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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Abgrund, der nach völliger Auslöschung stank. Und da ging mir auf, dass mich dieser Dämon nicht zu Eligor bringen würde, er würde mich hin expedieren . Er würde mich einfach schlucken, diesen grässlichen Schlund hinab direkt in die Hölle.
    Ich mühte mich, meine Pistole in die Nähe seines Gesichts zu kriegen, aber der Ghallu klemmte mich an seine Brust, und ich bekam die Arme nicht hoch. Das Ding, das sich an meinem Abzugsfinger verheddert hatte, glitt in meine Schusshand. Es war Caz’ silbernes Medaillon, hart und glatt an meiner Haut. Ihr Abschiedsgeschenk … oder ihre letzte Lüge. Es schien passend, dass es mich am Schießen gehindert hatte. Dann ging mir plötzlich auf, woraus es bestand.
    Als Orban mich gewarnt hatte, wie zäh der Ghallu war und dass er selbst mit meiner neuerworbenen Silbermunition kaum zu töten sein würde, hatte er gesagt, ich bräuchte etwas anderes – »Spezielles Silber«. Was sonst besaß ich, was in diese Kategorie fallen könnte? Aber Caz’ Medaillon war nur dann speziell, wenn es etwas bedeutete – wenn ich ihm eine Bedeutung zubilligte. Ich musste davon überzeugt sein, dass es einen Grund hatte, wenn es in diesem Moment in meiner Hand war und nicht auf dem Grund des Beckens. Und das hieß … was? Glauben?
    Das alles schoss mir in einem Sekundenbruchteil durch den Kopf, während das Monster mich seinem kältedampfenden Maul entgegenhob. Als mich der Gestank einhüllte, fühlte ichdie Finger des Ungeheuers meine Rippen quetschen, während sie gleichzeitig meine Haut brieten wie eine Weihnachtsgans. Ich schrie vor Schmerz und trat nach dem Monster, so fest ich konnte, aber es war, wie gegen einen Löffelbagger zu treten. Doch irgendwie gelang es mir, meine andere Hand freizubekommen. Ich griff das kleine Silbermedaillon mit der Linken, presste es an die heiße, gummiartige Brustoberfläche des Ghallus, genau dort, wo das Herz sein musste, wenn er denn eins hatte. Ich rammte die Mündung der Automatik gegen das Medaillon, schickte ein nicht aus Worten bestehendes Gebet gen Himmel – hauptsächlich um eine letzte Patrone in der Kammer – und drückte ab.
    Es krachte, und ein Schlag durchfuhr mich, als hätte mich der Blitz getroffen. Ich fühlte das schmelzflüssige Blut der Höllenkreatur brennendheiß an meine Brust spritzen, während das Monstrum brüllte und tobte und dann durch das Dreckwasser in Richtung Beckenrand watete und mich von sich schleuderte, als wäre ich nicht mehr von Bedeutung. Ich flog knapp über die scharfe Zementkante hinaus, krachte auf die Fliesen und schlidderte fast bis dorthin, wo Sam lag. Der Ghallu gab schreckliche Geräusche von sich und verrenkte sich, wie sich kein lebendes Wesen verrenken sollte, wand sich, als ob er sich innerlich entzweireißen wollte, schaffte es aber dennoch, sich aus dem Becken zu hieven und so weit auf uns zuzukriechen, dass seine zuckenden schwarzen Riesenfinger mich beinahe packten, bevor er schließlich erschlaffte.
    Ich beobachtete ihn lange genug, um mir sicher zu sein, dass er tot war oder was auch immer mit solchen Kreaturen passierte, wenn man ihnen das zerschoss, was die Funktion wichtiger Organe erfüllte, ließ mich dann zurücksinken und starrte zu den rostigen Dachstreben hinauf, keuchend und unkontrollierbar zitternd. Die Pistole war immer noch in meiner verkrampften Hand wie eine Rah im Klammergriff eines Ertrunkenen. Vielleichtheulte ich sogar kurz, ehe ich mich auf die Seite drehte und einen Bauchvoll dessen erbrach, was in diesem grässlichen Becken gewesen war. Dann ergab ich mich dem wachsenden Dunkel in meinem Kopf.
    Sam regte sich neben mir, als mein Gehirn wieder zu arbeiten begann. Er stellte keine Fragen, aber seine Augen wurden angemessen groß, als er die gewaltige schwarze Masse des toten Ghallus sah, von der noch letzte feine Fähnchen Qualm aufstiegen, während die inneren Brennkammern erloschen.
    »Jemand hatte mir was geschenkt«, bot ich ihm als Erklärung an. Mir fiel sonst nichts ein, was ich hätte sagen können.
    Sam drehte sich auf den Rücken und setzte sich auf, wobei er sich den Kopf hielt, als könnte dieser sich sonst selbständig machen. »Ich weiß, wir müssen reden, Bobby«, sagte er schließlich. »Lass uns von hier verschwinden. Zu mir. Da können wir uns säubern und diese Verbrennungen verarzten, und dann erzähl ich dir alles.«
    Wir hörten beide das unverkennbare Geräusch des Spannens einer Pistole – es hallte in dem dachlosen Bau, als hätte jemand mit

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