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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Flügel«, sagte ich schließlich.
    »Und was hat Flügel? Vögel … und …?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht hier auf der Erde. Nicht in der realen Welt. Caz, ich muss es doch wissen – ich bin selbst ein Engel. Wir haben hier keine Flügel.«
    » Du hast keine, Bobby. Weil du erdbasiert bist. Du bist unterste Liga, entschuldige, wenn ich das so sage – ein Fußsoldat. Aber wenn sich die höheren Engel hier manifestieren … tja, die behalten ihre himmlischen Attribute. Wenn sie wichtig genug sind. Weit genug oben in der Hierarchie.«
    Es fühlte sich an, als hätte sie mir wieder ins Gesicht geboxt. »Du willst also sagen, das, was Eligor hatte, war die Feder eines wichtigen Engels? Glaubst du das wirklich?«
    »Glauben? Ich hatte sie in der Hand, Bobby. Ich habe sie aus Eligors Safe gestohlen und aus dem Gebäude geschmuggelt – mit etwas Hilfe bestochener Wachleute. Und wenn du die Feder sehen würdest, wüsstest du, dass ich recht habe.«
    »Ja, aber ich habe sie nicht gesehen, und das ist das Problem. Alle glauben, ich hätte sie, aber ich habe sie nie gesehen. Und irgendwann werde ich deswegen sterben müssen.«
    Jetzt veränderte sich ihr Gesicht: Die blauen Augen weiteten sich zu einem so überzeugenden Bild von Schuldgefühl und Bestürzung, dass ich mich zum ersten Mal seit einer ganzen Weile wieder fragte, ob es idiotisch gewesen war, ihr überhaupt zu vertrauen. »Ich wollte wirklich nicht, dass dir das widerfährt, Bobby. Es war nicht so gedacht, es ist schiefgelaufen. Ich habe Grasswax vertraut – nicht sehr weit, aber es hat ihm gereicht, um mich zu verraten.«
    »Erzähl.«
    »Ich musste die Feder loswerden – ich hab dir ja schon gesagt, ich wurde beobachtet. Und verfolgt. Sobald Eligor merkte, dass sein kostbares Stück weg war, wusste er, was ich getan hatte. Er wusste, dass ich es hatte und dass ich mich nicht scheuen würde, es gegen ihn zu benutzen.«
    »Was heißt das ?«
    »Denk doch mal nach, man reißt doch nicht einem der Mächte oder Fürstentümer einfach so eine Feder aus«, sagte sie. »Und mausern tun sie sich auch nicht. Eligor hatte die Feder aus einem bestimmten Grund.«
    Endlich kam ich auf den Trichter. »Ein Unterpfand – oder ein Identifikationsmittel. Ich vermute mal, jemand im Himmel hat seinerseits etwas von Eligor in der Schreibtischschublade liegen. Das heißt, wenn einer das Geheimnis verrät, fliegt er selbst auch auf. Oder stürzt wohl eher ins Bodenlose.« Jetzt fügte es sich allmählich zusammen, aber ich hatte immer noch eine Menge Fragen. »Also müssen der Großfürst und jemand von meinen Bossen einen Pakt geschlossen haben … aber was für einen? Welches Geheimnis ist ein solches Risiko wert?«
    Sie zuckte die Achseln. »Wenn ich das wüsste … oder auch nur die Feder hätte … würde ich mich jetzt nicht hier verstecken.«
    »Wenn diese goldene Feder von einem der höheren Engel stammt, dann würden die anderen höheren Engel wahrscheinlich erkennen können, von wem.« Ich pfiff durch die Zähne. »Mann, das ist ja alles noch viel gigantischer und verrückter, als ich dachte. Erzähl mir das mit Grasswax genau. Wann hast du ihm die Feder gegeben, und wann ist sie verschwunden?«
    »Gegeben habe ich sie ihm am Tag vor seinem Tod.«
    »An dem Tag, an dem Sam und der Junge in dieser Martino-Sache gegen ihn gewonnen haben.«
    »Offenbar. Und am nächsten Tag hat er mir gesagt, er hätte sie versteckt – er würde mir sagen, wo, sobald wir unter vier Augen reden könnten.« Sie sah verdutzt drein. »Du warst dort! Als er mir das gesagt hat, meine ich.«
    »Beim Walkerschen Haus? Als sich das mit der verschwundenen Seele herausgestellt hat? Wäre doch wohl ein ziemlich verrückter Zufall – dass die beiden gravierendsten Dinge seit Jahren genau gleichzeitig passieren.« Ich dachte nach. »Und da hat Grasswax dir gesagt, er habe die Feder woanders gelassen?«
    »Ja, als ich ankam. Ich war sauer wegen dieser Walker-Sache, weil ich dachte, Grasswax hätte durch irgendeine Blödheit Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, wo wir das am wenigsten brauchen konnten. Mir war nicht klar, dass es eine viel größere Sache war. Und ich konnte nicht noch mal mit ihm reden, bevor sie ihn getötet haben.« Ihr Mund zog sich zu einem Strich zusammen. »Er war ein fieser, hinterlistiger Scheißkerl, der mich betrügen wollte, aber so zu sterben hat nicht mal er verdient.«
    »Bist du sicher, dass er dich betrügen wollte? Vielleicht

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