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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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die Sauerei mit einem jämmerlich untauglichen Serviettchen wegzuwischen.
    »Genau«, sagte ich. »Es liegt in unserer Hand, aber wir haben es nie völlig im Griff – das ist quasi die Jobbeschreibung. Also ist es besser, niedrig zu verlieren, als das Risiko einzugehen, hoch zu verlieren.« Ich tat mein Bestes, ihm zu erklären, dass ich es zuerst auch auf seine Art angegangen war, in jedem einzelnen Fall alles nach vorn geworfen hatte wie ein High-School-Footballcoach, der sein Underdog-Team zu einem hohen Sieg führen will, aber ich sah ihm an, dass es nicht zu ihm durchdrang – er wollte es nicht wahrhaben. Was hieß: Wenn Clarence wirklich das war, was er zu sein behauptete, ein Verteidiger-Trainee, würde er das Ganze wie wir alle auf die harte Tour lernen müssen.
    Die Sache ist nämlich die: Himmlische Richter haben ihre eigenen Vorstellungen und schätzen es gar nicht, wenn man ihnen mit moralischen Belehrungen kommt. Ja, sie halten sich letztlich für die Moral selbst , und sie haben die Macht, ihre Meinung durchzudrücken. Eine Reihe schmerzlicher Niederlagen hat mich den wichtigsten Grundsatz gelehrt: Tu, was du kannst, nimm, was du kriegen kannst, und versuch über den Wunden, die du davonträgst, Narbengewebe zu bilden. Wenn du den Richter nicht dazu bringen kannst, die Sache so zu sehen wie du, musst du schon den kleinsten Gewinn einsacken. Niemand lässt sich gern auf einen Fegefeuerdeal ein, aber es ist um Klassen besser, als aufs Ganze zu gehen und zu verlieren, weil es Menschen sind, um die wir spielen – Menschenseelen. Es ist schmerzhaft, einen Fall zu verlieren, aber für sie ist es noch viel schmerzhafter als für uns.
    Das Handy klingelte nicht mehr, also schaute ich nach dem Essen im Compasses vorbei, in der Hoffnung, Sam zu erwischen und ihm Junior offiziell wieder zu übergeben, aber mein Freund war nicht da. Monica hingegen war da, und obwohl sie nur lächelte und hallo sagte, war ihre ganze emotionale Ausstrahlung ziemlich unheimlich. Ich fragte mich, ob sie am Vorabend beimir gewesen war und festgestellt hatte, dass ich nicht zu Hause war. Aber wenn ja, hätte sie doch wohl auch den eingebrannten Monsterprankenabdruck auf meiner Tür bemerkt, und das hätte sie ja wohl erwähnt, also fragte sie sich vielleicht nur, warum ich sie seit unserer gemeinsamen Nacht nicht angerufen hatte.
    Monicas spürbare Versöhnlichkeit gab mir das Gefühl, eine Zielscheibe auf dem Rücken zu tragen. Ich machte es kurz mit meinem Drink, blieb nur gerade eben lange genug, um ein paar rituelle Injurien mit Sweetheart, Walter Sanders und einigen anderen zu wechseln. »Hey, Clarence«, fragte ich, als ich in meine Jacke schlüpfte, »soll ich dich heimfahren?«
    »Ich wollte, Sie würden mich nicht so nennen«, sagte er. »Ich habe nämlich ›Ist das Leben nicht schön?‹ gesehen. Ich meine, ich kriege die Anspielung mit.«
    »Und wenn du dir deine Flügel verdienst hast, werden wir dich nicht mehr Clarence nennen, sondern Harold oder Harry oder wie immer du offiziell heißt.«
    »Harrison«, sagte er schmollend. »Harrison Ely. Ja, ich würde gern mitfahren.«
    Wie sich herausstellte, nahm der arme Clarence, wenn Sam ihn nicht abholte, doch tatsächlich den Bus zur Arbeit. Ein Engel in einem dieser öffentlichen Busse – kann man sich so was vorstellen? Eher würde ich laufen.
    »Schön, dich zu sehen, B«, rief Monica, als ich den Jungen zur Tür bugsierte.
    »Gleichfalls, meine Schöne. Gleichfalls.« Aber ich sah zu, dass ich hinauskam.
    »Brittan Heights?«, fragte ich, als wir westwärts auf die Hügel zufuhren. »Ich wusste gar nicht, dass es da oben überhaupt Apartments gibt. Hätte es nicht für die Sorte Gegend gehalten.«
    »Ich … äh … ich wohne in einem Haus.«
    »Seit wann bewilligen sie uns denn die Wohnkosten für einHaus?« Meine Alarmglocken schrillten wieder – wer protegierte dieses Bürschchen?
    »Nein, nein, ich …« Er wand sich neben mir, als ob er sich aus dem fahrenden Auto auf den Asphalt des Highway 84 werfen wollte. »Ich habe ein möbliertes Zimmer.«
    »Ein Zimmer? Bei richtigen Menschen?« Ich lachte. »Du bist verrückt, Kleiner. Warum in aller Welt tust du das? Was ist, wenn du mal selbst als Anwalt praktizierst und zu den merkwürdigsten Tages- und Nachtzeiten kommst und gehst?«
    »Weiß nicht. Darüber mache ich mir dann Gedanken. Mit den Leuten komme ich gut aus und … und ich spare Geld.«
    Jetzt stand fest, dass er verrückt war. »Du sparst Geld? Wofür?

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