Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
Vom Netzwerk:
großen Dogen«, sagte der Papst. »Das ist ja wirklich interessant. « Er lächelte. »Bei Eurer Rückkehr nach Konstantinopel werdet Ihr ein Handschreiben von mir mitnehmen, in dem ich Kaiser Michael nicht nur für das Geschenk danke, mit dem er die Union stärkt, sondern ihm auch versichere, dass sich Rom in allen Punkten buchstabengetreu an das Abkommen halten wird.« Er sah Palombara unverwandt an. »Vicenze wird Euch begleiten.«
    Diese Vorstellung entsetzte Palombara sichtlich. Papst Nikolaus beschloss, das zu übersehen. »Ich möchte ihn nicht hier in Rom haben. Mir ist klar, dass auch Ihr ihn ungern
in Eurer Nähe wisst, aber ich bin der Papst, Enrico, und nicht Ihr – zumindest noch nicht. Nehmt ihn also mit. In Byzanz gibt es noch Arbeit für Euch. Der König beider Sizilien ist zum Kreuzzug entschlossen, und wenn er erst einmal seine Flotte in Bewegung gesetzt hat, gibt es keine Möglichkeit mehr, ihm in den Arm zu fallen. Vielleicht findet Ihr in Byzanz jemanden, der imstande ist, ihn aufzuhalten. Gott sei mit Euch.«
    Palombara blieb nichts anderes übrig, als es dem Papst zu überlassen, die Ikone zurückzugewinnen. Sofern Dandolo auch nur einen Funken Verstand hatte, würde er sie ohne das geringste Zögern herausrücken. Immerhin besaß Venedig weiß Gott eine Fülle von Heiligenbildern – und ganz davon abgesehen war es nicht ungefährlich, den Papst und damit die Kirche zu bestehlen.
    Ohnehin bestand die Möglichkeit, dass Dandolo sie dem Heiligen Vater von sich aus mit irgendeiner fadenscheinigen Erklärung über die Art gab, wie sie in seinen Besitz gelangt war. Vermutlich war Papst Nikolaus geneigt, ihm zu vergeben und so zu tun, als glaube er ihm, ganz gleich, was für eine Geschichte ihm Dandolo auftischen würde.

KAPİTEL 71
    Auf dem Rückweg nach Konstantinopel hatten die beiden Abgesandten Roms nur das Allernötigste und in aller Form miteinander gesprochen.
    Jetzt suchte Palombara die einzige Person auf, die sowohl über die Macht als auch über die Mittel verfügte, einen
päpstlichen Legaten zugrunde zu richten. Er musste sie unbedingt von dieser Notwendigkeit überzeugen.
    Zoe hieß ihn mit unübersehbarer Neugier willkommen. Als Erstes fiel ihm der Hass auf, der in ihren Augen glühte, die Begierde, ihn zu verletzen, weil er den Kaiser dazu überredet hatte, die Ikone an Rom auszuliefern.
    Statt ihr mitzuteilen, dass Byzanz auch seiner Überzeugung nach mitsamt all seinen Werten und seiner Zivilisation überdauern müsse, berichtete er ihr die Geschichte vom Transport der Ikone. Er beschrieb ihr, welche Wut in ihm aufgestiegen war, als er gesehen hatte, wie ihm Vicenze vom Heck des sich entfernenden Schiffes höhnisch zuwinkte, und ließ um des dramatischen Effekts willen auch die Beschreibung der Verfolgung über das ganze Mittelmeer bis nach Italien nicht aus, die ihm endlos erschienen war. Mit wahrem Genuss schilderte er ihr dann in saftigen Einzelheiten die Enthüllung des Bildes, den Augenblick der Ungläubigkeit und noch weit ausführlicher, als er es irgendeiner anderen Frau gegenüber getan hätte, das Bild selbst und das Entsetzen der Kardinäle, das Gelächter des Papstes sowie Vicenzes grenzenlosen Zorn.
    Sie lachte, bis ihr die Tränen über die Wangen liefen. Wenn er in diesem Augenblick die Hand nach ihr ausgestreckt und sie berührt hätte, sie wäre nicht zurückgewichen. Das erzeugte ein Band zwischen ihnen, so dünn und so fest wie der Faden einer Spinne, ein Band, das keiner von beiden je beschädigen würde, eine unverbrüchliche Vertrautheit.
    »Ich weiß nicht, wo sich die Ikone derzeit befindet«, sagte er. »Ich vermute, in Venedig, denn ich nehme an, dass Dandolo sie Vicenze abgenommen hat. Er ist der Einzige, der eine Gelegenheit dazu hatte. Aber ich werde dafür sorgen,
dass der Papst sie bekommt und sie vielleicht sogar zurückschickt. «
    »Und was werdet Ihr in Bezug auf Vicenze tun, Enrico Palombara? Ihr müsst ihn Euch unbedingt vornehmen.«
    »Auf jeden Fall«, sagte er mit bitterem Lächeln. »Gegenwärtig würde Papst Nikolaus seine schützende Hand über mich halten, doch kann das morgen schon wieder ganz anders aussehen.« Er zuckte die Achseln. »In den letzten Jahren sind Päpste schneller gegangen und gekommen, als sich das Wetter ändert. Ihre Zusagen sind nichts wert, weil ihre Nachfolger nicht daran gebunden sind.«
    Sie gab darauf keine Antwort, doch trat in ihre Augen ein plötzliches Leuchten, eine neue Art von Verstehen. Damit war der

Weitere Kostenlose Bücher