Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)
meiner Seite auch. Es ist nichts Außergewöhnliches.«
»Verdammt, Caz, was willst du von mir? Wenn du mich abservieren willst, was machst du dann hier?«
»Dich abservieren?« Sie lehnte sich an das Kopfbrett, schien aber gar nicht zu merken, wie unbequem es war. »Du überschätzt dich als Liebhaber, Dollar, wenn du glaubst, ein One-Night-Stand hieße für immer und ewig. Erst recht zwischen dir und mir.«
»Willst du sagen, du fühlst nicht so?« Ich wollte etwas kaputtschlagen. Ich wollte das Bettzeug vom Bett reißen und sie und alles, was wir getan hatten, herunterschleudern wie ein Zauberer bei einem peinlich missglückten Tischtuchtrick. »Also, los. Sag’s mir. Ich will hören, wie du’s sagst.«
Sie sah mich an, sah mich erstmals, seit sie zur Tür hereingekommen war, wirklich an, mit ernsten, düsteren Augen. »Ich fühle nicht dasselbe wie du, Bobby.«
Es war, wie ein Messer in den Bauch gerammt zu bekommen. Mir ist das schon passiert, ich kenne das Gefühl. Die entweichende Luft, der kalte, harte Schmerz von etwas, das da nicht sein sollte, niemals da sein sollte – es war fast genauso. »Du lügst.«
»Lügen ist meine Haupttätigkeit«, sagte sie ruhig. »Es ist mein Job. Aber jetzt gerade versuche ich, dir einen Gefallen zu tun und ausnahmsweise mal die Wahrheit zu sagen.«
Ich stand auf und ging an die Minibar, aber einen Drink in mich reinzukippen, zumal aus einem dieser mickrigen Fläschchen, schien etwas so Schwächliches – so Menschliches –, dass ich kehrtmachte und wieder zum Bett ging. Mein ganzes Leben, der ganze große Plan des Höchsten für Doloriel, war auf die Dimensionen dieses winzigen Hotelzimmers geschrumpft … oder noch weiter. Auf die Größe einer Matratze mit schweißfeuchten Laken. Noch nie hatte ich einen so heftigen Drang verspürt, jemanden zu schlagen, jemanden Schmerz leiden zu lassen, wie ich ihn in diesem Moment litt, aber ebenso wenig hatte ich je ein so heftiges Bedürfnis verspürt, dieselbe Person zu packen und auf die Arme zu nehmen und mit ihr wegzurennen,der schlechten, öden Welt zu entfliehen und den Rest jedweden Lebens, das mir blieb, darauf zu verwenden, sie glücklich zu machen. »Zerrissen« ist nicht das richtige Wort. »Verwirrt« ist nicht das richtige Wort. Ich glaube, es gibt dafür kein Wort. »Also, warum bist du hierhergekommen?«, brachte ich schließlich heraus. »Warum, Caz?«
»Um dich zu warnen«, sagte sie. »Um zu versuchen, dir das Leben zu retten.«
Ich lachte, ziemlich bitter. Das Leben, von dem sie sprach, schien im Moment kein besonders wertvolles Gut. »Ein feiner Dämon bist du.«
»Ich habe nicht gesagt, dass du mir gar nichts bedeutest.« Kurz musste sie wegschauen, und ich hatte die idiotische Hoffnung, ich wäre irgendwie zu ihr durchgedrungen und sie würde mir sagen, alles, was sie eben gesagt hatte, sei auch nur Lüge gewesen. Doch als sie mich wieder ansah, war ihr Gesicht schrecklich ruhig und gelassen. »Natürlich mag ich dich, auf meine Art. Und ich will nicht, dass dir was passiert – jedenfalls nicht meinetwegen.« Sie setzte sich auf, zog die Kleidungsstücke an, die auf dem Bett lagen, stand dann auf und begann, ihre Schuhe und sonstigen heruntergefallenen Sachen aufzusammeln, spulte unseren Sex zurück, wie um ihn ungeschehen zu machen. Sie war immer noch halb nackt, und trotz des Aufruhrs in meinen Eingeweiden und dem Pochen in meinem Schädel war der Anblick, wie sie sich nach ihrer Jacke bückte, einfach zu viel für mich. Ich schlang wieder die Arme um sie und zog sie an meine Brust, ihre Brustwarzen in meinen Händen, aber nur ganz kurz, ehe sie sich heftig losriss.
»Nein! Nicht! Ich kann nicht … ich kann das nicht wieder tun.« Sie wich zurück, starrte mich einen Moment resolut an, schlüpfte dann in ihren Slip und machte sich daran, ihre übrige Montur anzulegen. Bei jeden bisschen Nacktheit, das sie verhüllte, traf mich ein schmerzhafter Stich ins Herz, vor allem, alssie ihre Bluse zuknöpfte und ihre helle Haut verschwand wie die Sonne hinter Wolken.
»Jetzt«, sagte sie, als sie angezogen war, »können wir entweder weiter debattieren, oder du kannst mir zuhören.« Sie sah auf die Uhr. »Wir haben nicht mehr viel Zeit, ich muss gleich los.«
»Zu ihm?«
»Debattieren oder zuhören?«
Ich klappte den Mund zu.
»Eligor wird die Konferenz vorzeitig beenden«, sagte sie. »Ich habe ihn mit einem seiner Leute reden hören. Heute um Mitternacht.«
»Was redest du da? Das steht doch
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