Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
– nein, danke. »Warum in aller Welt wollte ihn jemand ausgerechnet im Garten von diesem Walker um die Ecke bringen?«
    Sam zuckte die Achseln und leerte sein Ginger Ale. »Irgendeine Art Botschaft? Keine Ahnung. Lass uns essen gehen.«
    Es gab im Compasses zwar etwas, das sich Essen nannte, aber es war nicht das, was man zu sich nehmen wollte, wenn man im selben Körper weiterzuleben gedachte, also wanderten wir über den Beeger Square zum Boxer Rebellion , meinem Lieblingschinesen: klein und unprätentiös und für ein Chinarestaurant (wo meiner Erfahrung nach das Geschäftsmäßige tendenziell vor dem Atmosphärischen steht) auch ganz freundlich.
    Normalerweise genügen ein Paar Essstäbchen in meiner Hand und ein Teller Sesam-Lamm vor mir auf dem Tisch, um mich zu überzeugen, dass der Höchste auf seinem Thron wacht und mit der Welt alles zum Besten bestellt ist, aber an diesem Abend funktionierte es nicht.
    »Also, was ist los?«, fragte ich Sam. »Wo warst du gestern? Warum habe ich diesen Klienten bekommen, der eigentlich deiner hätte sein sollen, und warum hast du nichts dazu gesagt, als wir uns gesehen haben?«
    Er schwenkte den Tee in seiner Tasse, bevor er ihn hinunterkippte. »Du meinst die Walker-Sache? Ich will verdammt sein, wenn ich’s weiß. Warum du ihn gekriegt hast, meine ich. Warum ich ihn nicht gekriegt habe – daran war der Junge schuld.«
    »Clarence?«
    Sam ist der Meinung, dass Stäbchen nur was für Angeber sind.Er füllte einen Löffel mit Schweinefleisch und Suan Cai und musterte ihn, als ob er sich nicht ganz sicher wäre, worum es sich handelte, obwohl er immer das Gleiche bestellte. »Ja. Hetzte mich den ganzen Tag zwischen dem Außerhalb und dem Innerhalb hin und her, wollte alle möglichen Sachen gezeigt kriegen. Als der Anruf kam, waren wir gerade durch einen Reißverschluss getreten, weil er sehen wollte, ob sich mein Aussehen im Außerhalb verändert.«
    »Neugieriger Fratz. Aber du sollst ihn doch ausbilden, nicht dir deinen Tagesplan von ihm diktieren lassen.« Ich war immer noch sauer. Ich wollte zwar diesen ganzen Scheiß nicht auf Sam abwälzen, aber schließlich hatte ich ihn auch nicht am Hals haben wollen.
    »Stimmt, aber das war nicht das Problem. Ich bekam den Anruf zwar, konnte aber nicht antworten. Und als ich wieder ins Innerhalb rüber wollte, um zu schauen, ob es dort ging, funktionierte der Reißverschluss einfach nicht. Es zog sich ungefähr zehn Minuten hin, und als es dann klappte, war der Klient schon weitergegeben worden – aber ich wusste nicht, dass er an dich gegangen war.« Er zuckte die Achseln. »Ganz schön komisch, oder?«
    »Verdammt komisch. Hast du’s irgendjemandem erzählt?«
    »Irgendjemandem? Allen! Du vergisst wohl, dass ich dem Problembereiniger haarklein berichten musste, was an dem Tag passiert war. Aber erfahren habe ich nichts – du glaubst ja wohl nicht, dass ein Problembereiniger droben aus dem Haus mir erklären würde, was mit den Reißverschlüssen los war. Aber das ist es nicht, was mich stutzig macht …« Er schüttelte seinen mächtigen Kopf. Sam sieht etwa zwanzig Jahre älter aus, als sein Körper eigentlich sein soll. Das liegt zum Teil daran, wie er sich bewegt, auf diese gemächliche Gute-alte-Zeit-Art. So redet er auch, und das kann einen kirre machen. Jetzt ließ er mich warten, während er zwei weitere Löffel voll nahm, den Löffelinhaltinspizierte, als erwöge er, ihn zur Untersuchung ins kriminaltechnische Labor zu schicken, und den Kohl gefühlte drei Minuten im Mund herumwälzte. (Dass wir Freunde sind, heißt noch lange nicht, dass ich ihn nicht manchmal ermorden könnte.) »Es war einfach ein bisschen viel Zufall«, sagte er schließlich. »Wenn der Junge nicht drauf bestanden hätte, wäre ich nicht im Außerhalb gewesen, als das alles passiert ist – hätte nicht dort festgesessen. Nein, irgendwas ist da mit unserem kleinen Clarence«, sagte er schließlich.
    »Kannst du wohl laut sagen. Ich wusste es schon.« Ich erzählte ihm von dem seltsamen Gespräch mit dem Mull, bei dem er mich gebeten hatte, ein Auge auf den Jungen zu haben.
    Sam nickte langsam. »Haraheliel. Das ist doch sein Engelname? Hast du schon mal irgendwas über ihn gehört?«
    »Nein. Aber vielleicht ja irgendjemand sonst. Er behauptet doch, dass er im Archiv war – Ablage, sagt er. Vielleicht sollten wir uns mal umhören, ob ihn dort jemand kennt.«
    »Könnte ich machen«, sagte Sam und schlürfte ein bisschen Suppe. »Aber du

Weitere Kostenlose Bücher