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Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman

Titel: Die Dunklen Wasser Des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry , K. Schatzhauser
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und durch und durch griechisch. Ihre Ausstrahlung zog ihn an wie Lichtschein ein Insekt.
    »Was lediglich vom Auge wahrgenommen wird, ist nicht unbedingt von Bedeutung«, gab er zurück.
    Sie lächelte. Sie schien sogleich die in diesen Worten enthaltene leichte Schmeichelei verstanden zu haben und davon belustigt zu sein. Das konnte der Beginn eines langen geistigen Zweikampfes werden, sofern sie sich wirklich für den orthodoxen Glauben einsetzte und entschlossen war, ihn vor der Besudelung durch Rom zu bewahren.

    Sie hob die schmalen Brauen. » Woher sollte ich das wissen? Wir haben nichts, was von Bedeutung wäre.« Er merkte, dass sie am liebsten gelacht hätte.
    Er wartete.
    »Fürchtet Ihr nicht, dass es unrecht sein könnte, unsere Unterwerfung zu verlangen?«, fragte sie schließlich. » Werdet Ihr nicht nachts wach, wenn Ihr allein seid und die Dunkelheit um Euch herum voller Gedanken ist, voll Gut und Böse? Fragt Ihr Euch dann nicht, ob statt Gott der Teufel zu Euch spricht?«
    Er zuckte zusammen. Mit einer solchen Äußerung hatte er nicht gerechnet.
    Sie sah ihm in die Augen. Dann lachte sie lauthals. »Ich verstehe schon! Ihr hört niemandes Stimme, nicht wahr, nur Schweigen. Ewiges hallendes Schweigen. Das ist das Geheimnis Roms – es gibt dort niemanden außer Euch!«
    Er sah in ihrem Gesicht Erkenntnis und Siegesgewissheit. Sie hatte die Leere in ihm erkannt.
    Er stand da und sah sie an, während die herausströmende Menge der Gottesdienstbesucher an ihnen vorüberzog. Wie einen Feuerbrand spürte er die Qual, die sie empfand. Er vermochte durchaus Mitgefühl für sie aufzubringen, doch war ihm auch bewusst, dass es zum Zusammenschluss der beiden Kirchen kommen würde, ganz gleich, ob Zoe Chrysaphes damit einverstanden war oder nicht. All diese herrlichen Dinge, die dem Auge, dem Ohr und vor allem dem Geist so wohl taten, konnten durch seelenlose Menschen zerstört werden, wenn das Heer der Kreuzfahrer erneut über die Stadt herfiel.
    Dass er dieser Frau begegnet war, gab ihm Vicenze gegenüber einen Vorteil in die Hand, von dem er ihn besser nichts wissen ließ.

    In den folgenden Wochen bemühte er sich unauffällig darum, mehr über Zoe Chrysaphes zu erfahren, horchte, ob ihr Name genannt wurde, statt selbst danach zu fragen, und erfuhr auf diese Weise nach und nach so manche Einzelheiten über ihre einst mächtige Familie, unter anderem, dass ihr einziges Kind, Helena, die in das alte Kaiserhaus Komnenos eingeheiratet hatte, kürzlich durch Mord zur Witwe geworden war.
    Gerüchten zufolge war Zoe die Geliebte vieler Männer gewesen, darunter möglicherweise sogar des Kaisers, Michael Palaiologos. Palombara neigte dazu, das zu glauben. Selbst jetzt noch strahlte sie etwas Sinnliches aus, eine wilde Lebenskraft. Neben ihr erschienen andere Frauen blass und bedeutungslos.
    Einen Augenblick lang bedauerte er, päpstlicher Legat in einem Lande zu sein, wo er nicht vom Weg der Tugend abzuweichen wagte. Vicenze hatte stets ein achtsames Auge auf ihn, und ganz davon abgesehen war Zoe bestimmt nicht die Frau, die sich einen Liebhaber nur um der Sinnenlust willen nahm.
    Er musste unbedingt eine Begegnung mit ihr herbeiführen. Zu diesem Zweck suchte er auf der Mese ein ausgefallenes Geschenk für sie aus, etwas Einzigartiges, was imstande war, ihre Neugier zu wecken. Damit könnte er sie unter dem Vorwand aufsuchen, von ihr einen Rat zu erbitten. Inzwischen wusste er genug über sie, um das glaubhaft erscheinen zu lassen.
    Man führte ihn in ihren prächtigen Empfangsraum, von dem aus der Blick auf die ganze Stadt und den Bosporus dahinter fiel. Es war wie eine Rückkehr in die Stadt aus der Zeit vor der Eroberung: Dort schien der Glanz kaum gemindert, der Stolz noch unangetastet. Den Raum, dessen
Decke hier und da mit Gold verziert war, schmückten jahrhundertealte herrliche Wandteppiche, deren Farben noch erstaunlich kräftig waren, außer dort, wo der Lichteinfall sie ein wenig ausgebleicht hatte, und den Marmorboden hatten die Füße von Generationen geglättet. An einer Wand sah er ein nahezu zwei Fuß langes goldenes Kruzifix, auf dem der Gekreuzigte so ungewöhnlich herausgearbeitet war, dass man glauben konnte, er zucke in den letzten Qualen.
    Zoe trug eine bernsteinfarbene Tunika unter ihrer Dalmatika, die von einer mit Granat besetzten Goldbrosche gehalten wurde. Sie schien belustigt, als habe sie gewusst, dass er kommen würde, wenn auch nicht unbedingt so bald.
    Außer ihr befand sich ein

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