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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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zusammengekniffenen Augen aufmerksam an. »Welche Schande, Zoe?«
    Sie lächelte. »Alte Geheimnisse.«
    »Warum habt Ihr Euch die nicht schon vorher zunutze gemacht, wenn Ihr sie kennt?«, fragte er.
    »Ich habe sie erst jetzt erfahren. Philotheos Makrembolites ist tot. Wusstet Ihr das?«
    »Es ist zu spät. Der neue Papst ist eine Kreatur des Königs von Frankreich. Spanien und Portugal werden sich auf seine Seite schlagen, weil ihnen nichts anderes übrigbleibt. Daran kann alles Gold von Byzanz nichts ändern.«
    »Denkt an Euer Volk«, drängte sie. »Denkt an sein Leiden in den langen Jahren der Vertreibung und an all jene,
die nicht zurückgekehrt sind. Wir leben seit tausend Jahren hier, haben großartige Paläste und Gotteshäuser errichtet. Wir haben Schönheit geschaffen, die zum Auge, zum Ohr und zum Herzen spricht, Gefäße aller Art, Standbilder von Menschen und Tieren. Wir haben Gewürze eingeführt, Seide von der Farbe der Sonne und des Mondes, Bronze und Gold sowie Schmucksteine aus allen Winkeln der Erde.« Sie breitete die Hände aus. »Wir haben den Himmel ausgemessen und die Bahnen der Sterne erkundet. Unsere Ärzte haben Krankheiten geheilt, die andere nicht einmal zu benennen wussten.« Sie sprach immer eindringlicher. »Doch noch wichtiger als all das ist, dass unsere Träume in den Köpfen der Menschen auf der halben Welt ein Feuer entzündet haben, dass wir Hoch und Niedrig mit der Gerechtigkeit bekanntgemacht haben. Unsere Literatur hat ganze Generationen von Menschen bereichert und die Welt schöner gemacht, als sie ohne uns gewesen wäre. Lasst nicht zu, dass die Barbaren erneut über uns herfallen! Ein zweites Mal würden wir uns nicht davon erholen.«
    »Ihr wisst nicht, wann Ihr geschlagen seid, nicht wahr, Zoe?«, fragte er mit mildem Lächeln.
    »Doch«, sagte sie. »Das erste Mal war vor siebzig Jahren, als ich gesehen habe, wie das Feuer der Hölle die verzehrt hat, die ich liebte. Wenn das noch einmal geschieht, werde ich mit dahingehen.« Sie holte Luft. »Doch ich gelobe im Namen der Heiligen Jungfrau, dass ich nicht sterben werde, ohne zu kämpfen. Die Geschichte wird uns nicht vergeben, wenn wir uns dem versagen.«
    »Ich weiß«, gab er ihr Recht. »Kosmas Kantakouzenos ist tot – wie auch Arsenios Vatatzes, Georgios, Grigorios und jetzt auch Irene. Sagt mir, wieso lebt Giuliano Dandolo noch?«

    Sie hätte es sich denken müssen, dass er ihr Spiel von Anfang an durchschaut hatte.
    »Er kann mir noch von Nutzen sein«, gab sie zur Antwort. »Er wirbt bei Feinden des Grafen von Anjou um Unterstützung und schürt den Aufruhr in Sizilien. Ich werde dafür sorgen, dass Scalini ihn aus dem Weg räumt, wenn wir ihn nicht mehr brauchen. Ich hätte eine elegantere Lösung vorgezogen, aber uns bleibt keine Zeit«, fügte sie hinzu.
    Er nickte, in seinen Augen lag Trauer. »Schade. Ich konnte ihn gut leiden.«
    »Ich auch«, pflichtete sie ihm bei. »Aber er ist und bleibt ein Dandolo.«

KAPİTEL 87
    Am offenen Fenster stehend, sah Zoe auf das Licht über dem Meer. Der Wind, der aus dem Osten vom Wasser herüberwehte, biss ihr in die Haut. Zwar lag in ihm noch eine Ahnung von Eis, doch zugleich auch das Versprechen des Frühlings. Ihre Pläne begannen zu reifen. Sie hatte das Geld bekommen, auch wenn das nicht einfach gewesen war. Erst am Vortag hatten die Skleros klein beigegeben. Dafür hatte sie ihnen einen zusätzlichen Beitrag abgepresst, um ganz sicher zu sein, dass sie ihren Widerstand gegen den Zusammenschluss mit Rom aufgaben. Das Überleben der Stadt hing davon ab.
    Außerdem gedachte Zoe mit ihren Bemühungen Helenas Pläne zu durchkreuzen. Auch wenn das, verglichen mit der Notwendigkeit, für das Überleben von Byzanz zu sorgen,
unerheblich war, gewann sie diesem Vorhaben den süßen Geschmack des Triumphes ab.
    Thomais stand mit verängstigter Miene an der Tür. »Bischof Konstantinos möchte Euch sprechen. Er ist über die Maßen aufgebracht.«
    Zoe hatte nichts anderes erwartet. »Lass ihn eine Weile warten und schick ihn dann herein.«
    Thomais fragte besorgt: »Fehlt Euch etwas? Soll ich Euch Kamillentee bringen? Ich kann dem Bischof sagen, dass er ungelegen kommt und Ihr ihn nicht empfangen könnt.«
    Zoe lächelte. Der Gedanke war verlockend. Noch während sie überlegte, ob sie diesen Vorschlag aufnehmen sollte, tauchte der Bischof in seinen prächtigen Gewändern im Gang hinter Thomais auf, offensichtlich entschlossen, sich Zutritt zu verschaffen, ob man ihn nun

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