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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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Sicherheit nicht zu ihrer Mutter auf die Stadtmauer stellen, um die gegen sie Anstürmenden mit siedendem Pech zu übergießen und im Kampf den Tod zu finden. Sie war keine Märtyrerin, sondern gehörte zu denen, die um jeden Preis überleben wollten. Sie würde mit Sicherheit eine Möglichkeit finden, zu entkommen und anderswo neu zu beginnen. Und auf jeden Fall würde sie bei ihrer Flucht Geld mitnehmen.
    Kaiser Michael würde nie und nimmer klein beigeben und eher sterben, als sich den Angreifern zu beugen. Ohnehin würde ihn ein Charles von Anjou nicht am Leben lassen und darüber hinaus dafür sorgen, dass auch alle Thronanwärter umgebracht wurden. Sofern sich Helena darüber nicht im Klaren war, musste sie dumm sein. Ihre Abkunft war gleichbedeutend mit ihrem Todesurteil. Charles von Anjou würde dafür sorgen, dass kein Rivale einem Marionettenkaiser von seinen Gnaden gefährlich werden konnte.
    Die Lösung, nach der Zoe suchte, fiel ihr beim Gedanken an die Hitze des siedenden Pechs ein, das sie verwenden wollte. Was konnte es für einen Eroberer, der in Byzanz Ruhe haben wollte, damit sein Heer nach Jerusalem weiterziehen konnte, Besseres geben, als den von ihm neu eingesetzten Kaiser mit einer rechtmäßigen Erbin der Dynastie Palaiologos zu verheiraten? Wer blieb, wenn Michael und Andronikos tot waren? Helena!

    Ihre Gedanken jagten sich. Sie war von sich selbst entsetzt, denn diese Art von Verrat überstieg jede Vorstellungskraft.
    Sie saß da, umschlang sich mit den eigenen Armen und zitterte trotz der Wärme des Kaminfeuers. Als Erstes musste sie das Geld aufbringen, von dem Palombara gesprochen hatte, und dafür sorgen, dass mit dessen Hilfe möglichst viel Aufruhr und Widerstand geschürt wurde. Inzwischen wusste sie auch, woher das Geld kommen würde.
    Ihre Macht hatte stets darin bestanden, dass sie die Geheimnisse anderer Menschen kannte und Beweise besaß, mit denen sie diese zugrunde richten konnte. Der Mann, der ihr jetzt nützlich sein konnte, war Philotheos Makrembolites. Erst vor einer Woche hatte sie erfahren, dass er schwer krank war und jederzeit mit seinem Ableben gerechnet werden musste. Besser konnte es gar nicht sein! Sicher hatte er Schmerzen und Angst – vor allem aber hatte er nichts mehr zu verlieren.
    Sie suchte den Raum auf, in dem sie ihre Kräuter aufbewahrte, und bereitete mehrere Mischungen zur Linderung verschiedener Schmerzen zu, außerdem ein Schlafpulver, wohlriechende Öle sowie Stärkungsmittel, die den Geist für kurze Zeit erhellten, bevor der Betreffende in das letzte Schweigen glitt.
    Nachdem sie gebadet hatte, kleidete sie sich sorgfältig an, wobei sie auf Schlichtheit achtete, wie es sich für einen Besuch bei einem Sterbenden ziemte. Sie befürchtete nicht, von Philotheos abgewiesen zu werden. Sein Herz war voller Bitterkeit, weil seit dem Brand der Stadt von 1204 einer seiner Arme verkümmert war, da war er sicher willens, sich an das lange zurückliegende Unrecht erinnern zu lassen und ihr bei einer Rache zu helfen, die auszuüben ihm selbst
nicht mehr vergönnt sein würde. Im Grab waren Geheimnisse nichts wert.
    Ganz, wie sie es erhofft hatte, empfing er sie in seinem abgedunkelten und überheizten Zimmer. Während er sich mühselig aufrichtete, indem er sich auf die Ellbogen stützte, verzog sich sein Gesicht vor Schmerzen. Er entblößte die Zähne zu etwas, was wohl ein Lächeln sein sollte, aber eher einem Zähnefletschen glich, und fragte: »Seid Ihr gekommen, Euch an meinem Sterben zu weiden, Zoe Chrysaphes? « Dabei ging sein Atem pfeifend. »Nur zu. Auch Ihr kommt an die Reihe, und wahrscheinlich erlebt Ihr es noch, dass man die Stadt erneut in Schutt und Asche legt.«
    Sie kannten einander zu gut, als dass sie sich gegenseitig etwas hätten vormachen können. Er wusste ebenso gut wie sie, dass sie nicht gekommen wäre, wenn sie sich nicht etwas davon versprochen hätte.
    »Was ist da drin?«, fragte er mit misstrauischem Blick auf ihren Lederbeutel mit den Kräutern, Salben und anderen Mitteln.
    »Etwas zur Linderung der Schmerzen. Natürlich nur vorläufig. Alles geht dann zu Ende, wenn Gott es will.«
    »Ihr seid kaum jünger als ich, da nützen Euch auch Schminke und Duftwässer nichts. Ihr riecht wie die Stube eines Alchemisten«, gab er zurück.
    Sie rümpfte die Nase. »Ihr dafür wie ein Beinhaus. Möchtet Ihr etwas Erleichterung oder nicht?«
    »Um welchen Preis?« Seine Augen sahen gelblich aus, als ob die Nieren ihren Dienst versagten.

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