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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Krallenpranken des Ghallus, dann brach eine lange Partie des Geländers einfach weg, und die Kreatur sank ins flache Wasser zurück. Sie fauchte und hieb mit Pranken und Hörnern auf das nachgiebige Nass ein, watete dann verdrossen wieder los, auf der Suche nach einer besseren Stelle, um hinauszuklettern, damit sie uns einholen und in Stücke reißen konnte.
    So viel zu den Chancen, den Ghallu unter Zuhilfenahme der San Francisco Bay zu töten.
    Trotzdem, Wasser mochte er eindeutig nicht, und genug davon könnte ihm vielleicht wenigstens einen Teil seiner Hitze rauben – und wenn es ihn auch noch peinigte, umso besser. Vielleicht würde es das Biest ja sogar verwundbarer für die Silbermunition machen …
    Yeah , dachte ich, und vielleicht tauchen ja auch noch Astronauten und Cowboys auf und retten mich .
    Ich hatte noch zwei oder vielleicht drei meiner kostbaren Kugeln übrig, also blieb mir nur, mir irgendetwas auszudenken, um die Chancen ein bisschen zu erhöhen, und darauf zu hoffen, dass das Schicksal jetzt genug davon hatte, den kleinen Bobby Dollar mit der Nase in seine eigene Blödheit zu tunken.
    Dann, während das dampfende Horrorwesen noch immer dabei war, seine Körpermasse wieder auf die Brücke zu hieven, langten wir auf der anderen Seite an und tauchten in die Ruinen des Shoreline Parks ein. Wir rannten die Kleine Promenade entlang, zwischen den halbverfallenen Fronten ehemaliger Restaurantsund Läden, die die Parkbesucher schon vor Erreichen der Hauptattraktionen hatten anlocken sollen.
    Manche stillgelegten Vergnügungsparks haben einen gewissen gespenstischen Charme, weil die Natur sie in Gestalt von Bäumen und Kletterpflanzen zurückerobert und die überwucherten Skelette der Karussells in die moderne Version eines viktorianischen Zierbaus verwandelt: eine künstlerische Aussage über die Vergänglichkeit von Menschenwerk. Aber die Botschaft des Shoreline-Parks war weniger subtil. In den Jahren seit seiner endgültigen Schließung war er einfach nur zu einer tristen Brache geworden, einem Refugium für Seevögel, Fixer und diejenigen unter den Obdachlosen, die den Weg vom Festland herüber schafften und sich nicht daran störten, dass der Boden mit Glasscherben und spitzen rostigen Dingen gespickt war. Was noch an Wänden stand, war voll mit Graffiti, sowohl den elaborierteren Tags lokaler Gangs als auch anderen Zeichen, die so roh und verzweifelt hingeworfen waren, dass sie eher wie die Reviermarkierungen von Tieren aussahen, Sprühfarbe, planlos verspritzt wie Blut oder Kotze – was beides, wie meine Sinne mir überdeutlich sagten, ebenfalls vertreten war. Ein Fleckchen Hölle auf Erden. Netter Ort für ein letztes Gefecht.
    Sam lief jetzt langsamer, und ich setzte mich in einem schwerfüßigen, mühsamen Trab neben ihn. »Welche Richtung?«, keuchte ich.
    »Weiß nicht. Ich kann dich nicht dahin bringen, wo ich hinwollte – das Biest ist zu nah an uns dran.« Sein Gesicht war seltsam ausdruckslos; ich konnte nicht mal vermuten, was er dachte. Wir waren wie Brüder gewesen, Sam und ich, und jetzt musste ich feststellen, dass ich ihn kaum kannte. Wie waren wir hierhin gekommen?
    Sam zeigte nach rechts. »Der Wald ist da drüben«, sagte er und meinte damit den südlichen Teil der Insel, den ursprünglichen Jahrhundertwende-Park, der vor dem Bau der VergnügungseinrichtungenZiel von Picknick- und Familienausflügen gewesen war. »Und der Parkplatz«, sagte er geistesabwesend, als versuchte er sich zu erinnern, wo wir unser Auto gelassen hatten.
    »Zwei gute Orte, um sich abschlachten zu lassen«, sagte ich zwischen schmerzhaften Atemzügen. »Aber nicht das, was ich mir erhofft hatte.« Ich wischte mir den Schweiß aus den Augen und blickte zum eigentlichen Vergnügungspark hinüber – »Merryland«, wie er offiziell geheißen hatte, auch wenn er schon lange vor der Schließung von niemandem mehr so genannt worden war. Alles, was ich von hier aus sehen konnte, waren der obere Teil der Achterbahn und das Riesenrad, aber das reichte schon. Die Vorstellung, sich in diesen rostigen Ruinen vor einem mörderischen sumerischen Dämon zu verstecken, mochte vielleicht den Art Director einer Filmproduktion entzücken, ließ mich aber kalt – mal ganz davon abgesehen, dass wir mindestens fünf Minuten gebraucht hätten, um hinzukommen, und ich nicht glaubte, dass wir uns das leisten konnten. Ich zeigte nach links, zwischen den verfallenen Ladenfronten hindurch. »Sind die Badeanlagen noch auf der

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