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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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ist, habe ich Euch aufgesucht, obwohl wir keine Freunde sind und ich Euch, offen gesagt, meist nicht über den Weg traue. Doch
was Eure Liebe zu Byzanz und zur heiligen Kirche angeht, an die wir beide glauben, vertraue ich Euch rückhaltlos. «
    Sie lächelte leicht belustigt, aber ihre Augen ruhten unverwandt auf ihm, und in ihre Wangen war eine Röte gestiegen, die nicht auf die Kunst der Kosmetik zurückging. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, ihr den Zweck seines Besuchs mitzuteilen.
    »Ich vertraue Euch, weil wir gemeinsam für dieselbe Sache kämpfen«, bekräftigte er noch einmal, »und daher sind die mächtigen Familien der Stadt, die aus diesem oder jenem Grund die Union mit Rom unterstützen, auch unsere gemeinsamen Feinde.«
    »Was genau wollt Ihr von mir, Ehrwürdigste Exzellenz?«
    »Natürlich Informationen. Ihr verfügt über Waffen, die Ihr nicht verwenden könnt, wohl aber ich. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, sie einzusetzen, bevor es zu spät ist.«
    »Ist es das nicht bereits?« fragte sie kühl. »Diesen gemeinsamen Zweck, von dem Ihr sprecht, verfolgen wir doch schon seit Jahren.«
    »Zu spät wäre es nur, wenn Ihr nicht bereit wäret, mir anzuvertrauen, was ich wissen möchte, weil es gegenwärtig für Euch noch viel wert ist«, gab er zurück. »Bedenkt aber, dass Ihr dieses Wissen nicht ungestraft nutzen könnt, ich hingegen durchaus.«
    »Möglich. Allerdings wüsste ich nicht, womit ich das Reich Gottes stärken könnte.« Wieder trat der Ausdruck von Belustigung in ihre Augen. »Aber vielleicht ist es Euch wichtiger, das Reich des Teufels zu schwächen.«
    Ein Schauer überlief ihn. »Der Feind meines Feindes ist mein Freund«, erklärte er.
    »Von welchem Feind sprecht Ihr jetzt?«, fragte sie.

    »Ich kenne nur eine Sache, für die ich eintrete, und das ist die Bewahrung unserer Kirche.«
    »Für die wir auch die Stadt bewahren müssen«, ergänzte sie. »Was habt Ihr vor?«
    Er sah sie unverwandt an. »Man müsste die großen Familien, die den Zusammenschluss mit Rom unterstützen, dazu bringen, dass sie auf Gott vertrauen, statt sich von ihrem Eigennutz leiten zu lassen. Falls sie nicht bereit sind, das von sich aus zu tun, werde ich sie um ihres Seelenheils willen an einige der Sünden erinnern, von denen ich sie vor Gott lossprechen kann, wenn auch nicht vor den Menschen – und natürlich auch an das, was jeden erwartet, der sich der göttlichen Gnade nicht vergewissert hat.«
    »Ziemlich spät«, sagte sie.
    »Hättet Ihr mir diese Waffen schon früher in die Hand gegeben, als sich Charles von Anjou noch nicht darangemacht hatte, zum Kreuzzug aufzubrechen?«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich das jetzt tun werde. Vielleicht möchte ich sie doch lieber selbst einsetzen.«
    »Genau wie mir steht Euch die Macht zu Gebote, zu verwunden, Zoe Chrysaphes«, sagte er mit dem Anflug eines Lächelns. »Aber mir ist die Macht gegeben zu heilen, und Euch nicht.« Er nannte drei Namen.
    Sie zögerte und sah ihn aufmerksam an, dann schien sie wieder etwas zu belustigen, und schließlich teilte sie ihm mit, was er wissen musste.

KAPİTEL 70
    Palombara traf nur einen Tag nach Vicenze in Rom ein. Zwar war die Überfahrt in jeder Hinsicht gut verlaufen, doch hatte ihm das Bewusstsein der Niederlage jede Freude daran vergällt. Er war in Ostia an Land gegangen und hatte schon nach kurzer Rückfrage erfahren, dass ihm sein Amtsbruder um vierundzwanzig Stunden zuvorgekommen war.
    Der Papst hatte bereits die Kardinäle versammelt, als Palombara hereinkam, nach wie vor in seinen durchgeschwitzten und von Staub bedeckten Reisekleidern. In diesem Aufzug hätte man ihm wohl zu jeder anderen Zeit den Zutritt zu den Privatgemächern des Papstes verweigert, doch jetzt lag eine so starke Erregung in der Luft wie vor einem Sommergewitter. Alle redeten durcheinander, Blicke gingen hin und her, und bei Palombaras Anblick legte sich ein Lächeln auf die Züge der Anwesenden. Bildete er sich nur ein, dass man über ihn spottete, oder verhielt es sich tatsächlich so?
    Eine geöffnete Kiste stand mitten im Raum; nur ein Tuch bedeckte noch die Ikone der Heiligen Jungfrau, die Kaiser Michael bei der Rückkehr seines Volks in die Heimat mit sich geführt hatte.
    Vicenze hielt sich ein wenig abseits. Auf seinem Gesicht lag unverhüllter Triumph, seine blassen Augen leuchteten im Bewusstsein seines Sieges. Nach einem kurzen Blick zu Palombara wandte er sich gleich wieder ab, als sei dieser völlig unbedeutend, ein Mann,

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