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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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schlossen sich um Howlingfells Arme und hoben ihn hoch. Er wehrte sich noch kurz, trat um sich und brüllte, während da, wo ihn das Monster gepackt hielt, Rauch aufstieg. Dann hakte sich der Unterkiefer des Ghallus aus – man kann es nicht anders beschreiben. Sein Maul klaffte unmöglich, grässlich weit und entblößte Flammen wie von einem Krematoriumsofen. Ich hatte nur Zeit für einen entsetzten Blick, ehe der Ghallu Howlingfells schreienden Kopf und dann auch seine Schultern in das schreckliche Feuer schob. Howlingfells Beine strampelten vergeblich, als das Monstrum ihm den Kopf kurzerhand von der Wirbelsäule saugte und den verkohlten Klumpen dann auf den Boden ausspuckte, bevor es Howlingfells schlaffen Körper in das Dunkel jenseits des Ziellampenlichts schleuderte.
    Jetzt blitzten und knatterten automatische Waffen, und noch während ich, hektisch krabbelnd, den Boden nach meiner Pistole abtastete, sah ich den Ghallu auf das Mündungsfeuer zustürzen. Meine Hand erwischte etwas Hartes, aber es war nur Howlingfells Handy. Ich hielt es fest und suchte verzweifelt weiter, bis ich endlich meine Pistole fand. Howlys Männer hätten wohl besser nicht auf den Ghallu feuern sollen: Offenbar reagierte er leicht auf Ablenkung. Binnen einer Sekunde war er über ihnen, riss sie in Stücke und schleuderte diese Stücke so vehement nach allen Seiten, dass ich warmes Blut auf mich regnen fühlte, während ich verbranntes Fleisch roch. Ich steckte das Handy in die Tasche, um meine Pistole beidhändig halten zu können – ich zitterte wie ein Chihuahua im Schnee –, drückte aber nicht ab. Auf keinen Fall würde ich noch mal versuchen, das Biest zu erschießen – es steckte sogar Silberkugeln weg, als schlucke es Tic-Tacs. Aber etwas anderes fiel mir auch nicht ein.
    »Bobby! Hierher!« Sam war am anderen Ende der Mauer und winkte hektisch. Ich duckte mich und rannte hin; ich hatte mehr Angst vor einer verirrten Kugel als vor einer gezielten. Der Terminator vom Tigris zerfetzte gerade die Männer, die er erwischt hatte, und die übrigen feuerten zwar noch im Wegrennen, aber es fehlte ihnen an Entschlossenheit, von Zielgenauigkeit ganz zu schweigen.
    »Hier lang«, rief Sam, schon in vollem Spurt und, gemessen daran, dass er vermutlich genauso erschöpft war wie ich, beeindruckend schnell. »Dieses Riesenmistvieh weiß wohl nicht, auf welcher Seite es ist? Ich glaube nicht, dass das die Art Verstärkung war, die sich dein kopfloser Freund erhofft hatte.«
    »Für Eligor sind sie alle ersetzbar«, keuchte ich. »Und Howlingfell war kein Freund von mir. Ich hoffe, er ist jetzt wieder daheim und röstet auf den heißen Kohlen der Hölle, aber er ist mein geringstes Problem. Dieses Monster … es wird nicht ruhen, bevor es mich gekriegt hat, und sobald es damit fertig ist, HowlysMänner zu grillen … haben wir es wieder im Nacken.« Ich hustete, kam ins Taumeln und fiel fast hin. Zu viel geredet.
    »Ja, ich erinnere mich wohl an das Viech. Schneller als dein verflixtes Auto, richtig?«
    Das verdiente keine Antwort, also sparte ich meinen Atem, während wir durch das Tor des Gedenkparks spurteten und dann eine kurvige Straße entlang. Ich war seit Jahren nicht mehr so viel gerannt und auch nicht viel im Fitnessstudio gewesen; ich hatte (für einen Engel zumindest) ganz schöne Konditionsprobleme und hoffte, dass ich noch Gelegenheit haben würde, mehr für mich zu tun. Wir schienen jetzt wieder in Richtung Bay zu laufen. Vom Friedhof hörte ich noch einen letzten verzweifelten Schrei, der ein bisschen so klang, als prügelte jemand einen Dudelsack mit einer Stachelkeule tot. »Wohin …?«, war alles, was ich hervorbrachte.
    »Zum einzigen … Ort, wo … wir eine Chance haben«, sagte er zwischen den Atemzügen, jetzt selbst sparsam mit dem Sauerstoff. »Fußgängerbrücke … zum Shoreline-Park.« Er sah sich um. Ich nicht, aber was er da sah, ließ ihn in einen Gang schalten, von dem ich gar nicht gewusst hatte, dass er ihn besaß. Ich tat mein Bestes, an ihm dran zu bleiben.
    Aber wem genau rannte ich eigentlich hinterher? Der Sam, den ich zu kennen geglaubt hatte, mein bester Freund, hätte mir nie irgendwas Wichtiges verschwiegen – und diese Habari-Sache war mehr als wichtig. Konnte ich ihm überhaupt noch trauen? Und entscheidender noch, konnte ich diese schwelende Höllenkreatur abhängen, um es herauszufinden?
    Wir erreichten die Fußgängerbrücke, einen für Radfahrer und Tagesausflügler gedachten schmalen Steg

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