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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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komische Vorstellung, dass diese Heimstatt der Ausschweifung und des Lasters in unmittelbarer Nachbarschaft der adretten, regelmäßig mit dem Laubgebläse gereinigten Wohngegend von Leuten wie Edwin L. Walker lag.
    »Runter«, sagte sie plötzlich, als wir die alte Amüsiermeile entlangkutschierten. »Zu viele Augen da draußen.«
    »Dieser Wagen hat getönte Scheiben.«
    »Ich spreche nicht von Menschenaugen.«
    Ich duckte mich, bis mein Kopf auf Handschuhfachhöhe war. Aus dieser Position konnte ich es mir nicht verkneifen, meine Chauffeurin zu betrachten, die, wie ich jetzt erst merkte, nicht irgendein raffiniertes Wickelkleid trug, sondern einen seidenen Morgenrock. Er war von ihrem rechten Bein geglitten, und ich sah ihre grazilen, aber kräftigen Schenkel- und Wadenmuskeln arbeiten, während sie die Pedale bediente. Es war hochinteressant.
    »Behalten Sie Ihren Blick bei sich, Flügelflegel«, sagte sie nach einigen Sekunden.
    »Ich soll wirklich nicht gucken? Ich dachte, ihr weiblichen Dämonen habt es mit Verführung.«
    »Was Sie über weibliche Dämonen nicht wissen, Dollar, würde etliche Bücher füllen, viel zu dicke Bücher, als dass Sie sie lesen könnten.«
    Ich musste lachen, trotz meiner gebrochenen Rippen und der auf mich gerichteten Pistole. »Wie Sie meinen. Wo bringen Sie mich eigentlich hin?«
    »An einen Ort, an dem Sie sich etwas Trockeneres und Unauffälligeres anziehen können, während ich darüber nachdenke, wo ich Sie rausschmeiße, nachdem Sie mir unter vier Augen erzählt haben, was Sie wissen.«
    »Und der wäre …?«
    »Können Sie nicht einfach mal die Klappe halten?«
    Das kriege ich oft zu hören.
    Wir fuhren durch eine dunkle Gegend, in der hohe Apartmenthäuser standen, nicht die gehobene Sorte wie an der University Avenue, mit properen Fassaden und uniformierten Portiers, sondern die Art Apartmenthäuser, wo auf den Balkons Wäsche hängt und auf verunkrautetem Lehmboden, der mal Rasen war, kaputte Spielsachen sich langsam in ausgebleichte Fossilien verwandeln. Die Bürgersteige waren jetzt natürlichmenschenleer – es war nach zwei Uhr morgens –, aber der herumliegende Müll ließ darauf schließen, dass sie gewöhnlich voller Leute waren, die nicht allzu viel zu tun hatten. Unsere Reifen knirschten über Flaschenscherben, als wir in eine abschüssige Einfahrt einbogen.
    »Ich verbringe dieser Tage mehr Zeit in Tiefgaragen, als mir lieb ist«, sagte ich, als sie den mächtigen Wagen in das Parkgeschoss eines fünf- oder sechsstöckigen Gebäudes lenkte, das sich, soweit ich erkennen konnte, in nichts von den Nachbarblocks an der tristen, dunklen Straße unterschied.
    »In dieser hier werden Sie nicht lange sein.« Sie fuhr an mehreren freien Parkboxen vorbei und geradewegs auf die Rückwand der Garage zu. Kurz davor drückte sie auf eine Vorrichtung an ihrer Sonnenblende, und die ganze Wand hob sich wie durch Zauberei. Wir fuhren durch die Öffnung, und die Wand glitt hinter uns lautlos wieder herab.
    »Boah.« Ich war beeindruckt. »Wie haben Sie das denn gefunden?«
    »Es gehört mir. Ich habe es bauen lassen. Und die Handwerker sind jetzt alle tot.« Sie sah mich an – ich konnte wirklich nicht erkennen, ob es ein Scherz war oder nicht. »Werden Sie also so freundlich sein, den Mund zu halten?«
    »Sie nehmen mich mit in Ihre Wohnung?« Mich überkam etwas, das sich so anfühlte, wie ich mir pubertäre Erregung vorstelle – »vorstelle«, weil ich mich nicht daran erinnern kann, und »pubertär«, weil mir plötzlich so war, als sprössen mir überall Haare, und ich mich zu keiner artikulierten Äußerung mehr imstande sah. Es mochten ja Pheromone oder einfach nur übelste Höllentricks sein, aber die Gräfin von Coldhands hätte selbst bei einem Toten einen gewissen Körperteil auferstehen lassen, um es mal so zu sagen.
    »Ja, es ist meine Wohnung, aber nicht meine einzige, also glauben Sie nicht, Sie könnten mich gewinnbringend verraten.Dies ist nur ein winziges Informationsfetzchen – und Sie sind nicht der Einzige, der es kennt.«
    Das hatte einen seltsamen Nachklang, dem ich jedoch nicht lange hinterherhorchte, da wir jetzt ausstiegen. »Danke. Sie haben so eine nette Art, einen willkommen zu heißen.« Ich folgte ihr eine schmale, dunkle Treppe hinauf, die direkt von ihrem versteckten Parkplatz abging. »Apropos, zielen Sie eigentlich immer noch mit dieser Pistole auf mich?«
    »Raten Sie mal.«
    »Okay, dachte ich mir schon.«
    Sie schloss die Tür am oberen

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