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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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verletzt war, und was sich daraus entwickeln konnte, wusste allein der Höchste. Wenn mir noch ein Funken Vernunft geblieben wäre, hätte ich schon vor Stunden Casimiras Refugium verlassen und alles darangesetzt, Kontakt mit dem Himmel aufzunehmen.
    Als ich gerade das Handy wieder weglegen wollte, regte sich Caz. »Handy geht hier nicht«, sagte sie verschlafen.
    »Das hab ich schon gemerkt.«
    »Wenn du unbedingt jemanden anrufen musst, mach’s über Festnetz. Aber pass auf, dass es niemand ist, der den Anruf zurückverfolgen wollen könnte.«
    Festnetz. Ich war ein ganz schöner Idiot. Ich fand das schlanke Mobilteil in seiner Basis auf dem Schreibtisch.
    »Du siehst gut aus, so ohne was an, Flügelknabe«, sagte sie.
    »Danke. Ich habe mir mein Studium am Engelcollege als Gogo-Tänzer finanziert.«
    »Lügner.«
    »Und als Zusteller von obszönen Geburtstagstelegrammen.« Aber ich hörte ihr nur mit halbem Ohr zu – jetzt hatte ich tatsächlich ein Freizeichen. Zu meiner Überraschung war es aber nicht Sam, der beim zweiten Klingeln abnahm.
    »Bei Sam Riley.«
    »Monica, bist du’s?«
    »Bobby! Du lebst!« Es klang erfreut. »Wo bist du?«
    »Egal, wie geht’s Sam? Und dir natürlich?«
    »Sam geht’s nicht gut, aber er wird durchkommen. Wir sind mit ihm hier im Sequoia Hospital, Jimmy, Annie und ich. Ihn hat’s ziemlich übel erwischt …«
    Schuldgefühle und Sorge schnürten mir die Brust zusammen. »Ich komme sofort.«
    »Nein!« Ich sah vor mir, wie auf diesen lauten Ausruf hin alle Köpfe im Wartebereich herumfuhren; als Monica weitersprach, flüsterte sie beinah. »Es sei denn, du hast das Ding mit den Hörnern irgendwie getötet. Was ich bezweifle.«
    »Leider nicht. Ich hab’s gerade mal geschafft, ihm zu entwischen.«
    »Dann komm ja nicht her. Es hat gerade noch gefehlt, dass dieses Zwei-Tonnen-Monstrum hier durchs Krankenhaus tobt, um dich zu kriegen.«
    Was hieß, man verbannte mich vom Krankenbett meines bestenFreundes – des Freundes, der böse zugerichtet worden war, als er mir helfen wollte. »Okay, das Argument verstehe ich, auch wenn es mir nicht passt. Ist Sam wach? Kann ich ihn sprechen?«
    »Er ist weit weg, Bobby. Er hatte eine Gehirnschwellung, darum haben sie ihn ins künstliche Koma versetzt. Ich weiß nicht, welche Erklärung sich die Problembereiniger von oben diesmal einfallen lassen wollen – das Compasses sieht aus, als ob jemand mit einem Zug durchgerast wäre. Im vierten Stock. Chico ist jetzt dort, bandagiert wie Claude Rains. Er flucht über den Wasserschaden. Aber ich war ganz schön stolz auf die Schlauchidee.«
    »Kannst du auch sein – das war wirklich raffiniert. Mach dir nicht allzu viele Gedanken wegen der offiziellen Erklärung. Sie können ja sagen, ein einmotoriges Flugzeug sei ins Gebäude gekracht – haben sie vermutlich schon gesagt. Wäre nicht das erste Mal. Der Aufräumtrupp hat eigens für so was Flugzeug- und Autowrackteile und andere nützliche Requisiten in einem Lagerhaus in Millbrae liegen.«
    »Tja, wie es so schön heißt, in meines Vaters Haus sind viele Wohnungen …«
    »Und du bist wirklich okay, Monica? Du hast nichts Ernstes abbekommen?«
    »Ein paar blaue Flecken, aber ich werd’s überleben. Wie bist du denn entwischt?«
    »Erzähl ich dir ein andermal. Im Moment hab ich zu tun. Wie es im Film immer heißt, ›Jetzt ist es persönlich‹. Oder so ähnlich.«
    »Mach nur nichts Dummes. Ich … wir alle haben uns Sorgen um dich gemacht, Bobby … Ich dachte …«
    Ich wollte nicht, dass sie etwas sagte, das sie später bereuen würde, schon gar nicht, während die Gräfin hinter mir nackt im Bett lag und zuhörte. Wobei Caz nicht hören konnte, was Monica sagte, aber irgendwie schien es trotzdem nicht richtig.»Danke, aber mir geht’s gut.« Ich wechselte das Thema. »Was ist mit Clarence? War er da? Weiß er das mit Sam?«
    »Wie sollte er’s nicht wissen, Bobby? Das Compasses hat ein gähnendes Loch, und der ganze Block ist abgesperrt.«
    »Okay. Wenn du den Jungen siehst, bevor ich ihn erreiche, sag ihm, ich will ihn sprechen. Grüß alle – und es tut mir leid, dass ich sie da reingezogen habe. Ich melde mich wieder. Und pass auf dich auf.«
    »Du auch, Bobby.«
    Ich rief noch kurz Alice im Büro an. Von Sam mal abgesehen, hatte ich Glück gehabt: Ich hatte keinen Klienten verpasst. Allerdings beorderten mich meine Vorgesetzten zu einem Gespräch mit einem Minister (die offizielle Bezeichnung für einen Problembereiniger, wie Sie

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