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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ziemlich verspannt, weil ich halb damit rechnete, eine Kugel in den Rücken zu bekommen.
    Als ich mich kurz umdrehte, sah ich, wie er sich nach dem Umschlag bückte, also verschwand ich schleunigst zur Tür hinaus. Als er den Umschlag aufriss und den Inhalt las: »Nehmen Sie nicht das Ossobuco, ich habe gehört, das ist heute nicht so gut« , stieg ich bereits in meinen Wagen.
    Und als Howlingfell aus der Tür des Il Milanese stürmte,mit schussbereiter Pistole und dem Gesicht eines wütenden rasierten Pitbulls, entschlossen, auf Diskretion und sein Lieblingsrestaurant zu pfeifen und mich in Fetzen zu schießen, war ich schon auf dem Camino Real und gab ordentlich Gas.
    Nachdem ich meiner gefährlichen Sorgfaltspflicht Genüge getan hatte, wandte ich mich den übrigen Punkten auf meiner Liste zu. Zuerst rief ich Clarence an. Ich hatte immer noch meine Zweifel, was ihn anging, aber mir war etwas eingefallen, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
    »Wow, Bobby, sind Sie okay?«, fragte er, als er abnahm. »Was war denn? Ich habe das Compasses gesehen …!«
    »Ja, ja, war alles sehr aufregend. So viel Spaß hatte ich nicht mehr, seit Grampa Dollar damals das Benzin und den Maiswhiskey verwechselt hat. Bist du zu Hause?«
    »Äh, ja, jedenfalls gleich. Ich war gerade was essen. Meine Mitbewohner sind heute Abend weg.«
    Ich hatte keine Ahnung, was das heißen sollte. »Ich war selbst gerade in einem Feinschmeckerlokal, aber gegessen habe ich nur Knabberstangen, also hole ich mir vielleicht unterwegs noch was. Ich bin in einer halben Stunde bei dir.«
    »Aber …!«
    Ich legte auf, bevor er noch meine Zeit damit vergeuden konnte, es mir ausreden zu wollen.
    In dem Benz durch die Stadt zu kutschen, war alles andere als aufregend. Ich mochte Diesel noch nie – sie pflügen schnaufend dahin wie Fatback auf der Suche nach Trüffeln und reagieren so schnell wie die Reklamationsabteilung eines Großunternehmens. Trotzdem, es war um Klassen besser als zu laufen, also kurbelte ich die Fenster herunter und tat mein Bestes, den Abend zu genießen. Ich holte mir in einem Drive-Through-Imbiss ein paar Tacos und aß sie im Fahren, wobei ich Tortillakrümel und Tomatenstückchen auf meinem Schoß und OrbansFußmatte verteilte. Ich fragte mich, wo der Ghallu jetzt steckte – war er auf der Jagd nach mir oder ging er nur dorthin, wo er gerade hingeschickt wurde?
    Als ich die Whipple Avenue in Richtung Brittan Heights hinauffuhr, kam ich an dem verschachtelten weißen Komplex des Sequoia Hospital vorbei und musste an Sam denken. Der lag jetzt dort, an lauter Schläuche angeschlossen, und konnte nichts anderes tun, als sich (sofern er bei Bewusstsein war) Jimmy the Tables langweilige Geschichten über die gute alte Zeit in Spanishtown anzuhören, damals in den Siebzigern, als Jimmy als Anwalt angefangen hatte. Das wünschte ich niemandem, schon gar nicht meinem armen Freund, der nicht mal aufstehen und weggehen konnte, und kurz war ich in Versuchung, Sam einen Überraschungsbesuch abzustatten. Aber nur einen Augenblick lang: Zwar war mein Selbstvertrauen dadurch gestärkt, dass mein Bluff gegenüber Howlingfell geklappt hatte, aber mir war doch klar, dass ich mein Glück nicht überstrapazieren durfte.
    Ich hatte Clarence ja bislang nur einmal vor dem großen Haus auf dem Hügel abgesetzt. Jetzt musste ich aussteigen und die Haustür suchen, die schwerer zu finden war, als man meinen sollte. Schließlich fand ich eine Tür, und nachdem ich eine Weile geklopft hatte, erschien Clarence.
    »Wow … Sie sind’s.« Er trug einen altmodischen grauen Trainingsanzug und weiße Joggingschuhe. Ich würde lieber sterben, als weiße Joggingschuhe anzuziehen. Vielleicht bin ich ja sogar deswegen gestorben. Vielleicht bin ich ja jetzt ein Engel, weil mich die Weiße-Joggingschuhe-Mafia umgelegt hat.
    »Ist das dein Tribut an Rocky?«, fragte ich ihn.
    Er blickte an sich hinunter. »Kann sein. Kommen Sie rein.«
    Bier hatte er nicht, aber er reichte mir eine Limo aus dem Kühlschrank, der fast so groß war wie mein Apartment. Auch das Haus selbst war riesig, eins von diesen Dingern à la Frank Lloyd Wright, ganz Holz, Natursteinfliesen, Sichtbeton und offeneBauweise, sodass man von einem Raum in mehrere andere blicken konnte. Einer der größeren Räume war sogar nach oben hin offen, aber mit einer Art Schiebedach, wodurch er sich bei schlechtem Wetter in einen geschlossenen Innenhof verwandeln ließ. Ich wunderte mich wieder über Clarences

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