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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Hast du vor, dir eines Tages ein eigenes Häuschen zu kaufen? Mit Vorgarten und Jägerzaun?«
    »Sie brauchen nicht so auf mir rumzuhacken. Es ist nur … ich … ich finde Sparsamkeit eben gut.« Es war deutlich hörbar, dass ich ihn irgendwie gekränkt hatte. Was mich nicht weiter kümmerte. Das Ganze war einfach absurd. Wir sind keine normalen Leute. Wir haben keine normalen Leute zu sein. Das ist nicht unser Job.
    Auf der restlichen Fahrt sagten wir nichts mehr. Ich legte Dylans Blood on the Tracks ein und hörte »Lily, Rosemary and the Jack of Hearts«, während wir uns zwischen den adretten, geräumigen Häusern bergauf schlängelten. Vor einem großen Haus im spanischen Stil nicht weit vom Crestview Park hieß Clarence mich anhalten.
    »Nettes Häuschen«, sagte ich, als er ausstieg.
    Er zuckte die Achseln. »Es sind nette Leute. Danke fürs Mitnehmen.«
    Ja, ich hielt den Jungen für einen sentimentalen Schwachkopf, doch als ich wieder durch Brittan bergab fuhr, den funkelnden Lichtern der Stadt entgegen, überkam mich für einen Moment Neid. Es musste schön sein, wenn einen hin und wieder maletwas oder jemand erwartete – ein Haus, in dem noch andere Leute wohnten, ja, oder ein Haustier. Ich hatte so was noch nie gehabt, es immer abgelehnt, mir irgendwelchen Ballast ans Bein zu binden. Ich wusste, ich würde es auch nicht mehr wollen, wenn ich drunten in der Ebene ankam, aber diesen einen Moment lang verspürte ich einen Anflug von etwas, das ein weniger autarker Engel vielleicht Einsamkeit genannt hätte.
    In dem Moment, als ich durch die Tür meines Motelzimmers trat, fühlte ich die Bruthitze, als ob ich beim Weggehen den Thermostat auf fünfzig Grad gelassen hätte. Dann schlug mir der Geruch entgegen, so stark und so falsch , dass ich, mit der Hand vorm Gesicht, rückwärts wieder hinausstolperte, und das rettete mich. Das Etwas, das im Zimmer gelauert hatte, krachte gegen die halboffene Tür, und die Wucht des Aufpralls riss die obere Angel heraus, sodass die Tür schief und schräg im Rahmen hing. Im nächsten Moment trat das Etwas auf die beschädigte Tür und zermalmte sie zu splitterndem Holzmüll, als es sich ins Freie hinauszwängte wie ein Oktopus aus einer Unterwasser-Felsspalte.
    Aber es war kein Oktopus und auch sonst nichts, was ich schon mal gesehen hatte. Es hatte eine ungefähr menschenähnliche Gestalt, war aber riesig, fast zwei Meter fünfzig groß, und so dunkel, dass ich selbst im Licht der Parkplatzlampen kaum mehr ausmachen konnte als ausladende Hörner auf seinem Kopf und eine zerklüftete, schrägabfallende Schnauze, die ihm etwas von einer abstrakten Minotaurus-Statue verlieh. Selbst aus einigen Metern Abstand war die Hitze, die es abstrahlte, schmerzhaft intensiv.
    Es mit so etwas aufnehmen zu wollen, war undenkbar. Ich drehte mich um und spurtete über den Motelparkplatz. Ich hörte das Monster hinter mir hergaloppieren und immer noch Stücke der zersplitterten Tür abschütteln. Also hechtete ich untereinen Sport Wagon und versuchte verzweifelt, meine Pistole aus dem Hosenbundholster zu fummeln, was nicht leicht ist, wenn man bäuchlings unter einem SUV eingeklemmt ist. Das Etwas gab immer noch keinen Laut von sich außer einem grunzenden Atmen – das ist gut , dachte ich, wenn es atmet , ist es vielleicht verwundbar –, aber es wusste genau, wo ich lag, und war sehr interessiert. Es umrundete das SUV, dann wischte plötzlich eine riesige heiße Hand unter dem Unterboden entlang und verfehlte meinen Kopf nur um Zentimeter – ich kann beschwören, dass ich im Zurückzucken meine Augenbrauen brutzeln fühlte, als ob jemand versucht hätte, mein Gesicht in ein Waffeleisen zu klemmen.
    Gleich darauf bückte sich das Etwas und hievte einfach so den Wagen hoch, sodass nur noch zwei Räder Bodenkontakt hatten. Ich wollte nicht herausfinden, was passierte, wenn es ihn wieder fallen ließ, während ich drunter lag, also rollte ich mich seitlich hervor und schaffte es jetzt endlich, den Revolver zu ziehen. Ich feuerte auf das Etwas, mittenrein, alle fünf Kugeln. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich auf diese kurze Entfernung danebengeschossen haben soll, aber soweit ich mitbekam, erschöpfte sich die Wirkung darin, dass die Kreatur kurz wankte und vor Schreck den Wagen losließ, der auf seinen großen Reifen ein paarmal hüpfte, während ich die Gelegenheit nutzte, um weiter wegzukrabbeln. Das Ganze machte einen Heidenkrach: Als meine Schüsse verhallt waren, gingen im ganzen

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