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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Dein Wagen sagt mir schon, dass du noch bei deinen Eltern wohnst – niemand kauft sich so viel Chrom von seinem Warenpackerlohn, außer er zahlt keine Miete.« Er murmelte etwas. »Was? Sag’s noch mal, lauter. Deinen ganzen Namen.«
    »Garcia.« Er schmollte wie ein Drittklässler, der im Unterricht beim Nintendo-Spielen erwischt worden ist. »Garcia Birkling.« Der Nachname klang wie »Bückling«, was mir ganz adäquat schien, weil ihn früher oder später die Männer im Knast so nennen würden, wenn er nichts dazulernte.
    »Passt. Lass mich raten – deine Eltern waren Hippies.«
    »Sie wissen nichts über mich, Bro! «
    »O doch. Schau dich doch mal an – Schweden, Friesen, Polen, Schotten, all diese kaukasischen Vorfahren, weiß der Himmel wie viele Sorten reinweißer Zutaten, die sich alle vermengt haben, um das weißeste Bürschchen hervorzubringen, das man sich vorstellen kann, und dein größter Wunsch ist es, ein armer Schwarzer zu sein.«
    »Nee, Mann, ich schäm mich nicht für meine Wurzeln. Ich bin ein Vertreter der Straße!«
    »Klar, und deine Straße hat zufällig Schülerlotsen an jederEcke und massenhaft Gärtner mit Laubbläsern.« Ich öffnete meine Wagentür. »Wach auf, Junge.«
    Er rappelte sich auf. »Was ist mit meiner Knarre?«
    »Die sollte ich eigentlich behalten – könnte dir das Leben retten –, aber ich sag dir was. Siehst du die Karte da auf dem Boden, Garcia? Da steht meine Telefonnummer drauf, und ob du’s glaubst oder nicht, ich bin auf deiner Seite. Wenn dir also irgendwas Ungewöhnliches rund um das Haus von Posies Grandpa oder sonst irgendwas auch nur im Geringsten Merkwürdiges auffällt, rufst du mich an. Vielleicht kannst du dir das Ding ja zurückverdienen.«
    Er machte wieder große Augen und rieb sich den Abdruck auf der Stirn. »Was sind Sie – Detektiv oder was?«
    »Nein, mein Junge, ich bin der Racheengel des Herrn.«
    Ich überließ es ihm, darüber nachzudenken, während ich meinen Wagen zurücksetzte. Ich hoffte, er würde nicht mehr allzu lange sinnierend dastehen, weil sonst noch jemand kommen und die blitzenden Radkappen von seinem hübschen roten Wagen abmontieren würde.

9
EIN HEISSER SCHATTEN

    H aben Sie irgendwelche Freunde, die keine … die nicht so sind wie wir?«, fragte mich Clarence.
    Ich blickte von meinen Speckeiern auf. Im Oyster Bill’s kriegt man nicht nur morgens schon Alkohol, sondern auch rund um die Uhr Frühstück. Die Kneipe für mich! »Du meinst lebende Leute? Richtige Leute?«
    Er sah sich erschrocken um. »Sie sollten nicht so laut sprechen.«
    »Eins, was du lernen wirst, Junge, ist, dass die meisten Leute ungewöhnliche Dinge gar nicht bemerken, auch wenn sie nicht von einem Engel gesagt oder getan werden.« Ich musterte ihn. Das Zusammensein mit Sam hatte ihn bislang nicht verändert. Er kleidete sich immer noch wie ein Retro-Nerd, mit weißem Hemd und Khakihosen, und obwohl es gleich Mittag war, sah er frischgeduscht aus. Ich hatte noch nie jemand so Sauberen gesehen. »Freunde, die keine Engel sind? Ein paar. Manche Lebenden sind als Gesellschaft einfach amüsant. Und manche Frauen sind einfach zu hübsch, um sie an sich vorbeigehen zu lassen – oder wenigstens zu willig. Aber eine engere Freundschaft wird es nie.«
    »Frauen?« Er schien schockiert. »Sie meinen … Sex? Sex zwischen Engeln und Lebenden?«
    »Ist ja nicht obligatorisch.« Ich lehnte mich zurück und signalisierte der Bedienung, dass sie mir Kaffee nachgießen möge.»Guter Gott, Junge, du sagst das, als wäre es irgendwie gruselig, so was wie umgekehrte Nekrophilie. Wir sind alle menschlich, wir haben alle Körper, nur sind manche von uns in einem anderen Stadium des Prozesses.« Ich sah ihn prüfend an. »Warum fragst du? Interessierst du dich für jemand Bestimmtes?«
    »Nein!« Man hätte meinen können, ich hätte ihn gefragt, ob er ein Sonntagsschulpicknick mit dem Maschinengewehr niedermähen wolle. »Nein, es ist nur alles so … anders.«
    »Ah, ja, richtig, du bist ja noch ganz neu in der Welt des Fleisches.« Aus Rücksicht auf die Angst des Jungen vor neugierigen Ohren wartete ich, bis die Bedienung den Kaffee nachgeschenkt hatte. »Ist es so anders, als du gedacht hast?«
    Er hatte etwas Zucker verschüttet und tippte ihn jetzt mit der Fingerkuppe auf. »Ich weiß nicht. Es … es ist seltsam, einen Körper zu haben. Wieder einen zu haben. Ich meine, ist doch so, oder? Ich kann mich nämlich nicht erinnern.«
    »Ich auch nicht. Keiner von

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