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Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition)

Titel: Die dunklen Gassen des Himmels: Bobby Dollar 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Shit«, sagte Howlingfell. »Ich glaube, ich kenne den Kerl.« Er schob sich durch den Ring von Wachleuten und stellte sich auf die Zehenspitzen, um mich inspizieren zu können, während ich in Eligors eisernem Griff zappelte. Selbst in seinemMenschenkörper war er kein angenehmes Gegenüber: Er war nicht nur hässlich, sein Atem stank auch noch wie vergammeltes Hundefutter. Gleich darauf entblößte er seine Zähne zu einem dümmlichen Grinsen. »Yeah, das ist Bobby Dollar. Hab ihn ein paarmal getroffen – er ist einer von diesen Anwälten.« Wenn er sich an mich erinnerte, dann erinnerte er sich ziemlich sicher auch an mein Knie auf seiner Luftröhre.
    Ich grinste zurück und spuckte ihn dann an, in der Hoffnung, dass er trotz der Gegenwart seines Chefs auf mich losgehen und mich versehentlich töten würde (eindeutig eine jener Situationen, in denen der Tod besser ist als jede Alternative), doch obwohl der Spuckeklecks auf seiner Wange landete, hatte Howly gar keine Chance, irgendwas anderes zu tun als einen Schritt zurückzutreten, da Eligor plötzlich brüllte wie ein verwundeter Löwe und mich auf den Boden schleuderte.
    »Bobby Dollar?« , brüllte er. »Sie meinen, das ist Doloriel ? Der kleine Scheißkerl, der mich bestohlen hat ?«
    Der ganze Mist wurde immer noch schlimmer. Das Ding, das ich angeblich besaß (in Wirklichkeit aber nie gesehen hatte), gehörte also einem Großfürsten der Hölle? Ebenjenem Erzdämon, der mich gerade gegriffen hatte wie einen entlaufenen Hamster und schon drauf und dran gewesen war, irgendwelche sadistischen Dämonen des Ostens auf mich loszulassen, ehe er auch nur gewusst hatte, wer ich war? Einfach super.
    »Wo ist es? Raus damit, Wicht. Auf der Stelle.« Eligor bückte sich, riss mich wieder hoch, diesmal, indem er seinen Schraubstockgriff um meine Oberarme schloss, und hielt mich genau vor sein Gesicht. Er roch wesentlich besser als Howlingfell, aber für einen Moment blickte ich in den bodenlosen Abgrund hinter diesen schwarzen Pupillenschlitzen, und mir blieb fast das Herz stehen. Eligor war nicht der einzige Großfürst der Hölle, aber es sind nicht viele, und alle sind furchtbar gefährlich. Ich Idiot hatte eine Kneipenschlägerei mit einem Fremden angefangen,der sich als Schwergewichtsweltmeister entpuppte. »Wenn Sie’s mir auf der Stelle sagen«, sagte er, »ziehe ich Ihnen vielleicht nur das Gesicht ab und lasse Sie noch ein Weilchen so leben, an meinen Schreibtisch gekettet.«
    »I-ich kann’s Ihnen bringen. Ich schwör’s, ich bring’s, wenn Sie mich gehen lassen. Ansonsten kriegen Sie gar nichts aus mir raus.«
    »Oh, ich kriege alles aus Ihnen heraus, Sie geflügelter kleiner Pickel.« Der Dämonenfürst hatte Mühe, sein Kenneth-Vald-Gesicht beizubehalten – es wellte sich, als ob es jeden Moment zu heiß werden und schmelzen könnte. Darauf zu schauen, war ein bisschen so, wie die Messanzeigen in einem Atomkraftwerk während eines GAUs zu beobachten, faszinierend, weil man so was nur einmal im Leben zu sehen bekommt und es wahrscheinlich das Letzte ist, was man sieht. »Schweiß, Blut, Scheiße und Pisse für den Anfang«, fauchte Eligor, »– oh, eine Menge Blut. Dann irgendwann wird jede Zelle Ihres Körpers langsam verflüssigt und auf dem Boden meines Entspannungsraums ausgequetscht.« Er ließ mich wieder fallen. Ich schlug hart auf, schaffte es aber, mich auf die Knie hochzurappeln. Wenigstens mit dem Kopf über Bodenniveau sterben, dachte ich. (Fragen Sie mich nicht warum – es schien einfach irgendwie besser.)
    »Aber, Chef«, sagte Howlingfell, »das können Sie nicht – ich meine nicht jetzt!«
    Vald/Eligor wandte sich zu ihm, indem er den Kopf so langsam drehte wie eine Kobra, die die optimale Zubeißdistanz sucht. »Was haben Sie gesagt?«, fragte er sehr prononciert. »Ich kann nicht …?«
    Howlingfell wurde blass und wand sich – ich dachte schon, er würde sich neben mir auf den Boden werfen und Eligor seinen Bauch darbieten. »Nein, nur wegen der Polizei, Chef! Da sind etwa vierzig Mann unten in der Lobby.« Er wedelte mit seinem Handy. »Sie haben gesagt, hier oben sei ein Flüchtiger – müssendiesen Dollar hier gemeint haben. Sie sagen, er wird wegen des Mordes an Ankläger Grasswax gesucht – ich meine Grazuvac. Sie haben befürchtet, er hätte Sie als Geisel genommen. Ich konnte sie nur dazu bringen, fünf Minuten zu warten, und mich und meine Männer erst mal nachsehen zu lassen!«
    Eligor schnaubte verächtlich.

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