Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)
Durchlaucht!« Ich hätte schwören können, dass der Sicherheitschef gleich zum Unterwerfungspinkeln übergehen würde.
»Und Sie, Engel«, sagte Eligor zu mir. »Glauben Sie nicht, dass Sie bei der Polizei sicher sind – Sie ahnen gar nicht, wie viele Freunde wir dort haben.« Er lachte, klang aber gar nicht froh. »Sie haben etwas, das mir gehört, und ich werde es nicht nur zurückbekommen, nein, Sie werden Qualen leiden, wie Sie sie sich gar nicht vorstellen können. Sie haben geglaubt, Sie könnten Eligor den Reiter wie einen Straßenköter behandeln? Wir sehen uns wieder … ganz bald schon.«
Und noch bevor ich auf irgendeins seiner reizenden Versprechen reagieren konnte, trat er mir in die Eier und dann, als ich zusammenklappte, an den Kopf, was mich dahin schickte, wo selbst Engel landen, wenn man ihnen mit genügend Wucht eins verpasst.
Ich verzichte darauf, Ihnen im Detail zu schildern, wie ich, halbbetäubt, in Handschellen und mit pochendem Schmerz zwischen den Beinen, durch die Tiefgarage der Polizeidirektion geschleift und dann, zerschunden und blutig, in eine Zelle geworfen wurde – ohne anwaltlichen Beistand oder medizinische Versorgung erwirken zu können. Überdurchschnittlich robuster Körper hin oder her, es ging mir gar nicht gut. Etwa eine halbe Stunde später, als ich wieder selbständig sitzen konnte, ohne zu kotzen, kamen zwei Polizeibeamte und brachten mich zur Einlieferungsprozedur. Die Cops, die die Prozedur vornahmen, hätten ebenso gut einen Schatten einbuchten können – sie sahen mich kaum an, sagten nur das, was nötig war, um mich vorschriftsgemäß fotografieren und meine Fingerabdrücke nehmen zu können, und stießen mich dann wieder in die Zelle. Es war komisch, dass ich mitten am Tag eine Zelle für mich allein hatte, wo doch sämtliche Haft- und Strafvollzugseinrichtungen von San Judas County notorisch überfüllt waren. Und komisch war auch, dass jemand, der wegen eines Mordes mit Nachrichtenwert verhaftet worden war, einfach so in die Polizeidirektion gebracht werden konnte, ohne dass vor dem Gebäude auch nur ein einziger Reporter lauerte, zumal, wenn ein ganzes taktisches Kommando der Polizei auf dem Gebäude des San Judas Courier postiert gewesen war, einem Hochhaus voller Journalisten, und sich das ganze Geschehen direkt gegenüber im Penthouse-Büro eines der reichsten Männer Amerikas abgespielt hatte.
Zuerst war ich einfach nur erleichtert gewesen, dass ich noch lebte und man mich aus dem Page Mill Fünf weggebracht hatte, aber langsam fragte ich mich, ob ich nicht vom Regen in die Traufe geraten war. Mal davon abgesehen, dass mein Schritt und mein Kopf von Eligors Tritten noch immer so scheußlich wehtaten, dass es die beste Lösung schien, beide Problemzonen gründlich voneinander zu trennen – durch Enthauptung. Ich bummerte an die Zellentür und verlangte einen Anwalt oder dieMöglichkeit zu telefonieren (mein Handy hatten sie natürlich konfisziert), alles ohne Erfolg.
Schließlich, als ich mich gerade fragte, ob sie mir nicht bald mal etwas zu essen bringen müssten und ob ich es wohl bei mir behalten könnte, kamen vier Cops in voller Schutzausrüstung herein, um mich zu holen. Offenbar hatte zwischen meiner Festnahme und jetzt jemand befunden, dass ich gefährlich war, weshalb ich mitging wie das sanfteste aller Lämmchen. Tu nie das, was sie erwarten , ist mein Motto, vor allem, wenn ich nicht genau weiß, wie tief ich in der Tinte sitze. Es war ja schon schlimm genug, dass das gestohlene Etwas, von dem alle dachten, ich hätte es, einem der höchsten Tiere der Gegenseite gehörte, aber derjenige, der dafür gesorgt hatte, dass ich festgenommen worden war, hatte noch mehr Macht als Eligor, was ja wohl nichts Gutes bedeuten konnte.
Die Cops führten mich in einen Teil des Gebäudes, den ich noch nie gesehen hatte. (Ja, ich war schon ein-, zweimal hier gewesen. »Geht Sie nichts an«, ist die nächste Antwort.) Es war ein Verhörraum mit einem festgeschraubten schweren Stahltisch in der Mitte, aber ohne Einwegspiegel an den Wänden – ja, ohne irgendetwas an den Wänden außer einem alten Poster, das erklärte, wie Wiederbelebung geht. Die Wände selbst waren schartig, da und dort schien die Farbe von Fingernägeln zerkratzt, worüber ich lieber nicht nachdenken wollte. Ich befand, dass hier wohl früher mal das ein oder andere nichtoffizielle Verhör stattgefunden hatte oder vielleicht auch erst vor ein paar Tagen, und mein Magen ballte sich zu
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