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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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lächelte – das war eine Wortschöpfung von Leo. »Hat ein Freund von mir erfunden – er war auch ein Freund von Sam. Interjenseitig. Zwischen den Jenseitswelten. Zwischen denen und uns.«
    »Und mit ›Konvention‹ meinen Sie die Tartarus-Konvention, oder? Als wir uns ganz am Anfang mit der Gegenseite getroffen und die Regeln aufgestellt haben?«
    »Genau. Als klar war, dass der Höchste Satans Partei verbannen und nicht vernichten würde, mussten sich alle einigen, nach welchen Regeln das Spiel gespielt werden würde.« Mir fiel etwas ein. »Man kann auch niemanden zwingen, ins Außerhalb hinüberzutreten, oder gegen seinen Willen dorthin verschleppen. Das hat mir erst kürzlich das Leben gerettet.«
    »Ich weiß. Bei der Sache mit Eligor, in seinem Büro.«
    Ich beäugte ihn argwöhnisch. »Woher weißt du das?«
    »Weil Sie’s mir erzählt haben, wissen Sie nicht mehr? Hey, Bobby, Sie werden langsam paranoid. Als wir mit Sam in dem Coffee-Shop waren?«
    »Oh. Okay.« Aber es warf mich ein bisschen in mich selbst zurück, sodass wir eine Weile schweigend weitergingen.
    Ich habe den Weg durch die Gefilde bisher nur sehr knapp abgehandelt, aber das sollte ich wirklich nicht, die Gefilde sind nämlich ein echtes Erlebnis. Ich meine, Sterbliche würden ewig lange Schlange stehen und Disneyland-Preise zahlen, nur um ein paar hundert Meter dort hindurchzuspazieren. Das Erstaunlichste sind die Farben, die Art, wie sie leuchten und hervorspringen und funkeln. Wer Erfahrung mit Peyote, Zauberpilzen oder LSD hat, weiß wahrscheinlich, wie man auf einem Trip das Gefühl hat, dass alle Farben intensiver sind, regelrecht von inneremLicht pulsieren. Der Unterschied zum Himmel ist, dass dort nie irgendwas so schrill ist wie bei psychedelischen Drogen manchmal und dass man auf keinen Horrortrip kommen kann. Ja, eine Wanderung durch die Hügel und Wiesen rund um die Himmlische Stadt ist per definitionem das Gegenteil eines Horrortrips.
    Natürlich habe ich selbst keine Ahnung von Peyote oder irgendwas Derartigem. Ich bin ja schließlich ein Engel, und ein Engel würde niemals mit Alkohol oder illegalen Drogen oder ähnlichen menschlichen Verirrungen experimentieren, selbst wenn er in einem Ausbildungscamp in der Wüste sitzt, mit einer Horde anderer gelangweilter Engel, die alle zum ersten Mal einen menschlichen Körper tragen. Das würde einfach nicht passieren. Das ist Ihnen doch klar, oder?
    Da ich also beschlossen hatte, Clarence gegenüber ein bisschen zurückhaltender zu sein, hatte ich Zeit, die Gefilde wieder einmal richtig wahrzunehmen, das eigenartig Schöne ebenso wie das nur Eigenartige. Obwohl dort überall Leute sind – vielleicht die Seligen, auf jeden Fall aber die Seelen der Glücklichen unter den Toten –, ist es sehr schwer, sich jemandem zu nähern. Die Gefilde haben etwas Traumartiges wie auch die Himmlische Stadt selbst, aber das Wesen dieses speziellen Traums besteht darin, dass es leicht ist, Dinge zu erreichen, etwa einen schattigen Hain oder einen einladend grünen Hügel, während die Leute aber immer weiter weg sind, als es scheint: Man kann zu ihnen gelangen, aber wenn es anfangs so aussieht, als wären sie nur hundert Meter entfernt, kann es eine gefühlte Erdenviertelstunde dauern, bis man dort ist. Ich weiß nicht, ob das einfach an der speziellen Physik des Himmels liegt oder ob der Höchste einfach nicht will, dass das Jenseitsleben der Leute zu leicht gestört werden kann. Wobei man, wenn man mit ihnen redet, sowieso nicht viel aus den Leuten in den Gefilden herauskriegt: Sie wirken oft wie im Halbschlaf, heiter und willens, einem zuantworten, aber so versunken in Erinnerungen an ihr einstiges Leben oder so absorbiert von ihrem jetzigen Jenseitsleben, dass sie gleichsam nicht ganz anwesend sind. Früher, als ich meine Fragen noch laut stellte, fühlte ich mich manchmal, wenn ich die himmlischen Gefilde verließ, wie ein zwielichtiger Erwachsener, der sich auf einem Kinderspielplatz herumtreibt.
    Ansonsten aber fühlt man sich in den Gefilden problemlos aufgenommen. Die Sonne scheint immer, aber – und auch das ist wie im Traum – wenn man die dunkleren Orte betritt, die schattigen Winkel und waldigen Schluchten, merkt man schnell, dass es Dunkelheit in einer vertrauenswürdigen, schönen und ungefährlichen Naturumgebung ist. Man entdeckt Fleckchen, die geradewegs den schönsten eigenen Erinnerungen entsprungen zu sein scheinen, obwohl natürlich Clarence oder ich gar keine solchen

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