Fußgängern hindurchzuschlängeln: Der Ghallu war direkt hinter mir, das konnte ich hören, auch wenn ich es bei diesem Tempo nicht wagte, mich umzudrehen. Weiter ging es, über Bordsteine und durch Fußgängerpassagen, die nicht für ein Sechzig-Meilen-Tempo gebaut waren – ich war verdammt nah dran, mich selbst umzubringen und dem Uraltdämon die Mühe zu ersparen. Aber irgendwie schaffte ich es, eine stehende Rolltreppe hinaufzuholpern, ohne dass mir ein Reifen platzte, und in die obere Einkaufsesplanade des Riverside zu gelangen. Jetzt wagte ich einen Blick zurück und sah das schwarze Etwas hinter mir die Rolltreppe heraufkommen. Es war jetzt wieder ganz trocken und von Flammen umzüngelt; seine glühendroten Augen fixierten mich unbarmherzig.
Die obere Ebene des Riverside hat am einen Ende lauter Läden, ist aber am anderen Ende zum geschniegelten Ufer des Redwood River hin offen. An dieses andere Ende musste ich, aber überall standen Pflanztröge, Bänke und kleine Kioske für Eis, Süßigkeiten und dergleichen, die jetzt natürlich geschlossen hatten. Also musste ich Gas wegnehmen, um mich zwischen all dem hindurchzufädeln. Ich hörte die Schritte des Ghallu dicht hinter mir. Das Monster war offenbar überhaupt nicht zu ermüden, ich schon.
Über das Eisengitter am Ende der Esplanade zu springen, war ausgeschlossen, also tat ich das einzig Mögliche: In letzter Sekunde,als es noch zehn, fünf, vier, drei Meter bis zur Absperrung waren, stieg ich auf den Sitz, stellte mich mit ausgebreiteten Armen hin und schnellte mich mit aller Kraft empor.
Die Yamaha krachte mit etwas über vierzig Meilen und einem explosionsartigen Geräusch in das Eisengitter. Vom Schwung der Bewegung weitergetragen, flog ich durch einen Funkenregen, während ein ganzes Stück des Gitters samt dem Motorrad, das darin verheddert war wie ein Delphin in
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