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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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erste Schritt auf dem Weg getan, sie zu überzeugen. Er musste vorsichtig zu Werke gehen. Bei dem geringsten Versuch, sie zu täuschen, würde er sie als Bundesgenossin verlieren.
    Mit unverhohlener Neugier musterte sie sein Gesicht. »Ihr versucht mir klarzumachen, dass eine Union mit Rom unter Umständen nicht so schlecht ist, wie ich angenommen habe, weil sie nicht unbedingt endgültig ist. Wenn das Wort eines Papstes nicht viel gilt, braucht unseres nicht mehr zu gelten als seines. Solange wir uns unauffällig verhalten und niemandes Aufmerksamkeit auf uns lenken, können wir insgeheim fortfahren zu tun, was wir immer getan haben.«
    Er lächelte zustimmend.
    Obwohl sie bestens verstand, genoss sie es, mit ihm zu spielen. »Und was wünscht Ihr von mir?«
    »Ich finde es lästig, mich ständig umsehen zu müssen, ob mir im Rücken keine Gefahr droht«, gab er zurück.
    »Ihr wollt Vicenze … loswerden? Glaubt Ihr, dass ich das bewirken kann? Und dass ich es tun würde?«

    »Ich bin überzeugt, dass Ihr es könntet. Allerdings möchte ich nicht, dass er dabei umkommt. Ungeachtet der näheren Umstände, würde man auf jeden Fall mich verdächtigen. Hinzu kommt, dass man statt seiner einen anderen schicken würde, den ich nicht kenne und dessen Verhalten ich daher noch schwerer vorhersagen könnte.«
    Sie nickte. »Ihr habt Euch lange genug in Byzanz aufgehalten, um ein wenig Weisheit zu lernen.«
    Er lächelte und neigte den Kopf. »Es wäre nützlich, wenn jemand seine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung lenkte, so dass ihm keine Zeit bleibt, sich zu überlegen, wie er mich vernichten kann.«
    Sie dachte nach. »Ihr könnt es Euch nicht leisten, jemanden am Leben zu lassen, der Euch töten würde, sobald er eine Gelegenheit dazu hätte, denn die würde früher oder später kommen. Es ist Euch unmöglich, die ganze Zeit wachsam zu sein. Eines Tages würdet Ihr in Eurer Aufmerksamkeit nachlassen oder zu müde sein, und damit wäret Ihr im Nachteil. Nutzt die Zeit, Palombara, sonst tut er es.«
    »Wichtig ist, dass niemand außer Euch Kenntnis davon hat.« Er wählte mit Bedacht zweideutige Worte: »Ich weiß Eure Hilfe zu schätzen, kann es mir aber nicht leisten, in Eurer Schuld zu stehen.«
    »Das werdet Ihr auch nicht«, versprach sie. »Ihr habt mir Pläne des Papstes mitgeteilt, die es mir gestatten … meine Haltung gegenüber der Union mit Rom zu überdenken. Das ist für mich wichtig.«
    Als er aufstand, erhob auch sie sich. Wie die Dinge lagen, bestand zwischen ihnen ein tiefes Einverständnis. Sie würde Vicenze an die Kandare nehmen, und zwar mit Freuden. Sofern er für sie eine Gefahr bedeutete, würde
sie ihn töten, wenn auch mit großem Bedauern. Auch das war beiden klar. Der Unterschied zwischen ihnen bestand darin, dass sie voll Begeisterung für ihre Sache eintrat, während er das Ganze als eine Art intellektuelles Spiel ansah.
    Er beneidete sie um die Kraft ihrer Leidenschaft.

KAPİTEL 72
    Unruhig schritt Bischof Konstantinos über den Boden seines herrlichen Ikonenzimmers und fuhr mit den Händen durch die Luft.
    »Bitte helft Theodosia, Anastasios. Sie ist tief bekümmert und durch den Verrat sehr verletzt. Ich glaube, sie hat sogar alle Lust zu leben verloren. Ich habe getan, was in meinen Kräften steht, doch ohne Ergebnis. Sie ist eine gute Frau, vielleicht die beste, die ich kenne. Wie ist es nur möglich, dass ein Mann eine Gemahlin, mit der er so lange verheiratet war, für eine … zügellose Dirne mit einem hübschen Gesicht verlässt, nur weil sie ihm möglicherweise ein Kind schenken kann?«
    »Natürlich gehe ich zu ihr«, gab Anna zurück. »Aber gegen Kummer besitze ich kein Heilmittel. Ich kann mich lediglich zu ihr setzen … versuchen zu erreichen, dass sie etwas isst, ihr helfen, dass sie schlafen kann. Aber ihre Qual wird nach wie vor da sein, wenn sie wieder erwacht.«
    Konstantinos stieß einen langen Seufzer aus. »Ich danke Euch.« Dann lächelte er. »Ich wusste, dass ich mich auf Euch verlassen kann.«

    Schon bald stellte Anna fest, dass Theodosia Skleros in der Tat so sehr litt, wie Konstantinos gesagt hatte. Sie war nicht unbedingt schön, aber von großer Würde. Sie saß in einem Sessel und sah mit blicklosen Augen aus dem Fenster. Anna holte sich einen zweiten Sessel herbei, setzte sich zu ihr und schwieg lange.
    Schließlich wandte sich Theodosia ihr zu, als habe sie wegen ihrer Anwesenheit eine Reaktion verdient. »Ich weiß nicht, wer Ihr seid«, sagte sie

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