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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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wie möglich beim Haus. Die Straße war immer noch voll mit Polizeifahrzeugen und Übertragungswagen, obwohl sich der Todesfall schon am Morgen ereignet hatte und inzwischen die Straßenlaternen brannten. Ich hatte die Story bereits im Autoradio gehört – »Wissenschaftler und Philanthrop nimmt sich das Leben« war die Kernbotschaft, garniert mit diversen Statements von Angehörigen und Freunden Walkers, die nichts davon geahnt haben wollten, dass er verzweifelt oder auch nur bedrückt gewesen sei. Es war allerdings auch die Rede von unbestätigten Gerüchten, dass er an irgendeiner schweren Krankheit gelitten habe.
    Aber ich wollte ja auch nicht in die Reale-Welt-Version der Walkerschen Residenz (obwohl mir inzwischen bereits Zweifel kamen, ob ich hier überhaupt irgendwohin wollte). Ich öffnete einen Reißverschluss, und die Polizeitechniker, die sich noch immer unter einem weißen Plastikzelt im Garagenbereich zu schaffen machten, erstarrten, als ich das Außerhalb betrat, was im Ganzen aber kaum einen Unterschied machte, da es jenseits des Reißverschlusses zuging wie in einem Bienenstock. Überall waren Leute der Gegenseite zugange, manche kaum von missgestalteten Menschen zu unterscheiden, andere hingegen so unersprießlich anders, dass ich sie nicht lange anschauen konnte.
    Von unserem Team erwartete mich nur eine einzige Präsenz, aber die reichte mir auch vollauf. Es war wohl derselbe Problembereiniger wie vorhin – die bizarre Pestmaske jedenfalls schien dieselbe, aber bei höheren Engeln ist so was schwer zu sagen: Die äußere Erscheinung bedeutet wenig, außer für solche wie mich, die durch den Fleischeskörper, den sie mit sich herumschleppen, beeinflusst sind.
    Jedenfalls erwartete mich der Minister, und er hielt sich auch nicht lange mit Förmlichkeiten auf: Kaum dass ich mit beiden Beinen im Außerhalb stand, fing er schon an mit der Fragerei. Zuerst waren es die naheliegenden Fragen, die ich ihm guten Teils schon beantwortet hatte: Was hier am Vormittag geschehen sei, was ich gesehen hätte, was Grasswax gesagt habe und so fort. Doch dann wollte er wissen, was ich gemacht hatte, nachdem ich von hier weggegangen war, und fragte mich Sachen über die Compasses -Clique, vor allem über Sam und dessen neuen Lehrling Clarence. Ich beantwortete natürlich alles so ehrlich wie möglich: Ich weiß gar nicht, ob man einen Minister im Dienst überhaupt belügen kann, ich würde es unter halbwegs normalen Umständen jedenfalls nie ausprobieren.
    Als mich der Problembereiniger eine gefühlte Stunde lang gegrillt hatte, verstummte er plötzlich für eine Weile, als ob er mit jemandem, den ich nicht sehen konnte, konferierte, und sagte dann: »Folgen Sie uns.«
    Er führte mich ums Haus, wobei ich ganz normal ging (selbst im Außerhalb ist es schwer, einen menschlichen Körper dazu zu bringen, irgendwas anderes zu tun als das, was menschliche Körper gemeinhin tun) und er irgendwie vor mir herglitt wie eine führerlose Bohnermaschine.
    »Was wir jetzt gleich tun werden, ist irregulär, Engel Doloriel, aber die Umstände sind es auch« , sagte er. » Denken Sie dran, Sie geben keinerlei Antwort , solange wir Ihnen nicht bedeuten, dass Sie es tun sollen.« Ich hatte keine Ahnung, was er meinte, da er mirja schon Dutzende von Fragen gestellt hatte. Wir gelangten in die Außerhalb-Version des Walkerschen Gartens, und ich bekam den Schock meines ewigen Lebens. Ich schuldete Clarence offensichtlich Abbitte.
    Also, normalerweise war es ja so, wie ich ihm erklärt hatte – unsereins wird nicht getötet, nur unser Erdenkörper. Die Gegenseite versteht sich genauso gut wie wir darauf, die entkörperte Seele in ein neues Fleischbehältnis zu stecken – et voilà! Instant-Auferstehung. Ich habe das wie gesagt selbst ein paarmal durchgemacht: einen Leichnam hinter mir gelassen. Und hier lag Grasswax’ sterbliche Hülle – seine irdische Fleisch-und-Blut-Version – in einer Chlorwasserpfütze neben dem Pool, zugedeckt mit einer Polizeidecke. Normalerweise wäre das alles gewesen – eine zurückgelassene fleischliche Hülle, dieweil Grasswax’ schleimige, aber unsterbliche Seele auf dem Weg zum Hineinschlüpfen-und-Wohlfühlen-Körpershop der Gegenseite war. Doch als ich da stand und durch die offenen Seiten einer efeuberankten Laube blickte wie durch einen Rahmen, sah ich auch die Drüben-Version von Grasswax – den wahren Grasswax, so wie es der wahre Doloriel ist, der jetzt zu Ihnen spricht –, und was ihm

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