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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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wollte niemanden in Gefahr bringen, schon gar nicht Sam oder auch nur sein Azubi-Anhängsel. »Eigentlich nicht.Nur mit meinem Betreuer Temuel.« Schließlich wäre es merkwürdig gewesen, wenn ich nicht mit dem Mull drüber gesprochen hätte, und es war ja wohl nicht meine Aufgabe, das mittlere Management zu schützen.
    Der Hochkanzler starrte mich aus diesen zermatschten Neonbeeren an, als spürte er, dass ich nicht die ganze Wahrheit sagte. Endlich wandte er sich ab und hinkte davon. Er musste wohl einen Reißverschluss geöffnet haben, aber den sah ich nicht: Im einen Moment war der Hochkanzler noch da, ein halbgeschmolzener Riesenkäfer, der aufrecht neben dem Pool stand, und im nächsten war er weg. Ich kann gar nicht beschreiben, wie erleichternd seine Abwesenheit war.
    »Danke für Ihre Unterstützung, Engel Doloriel«, sagte der maskierte Problembereiniger. »Wie Sie sehen, arbeiten wir in dieser Angelegenheit so weit wie möglich mit der Gegenseite zusammen. Wenn irgendjemand anders diesbezüglich mit Ihnen Kontakt aufnimmt oder auf irgendeine sonstige Art unangemessenes Interesse zeigt, haben Sie uns sofort zu informieren. Gott liebt Sie. Sie können jetzt gehen.«
    Gern. Schließlich hingen Grasswax’ grässlich präparierte Überreste noch immer zwischen den Bäumen, und die blicklosen Augen schienen mich irgendwie enttäuscht anzusehen.
    Weiß nicht, was du von mir erwartest, Bruder Dämon , dachte ich, als ich wieder in die Welt der Zeit hinübertrat. Ich will nichts mit den hohen Tieren zu tun haben, weder mit denen von meinem Team noch mit denen von deinem .
    Bevor ich beim Walkerschen Haus angekommen war, hatte ich vorgehabt, auf dem Rückweg noch mal im Compasses vorbeizuschauen, aber jetzt war ich bis in die Zehenspitzen aufgewühlt und wollte nur nach Hause und in Weihwasser baden. Da ich kein Weihwasser hatte, musste ich mich wohl mit Wodka und einem inneren Bad begnügen, denn immerhin hatte ich für spirituelle Notfälle dieser Art stets eine Flasche 42 Below im Eisfach.Monica hatte mir auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass sie wissen wolle, wie es gelaufen sei, und Sam erinnerte daran, dass am nächsten Tag nach der Arbeit unser monatliches gemeinsames Abendessen war (eine alte Gewohnheit von uns beiden, von der ich Ihnen ein andermal erzähle), aber ich wollte mit niemandem reden. Ich wollte mich schnell und ohne zu reden betrinken, weil ich mich fühlte wie ein Parkhaus voller Autoalarmanlagen direkt nach einem stärkeren Erdbeben.
    Sobald ich in meinem Apartment war, holte ich den Wodka heraus, entjungferte die Verschlusskappe, goss mir zwei, drei Fingerbreit ein und legte als Nachdenkmusik ein bisschen Miles auf. Als sich So What durch mein Wohnzimmer schlängelte wie Zigarettenrauch, nahm ich einen brachial kalten Schluck und versuchte zu sortieren, was an diesem Tag alles passiert war, vom historisch beispiellosen Fehlen der Walkerschen Seele bis zum plötzlichen und unsagbar grässlichen Hinscheiden des Anklägers Grasswax.
    Mein früherer Boss Leo pflegte zu sagen, wenn man für einen riesigen, korrupten Apparat arbeite, egal, ob für die Britische Ostindiengesellschaft, das Politbüro oder den Hochschulsportverband, laute die oberste Maxime: Versuch nicht erst, genau herauszufinden, wie sie dich in die Pfanne hauen wollen – tu was!, sobald du die ersten Anzeichen bemerkst, dass da was im Busch ist. Diese ganze Walker-Sache war voller Löcher, und langjährige Erfahrung sagte mir, dass aus jedem dieser Löcher schon bald noch Merkwürdigeres krabbeln würde.
    Tatsächlich zeigte dieser spezielle Schlamassel mit seinen verschwundenen Seelen und toten Höllenanklägern alle Warnzeichen, dass er sich zu einem der größten SNAFUs der jüngeren Geschichte auswachsen könnte, und wenn ich auch nicht mitten in der Feuerzone hockte, war ich doch nah genug dran, um die Kugeln pfeifen zu hören. Es war Zeit, zum Gegenangriff überzugehen – falls das ging, ohne meine Lage noch zu verschlimmern.
    Ich goss mir noch ein Glas Betäubungsmittel ein und überlegte, wo ich anfangen sollte.
    Etwa eine Stunde später merkte ich, dass ich meinen dritten Drink geleert, mir aber keinen vierten eingegossen hatte. Ich stand auf, um es nachzuholen, registrierte, dass Miles verstummt war, und legte Robert Johnson auf. Me and the Devil Blues . Schien der passende Abend für Mr. Johnson und seinen Pakt an der Weggabelung zu sein.
    Early this mornin’, when you knocked upon my door
    Early this

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