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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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was finden. Können Sie mich zu meinem Wagen bringen? Er steht in einer der Straßen, die vom Page Mill Square abgehen …«
    Sie drehte den Kopf und starrte mich unwirsch an. Mit ihrem blassgoldenen Haar vor dem Licht der Straßenlaternen war sie ein wunderschönes, empörtes Della-Francesca-Porträt. »Wenn Sie glauben, ich führe auch nur annähernd in diese Gegend, sind Sie dümmer, als ich dachte, Dollar, und ich glaube nicht, dass das im theologischen Sinn möglich ist.«
    »Shit. Okay, dann drehen Sie um und fahren Sie den Veterans runter. Ich nehme mir ein Zimmer im Holiday Inn oder so. Meinen Wagen hole ich dann morgen.« Ich sank im Sitz zurück, total erledigt. »Wenn Grasswax mir das alles eingebrockt hat, verstehe ich immer noch nicht, warum Sie mich da rausholen, Gräfin. Ich meine, ich weiß, ich bin charmant und attraktiv, aber …«
    »Sparen Sie sich den Quatsch, Dollar.« Sie bog rechts ab, dannan der nächsten Ecke wieder rechts. »Ich habe meine Gründe, und die haben allesamt nichts damit zu tun, dass Sie irgendjemandem irgendwas bedeuten würden.«
    »Okay, Gräfin … nein, Casimira. So heißen Sie doch? Also, wie Sie sagen, jetzt mal ohne Quatsch. Ich finde, Sie sind dran mit Erklären. Denn wir beide arbeiten ja nicht nur nicht für dieselbe Seite, wir sind Todfeinde. Die Sache ist doch die: Jemand hat Eligor etwas gestohlen, richtig? Und der Großfürst, oder was er auch ist, is not amused . Er glaubt, dass es Ankläger Grasswax war, also ziehen Eligor und seine Jungs Grasswax einen Haufen Zeug aus dem Leib, das man da nicht herausziehen sollte – jedenfalls nicht ohne Narkose –, und da erzählt ihnen der Herr Ankläger, er habe dieses Was-auch-immer nicht, weil er es mir gegeben habe. Was schlichtweg gelogen ist, weil ich es nie hatte und noch nicht mal weiß, was es ist. Aber was geht das alles Sie an, Casimira?« Ich sprach zu ihrem Hinterkopf, konnte also nicht sehen, ob ich irgendeine Wirkung erzielte. »Nein, ich werde Sie ›Caz‹ nennen, weil das kürzer ist und meine Kräfte und meine Geduld allmählich am Ende sind. Also, Caz, erzählen Sie mir, warum Miss Kalte-Hände-kaltes-Herz einem Engel hilft, den nicht mal die meisten anderen Engel besonders mögen?«
    Sie schwieg, ich wartete. Schließlich bog sie auf den Veterans Boulevard ein, eine Aneinanderreihung von einfallslosen Gewerbegebäuden – Autohändlern, Einkaufszentren und Bürokomplexen –, die allesamt geradezu verzweifelt von Neonlicht leuchteten, als ob sie Angst hätten, sonst nicht bemerkt zu werden. »Ich werde Ihnen einen Grund nennen«, sagte sie schließlich. »Dieses Ding, das Eligor vermisst: Das habe ich ihm weggenommen. Und ich war nur so lange sicher, wie der Großfürst glaubte, ich hätte es. Aber jetzt glaubt er es nicht mehr.«
    Ich schluckte das Dutzend Fragen, das in mir aufstieg, herunter, bis auf die eine, die mir am relevantesten schien. »Und wer hat es?«
    »Grasswax hatte es – eine Zeitlang. Aber er hat es offensichtlich weitergegeben.« Sie bog in die Zufahrt des Holiday Inn. »Und niemand weiß, wo und an wen. Sie sind am Ziel, Dollar.«
    Ich erwog, auf die Fahrerseite herumzugehen und sie zu fragen, ob wir nicht noch was trinken und ein bisschen weiterreden sollten, aber sobald ich die Wagentür zugemacht hatte, fuhr sie schon die Ausfahrt entlang und tauchte dann in den Lichterstrom auf dem Ventura ein wie ein Fisch, den man lebend in einen schnellfließenden Fluss zurückgeworfen hat.

15
NICHT GANZ GEBACKEN

    A lso, was haben wir gelernt?«, fragte mich Sam, während wir auf unseren Kaffee warteten. »Nicht einfach in fremde Gebäude zu marschieren und Sekretärinnen umzubringen?« Er blickte mit zusammengekniffenen Augen zur Angebotstafel hinauf. »Glaubst du, einer von den Kaffees da ist diese teure Sorte, die von einem Wiesel ausgeschissen wurde?«
    »Alle, den Preisen nach zu urteilen«, sagte ich.
    Clarences Gesicht verzog sich: Er sah aus, als erwöge er ernsthaft, seinen Caramel Macchiato in den Mülleimer zu werfen. »Pfui Teufel! Das war ein Witz, oder?«
    »Kein Witz«, sagte ich. »Noch nie gehört? Wo hast du denn gelebt, als du noch gelebt hast, in einem Kohlenkeller?« Aber mir war nicht nach Frotzeln, nicht mal gegenüber jemandem, der sich dazu so anbot wie der Junge. Ich wandte mich wieder an Sam. »Das Ganze hatte einfach so eine Eigendynamik, wie ein Schneeball, der immer größer wird.«
    »Ja, klar«, knurrte er. »Du kennst doch die Redensart von den Chancen

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