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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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kleinen Zwischenfall festhielten. Das ganze Getippe und Getippsel führte mir überdeutlich das Bizarre dieser ganzen Konferenz vor Augen: Da waren all diese Geschöpfe des Lichts und der Finsternis, unsterblich und ungeheuer mächtig, mit Fähigkeiten, von denen die Menschen nur träumen konnten, und doch trafen sie sich in beiderseitigem Einvernehmen hier auf der Erde, wo sie sich mit der primitiven Technologie der Sterblichen begnügen mussten, um ihren Job zu machen. Es war, als ob die UN ihre Hauptversammlung bei Kerzenschein im mittelalterlichen Frankreich abhielte.
    Karael fand in seinem Bemühen, diese Fragerichtung abzuschneiden, einen unerwarteten Verbündeten – Caym. Der maßgekleidete Dämon schlug vor, dass sich doch ein Regelausschuss damit befassen solle, ob Sitris Frage innerhalb der vereinbarten Leitlinien zulässig sei. Viele im Saal stöhnten ob der Zeitverschwendung, die das bedeuten würde, aber einige wenige forderten die Umsetzung des Vorschlags. Ein paar Leute auf der Höllenseitedes Saals riefen »Vertuschung!«. Es entspann sich eine allgemeine und ziemlich laute Diskussion.
    Sei es, weil auch er Eligors Spiel spielte, oder sei es einfach nur, weil er eine Million Jahre alt war und pinkeln musste – jedenfalls hieb Adramelech schließlich mit seinem Hammer auf die Tischplatte und gebot mit krächzender Stimme Ruhe. In der daraus resultierenden Stille drehte er, so steif wie eine gerade aus dem Winterschlaf erwachte Schildkröte, den Kopf von einer Seite zur anderen und sagte dann: »Dafür ist heute keine Zeit. Wir haben nur den heutigen Tag für all die Zeugenanhörungen. Diese Punkte können, wenn es die Zeit erlaubt, vor der morgigen Beratungsphase geklärt werden.« Womit Prinz Sitris Frage und jede vergleichbare effektiv abgewürgt waren. Ich sah keine Enttäuschung in den glitzernden Augen, die aus dem wulstigen Gesichtsfleisch des Prinzen lugten, und fragte mich, ob das Ganze nur Sitris Art gewesen war, seinen Rivalen Eligor zu ärgern, so wie die kleine Konfrontation zwischen Caz, mir und dem Reiter in der Hotelbar, die er gestern Abend eingefädelt hatte.
    Ich beantwortete noch ein paar technische Fragen und verfolgte mit Interesse, wie beide Seiten es konsequent unterließen, den seltsamen Zufall anzusprechen, dass Grasswax nur wenige Stunden später am selben Ort aufs Gründlichste getötet worden war. Ja, das gesamte Thema, was sich wirklich rund um Walkers Verschwinden abgespielt haben könnte, schien mit einer Art unsichtbarem Hundezaun umgeben – aber wie hatten sie all den Dämonen und Engeln Schockhalsbänder verpasst? Wie konnte eine angebliche Untersuchung sich solche Mühe geben, nichts zu untersuchen? Wie weit hinauf ging dieser Dritte Weg? Und ging er auf beiden Seiten so weit nach oben?
    Nachdem ich vom Podium entlassen war, wurden noch etliche andere Engel wegen der nach Walker verschwundenen Seelen befragt, aber nichts davon lieferte mir irgendeinen Ansatzpunkt oder brachte die Diskussion auch nur irgendwie voran.Inzwischen wurde nicht mal mehr so getan, als ginge es um das Ermitteln von Fakten, sondern es wurde nur noch auf den Gegner eingehackt. Wenn Sie Gesetzgebungsvorgänge im Kongress schon unersprießlich finden, sollten Sie mal sehen, wie die ewigen Mächte ihr politisches Handwerk betreiben. Gott, Sie würden denken, da herrscht echte Antipathie.
    Es ging auf siebzehn Uhr zu. Ich war hungrig und deprimiert, was sich bei mir normalerweise gegenseitig ausschließt, und überlegte gerade, mich, sobald Karael mal kurz wegschaute, aus dem Saal zu schleichen, als plötzlich Adramelech mit seinem Hammer die Sitzung schloss.
    »Wir werden morgen früh weitermachen«, sagte er, und es klang wie Wind, der über dürre Hügel streicht. »Ich schlage vor, dass sich alle Teilnehmer überlegen, wie unsere nächste Sitzung produktiver gestaltet werden kann – der heutige Tag hat in meinen Augen keinen spürbaren Fortschritt gebracht und stimmt mich auch nicht hoffnungsvoll, was eine echte gemeinsame Lösung unseres Problems anbelangt.«
    Er verließ das Podium so langsam wie ein Blechspielzeug, das neu aufgezogen werden muss. Caym folgte ihm, während Sitri geduldig auf die hydraulische Hebevorrichtung wartete, die ihn auf seinen gepolsterten Golfcart verfrachten sollte. Die dicken Finger des Prinzen bildeten ein Zelt auf seiner Brust, und für mein ungeschultes Auge wirkte er ziemlich zufrieden mit seinem Tagwerk, das, soweit ich es beurteilen konnte, nur darin

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