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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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müsstest mir den Gefallen tun, ihn mir zwei, drei Tage abzunehmen. Ich kriege ja nichts getan, wenn er die ganze Zeit an mir dranhängt.«
    »Dann sollte ich vielleicht die Nachforschungen anstellen …«
    Sam runzelte die Stirn. »Hör zu, B, der Junge mag dich. Er fragt ständig nach dir, also wird’s ihm nur recht sein, und ich habe ein, zwei alte Kumpels im Archiv. Die dürften schon was drüber wissen, wie der Junge hier gelandet ist.«
    Ich überlegte. Klar, Sam kannte eine Menge Leute, aber unser Anwaltskollege Walter Sanders kannte auch Leute im Archiv, den konnte ich genauso gut fragen. Andererseits, wenn einen ein alter Freund um einen Gefallen bittet … »Okay. Aber ich kann ihn dir erst übermorgen abnehmen. Bis dahin hab ich zu tun.«
    »Was denn?«
    »Selbst ein paar Sachen rausfinden. Ich sag dir Bescheid, wenn sich irgendwas Interessantes ergibt.«
    Sam dachte darüber nach, erhob dann seine Teetasse. Ich schaltete nicht gleich, stieß aber schließlich mit meiner Bierflasche an das feine Porzellan. »Verwirrung unseren Feinden!«, sagte er – unser alter Trinkspruch.
    »Amen«, sagte ich.
    Einst war da, wo jetzt San Judas liegt, fast nur Landwirtschaft – viele kleine Farmen, Obstplantagen und so. Dann wuchs die Stadt immer weiter, und alles, was nicht Stadt war, wurde verdrängt, sodass man heute kaum noch etwas Landwirtschaftsähnliches findet, außer ein paar Hinterhof-Weingärten und Leuten, die in ihren Garagen Cannabis anbauen. Aber es gab noch ein paar Ausnahmen, und nachdem ich mich von Sam verabschiedet hatte, holte ich meinen Wagen vom Behindertenparklatz (ja, Engel schummeln manchmal, aber, hey, wir tun ja Gottes Werk!) und fuhr zu meiner Wohnung, um dort noch ein bisschen Zeit totzuschlagen. Um kurz vor elf setzte ich mich wieder ans Steuer und fuhr hinauf in die Hügel, auf der Suche nach einer bestimmten Farm.
    Die Casa de Maldición bei Tag zu finden, wäre schon nicht leicht, aber nachts – und ich fahre immer nur nachts hin – ist es so gut wie unmöglich. Sie liegt in den Hügeln, und der Weg führt zuerst die alte Alpine Road rauf, noch über die Kreuzung Skyline Boulevard und dann eine lange, kurvige Landstraße entlang, durch ein besonders menschenleeres Stück nicht eingemeindetes Land. Es ist die Sorte Gegend, wo schwerreiche Leute und Einsiedler wohnen, und beide halten nichts von Gehwegen – die locken nur Gesindel an – oder Straßenlaternen (die vermutlich erst recht). Die Casa M. selbst liegt auf einem Hügel, am Ende einer kleinen Stichstraße, die von dem kurvigen Landsträßchen abgeht. In dem Stockdunkel hier draußen, fernab derLichter der Stadt, ist sie praktisch nicht zu sehen, aber ich kannte den Trick schon und hatte die Fenster heruntergekurbelt. Der Gestank wies mir den Weg.
    Schon mal eine Schweinefarm gerochen, und sei sie noch so klein? Wenn nicht, lassen Sie’s ruhig dabei. Es gibt viele Erfahrungen auf der Welt, die man nicht unbedingt machen muss, wenn sich’s vermeiden lässt: Amputation, Filzläuse und auch Schweinezuchtgeruch, glauben Sie mir.
    Ich hatte mich schon oft gefragt, ob Fatback die Schweine zur Gesellschaft oder als Schutz hielt. Denn die Anwesenheit mehrerer Dutzend Schweine auf seinem Grundstück bedeutete ja wohl, dass sich nur die Allerentschlossensten (und die Anosmiker: Menschen ohne Geruchssinn) je den Weg zu dem eigentlich ganz hübschen Haus hinaufwagten. In der Finsternis konnte ich den kleineren (aber immer noch ziemlich großen) Schweinestall ein Stück neben dem Haus vage ausmachen und das leise Grunzen seiner Bewohner hören.
    Der alte Javier öffnete die Tür. Er war praktisch in die Dienste auf diesem Anwesen hineingeboren, schon sein Vater und Großvater hatten für Fatbacks Familie gearbeitet. Er schien zwar in der Zeit zwischen meinen Besuchen nie wesentlich älter zu werden, aber jünger wurde er ganz gewiss nicht. Er sah aus wie etwas, das man in der Wüste findet und dann eine halbe Stunde lang studiert, um herauszufinden, was es einmal gewesen sein könnte.
    Er blinzelte, obwohl ich doch im Dunkeln stand und das bisschen Licht von hinter ihm kam. »Hallo, Mr. Dollar«, sagte er schließlich. »Lang nicht gesehen. Wenn Sie zu Mr. George wollen, der ist noch nicht ganz so weit.«
    »Macht nichts. Ich habe nicht viel Zeit, also bringen Sie mich rein, ich warte dann dort.«
    Javier tat das sichtlich ungern – er hegte immer noch einen Rest von altmodischem Stolz auf seinen Arbeitgeber und wolltediesen nur in

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