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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sein.
    Ich war’s aber, und wie es aussah, an zentraler Stelle. Ich hatte so eine Ahnung, dass es lange dauern würde, bis ich meine Wohnung wiedersähe.
    Der Problembereiniger/Minister hatte etwas von einem Pestarzt des siebzehnten Jahrhunderts, mit langen weißen Gewändern und einer bizarren weißen Maske, die einen innovativen Trinkvogel oder einen Winnie-the-Pooh-Heffalump hätte darstellen können. Es war durchaus möglich, dass er unter diesen Gewändern gar keine Füße hatte, aber das war schwer auszumachen, weil er am unteren Ende irgendwie glühte. Er bewegte sich jedenfalls wie jemand, der keine Eile kennt.
    Er betrachtete eine ganze Weile den Wagen und den Leichnam, wandte sich dann schließlich zu mir. » Sie sind der Verteidiger?« Jedes Wort war ungemein gewichtig.
    »Ja, Herr Minister.«
    »Berichten Sie, was Sie wissen.«
    Ich tat es, so kurz und präzise wie möglich, ohne Vermutungen und ungesicherte Annahmen. Ich hatte schon mal einen dieser Problembereiniger getroffen – das ist eine andere Geschichte – und wusste, was man ganz und gar nicht tun sollte, ist, ihre Zeit zu vergeuden. Der, mit dem ich zu tun gehabt hatte, war sehr kurz davor gewesen, mich in die Abteilung Bruder Tier strafzuversetzen, wo ich über deprimierte Feldmäuse hätte wachen dürfen, und der Fall damals war längst nicht so schwerwiegend gewesen wie dieser hier.
    Ich hatte gerade zu Ende berichtet, als wieder ein Glühen in der Luft erschien, diesmal rauchig-rot, und jemand anderes daraus hervortrat – oder, genauer gesagt, mehrere Jemande, eine Frau und zwei Männer, obwohl letztere Bezeichnung buchstäblich zu kurz greift. Mein Freund Sweetheart hat etwa die Statur eines Grizzlybären, aber diese beiden Typen hätten seine großen Brüder sein können. Beide hatten Hälse, breiter als meine Brust, stumpfgraue Haut, wie man sie bei den weniger schmerzempfindlichen Lakaien der Hölle häufig antrifft, und einen Gesichtsausdruck, der darauf hindeutete, dass sie einen Hammerschlag auf den Kopf kaum registrieren würden. Kurz, sie sahenaus, als würden sie jede Debatte gewinnen – mit Argumenten vom Typ »Du und welche Armee?«.
    Der weibliche Dämon allerdings war ein ganz anderer Fall. So jemanden hatte ich noch nie gesehen, außer hie und da in Fetischmagazinen (rein berufliche Recherche natürlich). Erstens mal war sie zierlich, vor allem zwischen diesen beiden Knochenbrechern, und zum zweiten war sie nach völlig normalen Maßstäben verblüffend hübsch, mit glattem, weißblondem Haar, milchweißer Haut und langen, bestrumpften Beinen, die ein Schulmädchen-Minirock überaus wirksam zur Geltung brachte. Sie sah aus wie Wunderland-Alice, aufgebrezelt für einen Vorstellungstermin bei einem Gremium Manga-lesender japanischer Businessmen. Ich hätte nie gedacht, dass ein hohes Tier der Gegenseite so mainstreammäßig aussehen könnte – normalerweise strotzen sie nur so von Hörnern, Reißzähnen und abartiger krustiger Haut.
    Als sie näher kam, sah sie nur noch umwerfender aus, obwohl jetzt klar war, dass ihre Augen die Farbe von … na ja, irgendwas Rotem hatten. (Ich wollte »Blut« sagen, aber das ist doch ein bisschen klischeehaft, oder? Trotzdem: Genauso sahen sie aus – wie große, leuchtende Drops aus dem roten Zeug.)
    »Was soll das denn jetzt, Grasswax?«, fragte sie, als sie uns erreicht hatte. Sie mochte den Hauch eines älteren Akzents haben, aber hauptsächlich klang sie wie Hayley Mills – so eine kultivierte, hyperartikulierende englische Upper-Class-Stimme, Sie wissen schon: »Oh, Mummy, mein Pony ist weg, und das macht mich so traurig!« Aber Grasswax zuckte bei ihrem Anblick sichtlich zusammen. Guter Gott, ja, sie war scharf, aber sie war auch das Beängstigendste, was mir seit längerem begegnet war: Sie war aus dem Höllenadel und stand daher auch auf dem kulantesten komparativen Organigramm mit Sicherheit etliche Stufen über mir.
    Unser Problembereiniger begrüßte sie mit einem respektvollen Nicken. »Gräfin.«
    Sie würdigte ihn kaum eines Blicks. »Minister.«
    Sie ging an mir vorbei, als wäre ich gar nicht da, und zog Grasswax beiseite. Ihrem Gesichtsausdruck nach hatte sie nicht vor, ihn nach einem guten Café zu fragen. Ich starrte ihr immer noch so gebannt nach, dass unser Problembereiniger ostentativ hüstelte.
    »Engel Doloriel …?«
    Es war schwer, sich von ihr loszureißen, selbst wenn die Konkurrenz ein ungeduldiger hochrangiger Engel war. Der Problembereiniger der Gegenseite

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