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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Engel, so viel steht fest. Kephas hat mir einen Deal angeboten.«
    »Das heißt ›Fels‹«, sagte ich, weil mir wieder einfiel, was Fatback gesagt hatte. »Wie in ›Auf diesen Fels will ich meine Kirche bauen …‹«
    Sam nickte. »Die höheren Engel stehen auf dieses traditionelle Zeug.«
    Clarence schnaubte entrüstet. »Den Himmel zu verraten ist traditionell?«
    Sam bedachte den Jungen mit einem kalten Blick. »Du weißt davon natürlich nichts, Junior, aber Bobby und ich haben eine Menge hässliche Dinge gesehen, als wir bei den Harfenmännern waren. Dinge, von denen sie euch im Archiv nichts erzählen …«
    »Ja, ja, es war die Hölle dort draußen«, unterbrach ihn Clarence. »Sparen Sie sich die Rechtfertigungen. Es hat Ihnen nicht gepasst, was Ihre Vorgesetzten von Ihnen verlangt haben, also haben Sie beschlossen, sich nettere Bosse zu suchen.«
    Sam schüttelte wieder den Kopf, nicht verneinend, eher resigniert. »Es war eigentlich unser Anführer Leo, der mich zum Grübeln gebracht hat. Er sprach immer von den politischen Dingen, von dem, was hinter den Kulissen ablief, und stellte sich selbst die Frage, wer eigentlich wirklich das Sagen hatte.«
    »Noch so ein Paranoiker.« Aber es klang, als versuchte Clarence vor allem sich selbst zu überzeugen.
    »Sagte der Undercover-Agent zu seinem Ex-Partner.« Sam rang sich ein bitteres Grinsen ab. »Mit der Zeit leuchtete mir das, was Leo sagte, irgendwie ein – wer auch immer wirklich das Sagen hat, wir scheinen jedenfalls auf der Rangliste des- oder derjenigen nicht besonders weit oben zu stehen. Ich konnte das nicht länger verdrängen. Und dann starb Leo – den echten, endgültigen Tod. Ich glaubte nicht, dass es ein unglücklicher Zufall war. Glaube es bis heute nicht. Vielleicht sagte ich damals ein paar Sachen, die irgendwie oben die Runde machten, keine Ahnung. Wie auch immer sie auf mich kamen, die Gruppe des Dritten Wegs sprach mich an. Kephas war ihr Vertreter, und er oder sie, oder was er auch ist, fragte mich, ob ich etwas dafür tun wolle, den Himmel besser zu machen.« Dann erzählte Sam im Großen und Ganzen das, was ich schon aus Walkers Quasi-Abschiedsbrief über den Dritten Weg wusste, dass sie von der Notwendigkeit einer Alternative zu Himmel und Hölle überzeugt waren und bereit, sich dafür einzusetzen. »Sie waren damals noch nicht so weit, praktische Schritte zu unternehmen – das ist Jahre her –, aber ich hielt es bei den Harfenmännern einfach nicht mehr aus.« Er wandte sich an mich. »Es fühlte sich immer verlogener an, Bobby – dieses ganze Gerede, von wegen, wir seien das einzige Bollwerk gegen die bösen Machenschaftender Hölle auf Erden, aber gemacht haben wir all diese schrecklichen Sachen.«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, sagte ich. »Ich hätte vielleicht auch ein offenes Ohr gehabt.« Aber da war ich mir nicht so sicher. Ich kann Chaos nicht leiden. Ich kann Heimlichkeiten nicht leiden. Und ich kann vor allem die Vorstellung nicht leiden, dass so mächtige Leute wie Karael und seine Freunde zornig auf mich sind.
    »Also habe ich die Harfenmänner verlassen«, fuhr Sam fort, »habe mich auf unbestimmte Zeit beurlauben lassen und bin erst mal … na ja, einfach nur rumgehangen. Bin hierher nach San Judas gegangen und habe herauszufinden versucht, was ich machen wollte. Habe Freunde gefunden – sogar sterbliche. Einer davon war Reverend Habari.« Sams Ton sagte, dass er von etwas sprach, das ihm wichtig war. »Ich wollte, du hättest ihn gekannt, Bobby. Er war ein guter Mensch. Wahrhaft gut. Er war nicht nur politisch engagiert, er hat auch Obdachlose aufgenommen und ihnen zu essen gegeben und sie dableiben lassen, bis er sie in einer Obdachlosenunterkunft unterbringen konnte. Er war bei jeder Demo dabei, aber er blieb auch lange auf, um die Nacht-Basketballspiele für sozial schwache Jugendliche im Sierra Park zu beaufsichtigen. Besuchte Leute, die ans Haus gefesselt waren. Las Kranken vor. Und dann bekam er Krebs und starb. Und ich dachte nur, so endet ein guter Mensch, er ist einfach weg.«
    »Wie meinen Sie das?« Clarence klang empört. »Er ist gestorben. Wenn er so gut war, wie Sie sagen, ist er doch geradewegs in den Himmel gekommen!«
    »Wofür? Um was zu werden? Unsere Oberbosse haben dafür gesorgt, dass wir nichts sicher wissen, Junge. Die einzigen Engel, die wir kennen, sind wie wir – nur Nummern mit ausgetilgter Erinnerung, die für Machtorgane hier auf der Erde oder für unsere Bosse

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