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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Clarence.
    »Hab ihn erst vor ein paar Stunden das letzte Mal gesehen. Überhaupt sehe ich ihn derzeit öfter als euch beide. Warum?«
    Clarences Augen waren weit aufgerissen. »Er ist tot.«
    Ich starrte ihn an und fragte mich, ob ich je ein so unbeleckter Neuling gewesen war. »Niemand stirbt, Junge, jedenfalls niemand von uns hier. Du meinst, sein Körper ist umgekommen?«
    Der Frischling wurde rot. »Wohl schon.«
    Wie unsere Seite gibt auch die Hölle sterbliche Körper an diejenigen aus, die auf der Erde für sie arbeiten. Wenn so ein Körper einem Unfall oder auch einer böswilligen Schädigung zum Opfer fällt, lässt er sich ersetzen. Aber glauben Sie mir – getötet zu werden, kann trotzdem extrem unangenehm sein, selbst wenn man nicht endgültig stirbt. Ich wandte mich an Sam, der außergewöhnlich düster dreinsah. »Ich habe diesen roten Dreckskerl doch vor ein, zwei Stunden noch gesehen. Ist das echt wahr?«
    »Echt wahr und echt bedauerlich«, sagte Sam und nickte. »Und echt unappetitlich offenbar auch – sie haben ihn auf dem Grundstück des letzten Verstorbenen gefunden, dieses komischen Typen, dessen Seele verschwunden ist, weswegen alle durchdrehen. Wir sind gerade von einem Minister vernommen worden, weil wir gestern die Martino-Sache gegen ihn gewonnen haben.«
    Das erklärte, wo Sam und der Frischling gewesen waren, jedenfalls die letzten Stunden. Mir ging auf, dass ich Sam immer noch nicht erzählt hatte, was Temuel über den Jungen gesagt hatte, aber jetzt wollte ich nicht vom Thema abweichen. »O Mann«, sagte ich, »Grasswax ist auf Walkers Grundstück getötet worden? Das muss ja passiert sein, als ich eben gegangen war.«
    »Dann erstaunt es mich, dass du deswegen noch nicht befragt wurdest.« Sams Ton war ein bisschen merkwürdig, aber ich schrieb es den Umständen zu. Dass ein Vertreter der Gegenseite kaltgemacht wurde, kam zwar mal vor, aber nicht oft, und imVerein mit der unerklärlichen Walker-Sache war es schon ganz schön viel für einen Tag.
    »Mich haben sie schon wegen der Selbstmordsache in die Mangel genommen, vielleicht brauchen sie ja nicht noch …« So weit kam ich, ehe da in meinem Kopf plötzlich eine Präsenz war, ein Machtgleißen und eine Art Trompetenschall.
    Engel Doloriel, Sie sind einbestellt, sagte die Präsenz. Kommen Sie schleunigst .
    Wohin denn? Oh, klar, wieder zum Walkerschen Haus in Palo Alto. Dem Schauplatz des Verbrechens.
    Dem Schauplatz beider Verbrechen, genaugenommen.

4
DAS BLUTIGE NETZ

    M eine Situation gefiel mir von Minute zu Minute weniger – ja, die ganze Sache stank! Warum wurde ich wieder in Walkers Haus beordert? Wenn meine Bosse noch mehr von mir erfahren wollten, als der Problembereiniger schon aus mir herausgequetscht hatte, warum bestellten sie mich dann nicht einfach in den Himmel? Temuel hatte mich zu sich gerufen, nur um mit mir über Jung Clarence zu plaudern, also rechtfertigte so was doch wohl allemal eine Einbestellung ins Haus.
    Noch eine Frage trieb mich um: Wer hatte so schnell die Krisenkräfte alarmiert? Kaum dass Edward Walkers Seele offensichtlich verschwunden war, waren Arbeitsbienen beider Seiten erschienen, und zwar noch ehe Grasswax oder ich mit irgendwelchen Vorgesetzten hatten Kontakt aufnehmen können – jedenfalls hatte ich das so wahrgenommen. Mein Team und die Gegenspieler beharrten doch sonst immer so auf den vorschriftsmäßigen Verfahrensweisen – wie ich etliche Male hatte schmerzlich erfahren müssen. Was war diesmal passiert?
    Und um das Ganze noch undurchsichtiger zu machen, war jetzt, nur wenige Stunden später, Grasswax tot, und ich wurde erneut an den Tatort zitiert, um weiteren Befragungen unterzogen zu werden – dabei war doch ich derjenige, der Fragen hatte, die auf Antwort drängten. Wer hatte sich die Mühe gemacht,Grasswax’ sterbliche Hülle zu töten? Das brachte ihn doch nicht zum Schweigen oder so was: Erdbasierte Beschäftigte beider Seiten verloren andauernd ihr physisches Leben. Ich hatte das auch schon durchgemacht. Es gibt ein Aufarbeitungsgespräch, und dann wird man in einen neuen Körper umgegossen.
    Alles in allem gab es an dieser Sache mehr Ungereimtheiten als in einem modernen Gedicht, daher hatte ich eine Menge Stoff zum Nachdenken, während ich durch einen Canyon von erleuchteten Hochhausfenstern die Bay-Küste entlang nach Palo Alto sauste und mich dann durch die baumgesäumten Nebensträßchen arbeitete, bis ich wieder vor dem Walkerschen Anwesen war.
    Ich parkte so nah

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